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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Danner und dem Mann, aber gemäß Vidrons Einschätzung sprach Hauptmann Jarriel nur vom Dienst für den König und behandelte die Wurrlinge, als hätte der Streit nie stattgefunden. Ein Page erhielt den Auftrag, den Angehörigen der Waerlingkompanie alle Winkel und Ecken der Burg zu zeigen. Sie mussten mit deren Grundriss vertraut werden, zumindest mit den wichtigsten Korridoren und Räumen, sowie mit den Wällen und Brustwehren. Dann würden sie ihren Dienst an der Seite der Männer der Burgwache beginnen.
    An diesem Tag wie auch am folgenden verbrachten sie jede freie Minute damit, sich die Umgebung der Burg einzuprägen. Am zweiten Tag besuchten sie außerdem die Waffenschmiede des Königs, wo man Maß für ihre Harnische nahm. Diese bestanden aus sich überlappenden Scheiben aus gekochtem Leder, die an einem wattierten Wams befestigt waren, und wurden während der Bewachung der Festungswälle als Rüstung getragen. Am dritten Tag wurde Tucks Gruppe zur Bewachung der Nordmauer eingeteilt, während Danner den südlichen Schutzwall übernahm.
    »Ha!«, bellte Argo, als sie die Rampe an der Rückseite der Bastion hinaufstiegen und auf die Wallbank hinter der mit Zinnen besetzten Brustwehr kamen. »Ich habe es schon einmal gesagt, und ich sage es wieder: Diese Mauern wurden nicht gebaut, damit Wurrlinge auf ihnen patrouillieren. Cor, über die Mauerzacken kann ich nicht mal drüberschauen, und durch die Schießscharten sehe ich nur hinaus, wenn ich auf dem Waffensockel entlanggehe.«
    »Aber was würdest du denn auch sehen?«, fragte Finn und beantwortete seine Frage gleich selbst: »Nichts, außer dieser schwarzen Wand da draußen, und wer will die schon sehen? Nein, wir sind hier, um die Horde zu federn, falls sie versuchen sollte, über diese Mauern zu klettern.« Finn ging zu einer Reihe Pechnasen und spähte durch die Löcher, durch die sie Pfeile regnen lassen würden, falls der Feind versuchen sollte, die Wälle zu erstürmen.
    Tuck verteilte die Jungbokker entlang des steinernen Vorhangs; sie lösten die Männer bei der Bewachung der nördlichen Mauer ab. Wie Argo gesagt hatte, gingen sie auf dem Waffensockel entlang, um ins Land hinausschauen zu können. Und weit im Norden ragte drohend die Dunkelheit auf.
    Zwar wanderte die Sonne über den Himmel, doch ansonsten schien die Zeit stillzustehen, denn nichts bewegte sich auf den verschneiten Ebenen jenseits der Vorberge. Es schien, als hielte das Land den Atem an und wartete... wartete. Und Tucks Blick zog es immerfort zum Dusterschlund.
    Zur Hälfte der Wache kam Patrel, um das Mittagsmahl gemeinsam mit Tuck einzunehmen. Als sie beim Essen saßen, sagte Tuck: »Ich muss ständig an Hauptmann Darbys Worte an der Spindelfurt denken, als er nach Freiwilligen fragte, die dem Ruf des Königs folgen wollten. »Werdet ihr entlang des Dornwalls patrouillieren oder auf den Wällen der Feste Challerain ?< sagte er. Damals wusste ich nicht, wie prophetisch seine Worte waren, aber jetzt bin hier, genau auf den Wällen, von denen er gesprochen hat.«
    »Vielleicht steckt in jedem von uns etwas von einem Seher«, erwiderte Patrel und biss von seinem Brot ab. Er kaute nachdenklich. »Die Kunst besteht darin, zu wissen, welche Worte prophetisch sind und welche nicht.«
    Sie aßen schweigend und blickten aufs Land hinaus. »Ach, diese schwarze Wand da draußen sieht so gefährlich aus«, sagte Patrel schließlich. »Und wer weiß, was in der Dunkelheit dahinter lauert. Aber eines müssen wir tun: Lass deine Bokker heute Abend und in jeder dienstfreien Minute, die sie erübrigen können, Pfeile befiedern, denn es könnte sein, dass wir irgendwann so viele davon brauchen wie nur möglich.« Tuck nickte wortlos, und Patrel beobachtete das düstere Land.
    Die Sonne setzte ihren langsamen Lauf über den Himmel fort, und am späten Nachmittag kamen Prinzessin Laurelin und eine ihrer Hofdamen zum nördlichen Wall. Die Prinzessin schaute weit über den Winterschnee hinaus, ihre Augen suchten die Ränder der unheilvollen schwarzen Wand, des fernen Dusterschlunds ab. Sie war in einen dunkelblauen Umhang gehüllt und hatte die Kapuze hochgeschlagen, sodass ihr liebliches Gesicht verdeckt war; nur eine einzelne Locke ihres flachsfarbenen Haars schaute heraus. Sie schien zu zittern, und Tuck fragte sich, ob der kalte Stein sie frösteln ließ oder die schemenhafte Düsternis am Horizont.
    »Prinzessin«, sprach er sie an, »ein Stück weiter entlang der Mauer brennt ein wärmendes

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