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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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mit ihm Schritt hielt und länger wurde, als der Abend nahte. Und er war überrascht, wie hell der Tag war.
    Und er hatte Fragen über Fragen: »Ist die Sonne eine ewige Flamme? Oder wird sie eines Tages sterben? Der Himmel ist so blau; woher kommt seine Farbe?« Auf die meisten seiner Fragen konnten seine Kameraden nur lächelnd antworten: »Das weiß nur Adon allein.«
    Sie lagerten auf einem kleinen Felsturm, der den Quadrill überblickte und leicht zu verteidigen war, denn auch wenn sie die Schwarze Wand hinter sich gelassen hatten, brach immer noch die Nacht an, und es war nicht auszuschließen, dass die Brut Streifzüge unternahm. Doch die Kameraden waren unsagbar müde, denn seit ihrem letzten Lager waren sie weit gelaufen, und nun konnten sie nicht mehr. Tuck versuchte zwar in sein Tagebuch zu schreiben, aber er schlief noch vor Sonnenuntergang ein.
    Irgendwann in der Nacht schreckte Tuck aus dem Schlaf, und ringsum herrschte so tiefe Schwärze, dass sein Herz einen Schlag aussetzte, denn er glaubte, er befände sich wieder im Dusterschlund. Doch dann sah er den hellen Schleier am Himmel prangen, die silbrigen Sterne und die fingernagelschmale Sichel des abnehmenden Mondes, der bleich am Himmel stand, und Tuck seufzte zufrieden und sank zurück in den Schlummer. Und keiner seiner Gefährten weckte ihn zu einer Wachschicht, denn der Wurrling war allein an diesem Tag fünfunddreißig Meilen marschiert - eine mörderische Strecke für jemanden von seiner geringen Größe.
    Als die vier am nächsten Tag ihr Frühstück einnahmen, sah Tuck mit Tränen in den Augen, wie die Sonne in der Morgendämmerung aufging. Wieder staunte er, wie hell der Tag war und wie dunkel die Nacht gewesen war, beide ganz anders als das widerliche Schattenlicht der Winternacht. Sonne, Mond, Sterne, Himmel - wie wunderbar zu schauen! Und nicht nur Tuck entzückte der Anblick der Sonne, denn auch Galen, Gildor und Brega standen wie verzaubert da und beobachteten, wie die goldene Himmelskugel über den Rand von Mithgar stieg, um auf das Land herabzuscheinen.
    Nach Süden marschierten sie, das gewundene Tal des Quadrill hinab, und das Land ringsum war voll der feinen Schattierungen des Winters - die jedem trist erschienen, der nicht gerade den langen Dunkeltagen des Schattenlichts entkommen war. Tuck ließ den Blick über diese wundervolle Landschaft streifen: Über den Hängen im Westen erhob sich das Grimmwall-Gebirge, das sich nach Norden und Süden erstreckte, die mächtigen Gipfel unter einer Haube aus Schnee. Hinter den Berghängen im Osten, und von ihrem Standort aus noch nicht zu sehen, senkte sich eine sanft gewellte Hochebene zum fernen Fluss Rothro und dahinter zum Argon. Hinter ihnen, im Norden, ragte die mittlerweile weit entfernte Schwarze Wand des Dusterschlunds auf. Und als sie um eine Kurve bogen, sah Tuck weit voraus im Süden…
    »Holla! Was ist das dort vorn, Fürst Gildor?«, fragte der Wurrling. »Ich kann es nicht erkennen.«
    »Hai!«, rief der Lian-Krieger. »Hier im Licht von Adons Sonne erweist sich wieder, dass Elfenaugen weiter sehen als die jedes anderen Volks. Das sind die Ausläufer von Darda Galion, Tuck, dem Land der Silberlerchen. Eure Waerrlingsaugen blicken auf den Anfang des großen Waldes der Greisenbäume - das Reich, das Ihr den Lerchenwald nennt.«
    Lerchenwald, dachte Tuck, und vor seinem geistigen Auge erstanden die Karten des Kriegsrats. Lerchenwald: Ein Land der Elfen, das sich vom Grimmwald im Westen zum Fluss Argon im Osten erstreckte und von der Hochebene im Norden zum Hohen Abbruch im Süden, wo das Land Valon begann. Lerchenwald, auch Darda Galion genannt, ein Land der Bäume und Flüsse - Rothro, Quadrill, Zellener und Nith samt ihrer Nebenläufe -, deren sprudelnde Wasser durch den Wald flossen, um sich schließlich in den breiten Strom des Argon zu ergießen.
    Südwärts wanderten sie dem fernen Wald entgegen, und irgendwann auf ihrem Weg hörte Tuck das Geräusch von fließendem Wasser. Als er nachsah, entdeckte er dunkle, gurgelnde Wannen im Eis des Quadrill, wo der Griff der Kälte sich gelockert hatte und Wasser zu Tal stürzte. Und unwillkürlich wanderten die Gedanken des Wurrlings zu jener Nacht an der Spindel-Furt zurück, als das Pferd des Königsboten durchs Eis gebrochen war und der Mann sowie Tarpi ertranken.
    Tuck riss sich von diesen düsteren Gedanken los und betrachtete eingehend die Greisenbäume, als sich die vier Kameraden nun dem Forst näherten. Gar mächtig waren

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