Mithgar 10 - Die schwarze Flut
Dunkelheit. Doch auch nach dem Scheitern dieses Plans gibt es noch eine Möglichkeit, den Vormarsch des Feindes nach Süden zu verlangsamen: Wir müssen nur die Taktik von Prinz Galen übernehmen - an einer schwachen Stelle mit aller Kraft zuschlagen und wieder mit der Finsternis verschmelzen, ehe der Feind zurückschlagen kann. Doch dazu müssen wir uns als Erstes aus dieser Falle befreien.«
Vidron verstummte. Aurion blickte seine Berater an, und sie zeigten durch Kopfnicken ihre Zustimmung zu Vidrons Worten. Darauf wandte sich der König wieder an seinen General. »Fahrt fort, Feldmarschall.«
»Folgendes müssen wir nach meinem Dafürhalten tun: Wenn die Horde das nächste Mal an den Wällen emporzuklettern beginnt, müssen wir einen Ausfall aus dem Westtor unternehmen, durch ihre Reihen brechen und den Berg hinabeilen. Dann suchen wir das Weite im Dunkel der Ebene.« Vidron blickte jedem einzeln ins Gesicht. »Und so werden wir vorgehen: Innerhalb der Burgmauern gibt es genügend Pferde für eine berittene Truppe, die wir brauchen, um uns alle zu den westlichen Stallungen durchzuschlagen, wo die Männer, die zu Fuß sind, sich Rösser besorgen können. Wenn wir dann alle über Pferde verfügen, fliehen wir in die vom Feind selbst geschaffene Dunkelheit. «
»Aber Rossmarschall«, wandte der junge Brill ein, »wir wissen nicht mit Bestimmtheit, ob von den Pferden im Weststall noch welche leben. Die niederträchtigen Rukha könnten sie in ihrer Bosheit alle abgeschlachtet haben.«
»Nein, Brill«, entgegnete Vidron, »die Rutcha werden sie nicht aus reiner Bosheit töten. Zlye pozhirately koneny! Sie essen Pferdefleisch, die Schändlichen, und werden die Rösser schonen, um sich den Bauch mit ihnen vollzuschlagen.« Vidrons Augen funkelten zornig, denn zwischen den Männern aus Valon und ihren Reittieren besteht ein besonderes Band, und die Vorstellung von Rutcha, die Pferde in Stücke rissen, brachte sein Blut vor Wut in Wallung.
»Ob die Rösser leben oder getötet wurden«, warf Gildor ein, »ändert nichts daran, dass uns kaum eine Wahl bleibt. Entweder wir verteidigen die Wälle ein letztes Mal und sterben bei dem Versuch, oder wir versuchen, den Ring der Rüpt zu durchbrechen. Falls die Pferde im Weststall noch leben und wir sie erreichen, dann werden einige von uns den Kampf weiterführen können. Falls die Pferde tot sind oder wir sie nicht erreichen, dann werden wir kämpfend sterben, aber auch viele der Feinde werden fallen.« Gildor verstummte, und alle Augen wandten sich dem König zu.
Aurion Rotaug blickte jedem Einzelnen prüfend ins Gesicht. »So liegen also drei mögliche Geschicke vor uns: auf den Wällen zu sterben, in leeren Ställen zu sterben oder auf Pferden die Freiheit zu gewinnen. Von diesen dreien lässt uns nur eines die Möglichkeit, weiter gegen Modru zu kämpfen, und dieses werden wir anstreben. Maeg Adoni laenan strengthu to ure earms! Möge Adon unseren Armen Kraft verleihen! Vidron, wir werden nach Eurem verzweifelten Plan vorgehen.«
Als Tuck diese Worte hörte, atmete er aus und merkte nun erst, dass er die Luft angehalten hatte.
»Ja, ich weiß, es handelt sich um einen verzweifelten Plan«, antwortete Vidron, »aber ich sehe keinen anderen Weg. Die Berittenen unter uns müssen auf den Rössern kämpfen, die innerhalb der Burgmauern untergebracht sind, und das schändliche Volk, die Wrg, zurückhalten, bis alle unsere Kameraden mit Pferden versehen sind. Dann müssen wir fliehen, den Nordhang hinab, durch die zerstörten Tore und auf und davon.«
»Wieso den Nordhang?«, fragte Danner. »Warum nicht die Südseite hinunter und direkt in befreundete Länder?«
»Weil nur die zerstörten Tore mit Sicherheit offen sind«, erwiderte Vidron. »Die anderen könnten geschlossen und bewacht sein. Doch Ihr habt mich auf einen Gedanken gebracht. Wir müssen einen Treffpunkt vereinbaren, falls wir getrennt werden. Was schlagt Ihr vor?«
»Wie wäre es im Süden mit den Schlachtenhügeln?«, meinte Danner. »Oder sogar Steinhöhen.«
»Jawohl!«, stimmte König Aurion zu. »Erst die Schlachtenhügel und dann Steinhöhen, denn das ist die Richtung, die wir einschlagen müssen, um Verbündete zu sammeln.«
»Einen Augenblick!«, rief Tuck. »Wurrlinge können nicht auf Pferden reiten! Aber halt, unsere Ponys stehen ja hier in den Burgstallungen, und sie sind schnell - schneller als das Madenvolk zu Fuß.«
»Aber nicht schneller als Helrösser«, sagte der junge Brill. »Ihr
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