Mithgar 10 - Die schwarze Flut
leuchtet. Und in dieser glühenden Winternacht sammelt sich Modrus Gezücht und streift ungehindert umher - Rukha, Lokha, Ogrus, Ghola, Vulgs und womöglich noch andere, bisher unbekannte Wesen, denn dort wirkt Adons Bann nicht.«
»Halt, einen Augenblick«, unterbrach Danner. »Das kann nicht sein, denn Adons Bann herrscht, solange die Nacht dem Tag folgt und der Tag der Nacht; so lautet sein Versprechen.«
»Mein vertrauensvoller Waldan«, sagte Vidron, »du vergisst eins: Im Dusterschlund herrscht ewiges Zwielicht. Deshalb folgt dort weder Tag auf Nacht noch Nacht auf Tag. Dort ist der Bann gebrochen.«
Gebrochen? Der ewige Bann? Tuck schien es, als würde sein Herz stehen bleiben, da Modru nun selbst Adon trotzte. Wie konnten eine dürftige Zahl von Menschen und eine Handvoll Wurrlinge hoffen, einer solchen Macht zu widerstehen? »Ach, aber schiebt die Gedanken an Winternacht und Dusterschlund erst einmal beiseite, und vergesst auch Modrus Horde«, schlug Prinz Igon vor, »denn im Augenblick können wir ohnehin nicht das Geringste daran ändern. Holt lieber die Waerlinga, die euch begleiten. Ihr müsst hungrig sein. Ich bringe Euch auf ein Mahl zur alten Festung, während Marschall Vidron über eure Verwendung nachdenkt. Und ich führe Euch auch zu meinem Vater, denn der Hochkönig möchte die Waerlinga sicherlich kennenlernen und die Geschichte von der Ermordung des Herolds durch die Vulgs hören.«
Igon nickte General Vidron und seinem Stab zu und begab sich mit Tuck, Danner, Patrel und dem Hauptmann der Torwache zur Eiche, wo der Prinz zur Freude der Jungbokker allen vorgestellt wurde. Stürmischer Jubel brandete auf, als verkündet wurde, dass sie zu einer warmen Mahlzeit aufbrachen, und sie bestiegen unter fröhlichem Geplapper ihre Ponys, um Igon zu folgen. Nachdem die Wurrlingskompanie dem Hauptmann zum Abschied zugewunken hatte, der sich wieder auf den Weg zum Tor machte, ritten sie hinter dem Prinzen auf seinem Pferd Rost zu einer Stelle in der Mitte der nördlichen Mauer. Dort führte sie Igon durch ein Seitentor und über den gepflasterten Innenhof der alten Festung, bis sie schließlich einige Stallungen erreichten.
Nachdem sie ihre Reittiere versorgt hatten, brachte Igon die Jungbokker in eine leere Kaserne, wo sie ihre Habseligkeiten von den Packponys verstauten. Anschließend geleitete sie der Prinz in einen Speisesaal zu der versprochenen Mahlzeit und brach das Brot mit ihnen. Igon staunte über ihren Appetit, denn sie waren ein so kleines Volk - ihre Füße baumelten frei von den nach menschlichen Maßen gebauten Bänken, und sie konnten gerade noch über den Tischrand blicken - doch sie schlangen Essen in sich hinein wie hungrige Vögel, und in der Tat schnatterten sie dabei wie Elstern bei einem Festschmaus. Ringsum hielten Männer inne, um ihnen lächelnd zuzusehen. Doch die Wurrlinge achteten nur auf das Essen, denn für sie war es tatsächlich ein Festschmaus, die erste warme Mahlzeit seit acht Tagen, und die ließen sie sich glückselig schmecken. »Hier in diesem Saal werdet Ihr alle Eure Mahlzeiten einnehmen, solange Ihr in der Feste seid«, verkündete Igon, und die Kompanie antwortete mit herzlichem Einverständnis. Der Prinz wandte sich an Patrel. »Und nun, Hauptmann Patrel, werde ich mit Euch und Euren Leutnants meinen Vater aufsuchen, denn er wird, genau wie ich selbst, Eure vollständige Geschichte hören wollen. Was Eure Kompanie angeht, so kann ich einen Führer kommen lassen, der ihnen die Festung zeigt, oder aber sie ruhen sich in der Kaserne aus.«
»Cor!«, rief Argo aus. »Mit meinem vollen Bauch könnte ich ein Nickerchen auf diesem weichen Feldbett da hinten in der Kaserne vertragen. Und es wird eine willkommene Abwechslung zu dem harten Boden und dem kalten Schnee sein.«
»Ha! Ich auch«, meldete sich Arvin. »Seit mein Blick auf diese wunderhübsche Matratze fiel, freue ich mich schon darauf, meine müden Knochen auszuruhen.« Allgemein erhob sich zustimmendes Gemurmel. »Aber in einem Raum da hinten habe ich auch ein, zwei Badewannen entdeckt, und ein heißes Bad vorher, das war etwas für mich.« Ein Bad!, schrien mehrere Stimmen auf einmal, und es gab ein wildes Gebalge, als die Wurrlinge Hals über Kopf aus dem Speisesaal stürmten, um als Erste in den Wannen zu sein. Tuck wünschte sich, er könnte mit ihnen gehen.
Prinz Igon erhob sich lachend, um sich mit Patrel, Tuck und Danner auf die Suche nach dem König zu machen.
Durch labyrinthartige Korridore aus
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