Mithgar 13 - Zwergenzorn
der tiefen Schlucht neben dem Sporn gestürzt war. Hier hielt das Heer an.
In den Klippenvorsprung war eine steile Treppe gehauen, die nach oben über den Rand und weiter zu einem Wächterstand auf einer hohen Zinne führte, von der man das gesamte Tal überblicken konnte. Hier hatten in den alten Zeiten Châkka gestanden und Wache über das Tal gehalten. Jenseits der Wand reckte sich das große Massiv des Grimmhorn in den Himmel und ließ die Klippe winzig erscheinen.
Durek, Rand und Turin Steinspalter erklommen die Treppe. Nachdem sie eine gewisse Höhe erreicht hatten, sahen sie einen steinernen Damm oberhalb des Wasserfalls vor sich, der sich über die gesamte Breite der Schlucht zog und den Dämmerbach staute. »Das Buch des Raben könnte Recht haben, denn dieser Damm wurde nicht von Châkka errichtet«, stellte Turin nach einem Blick auf das Bollwerk fest. »Und er sieht auch nicht ükkisch aus. Die Steine sind zu groß. Dafür war gewaltige Energie nötig. Ich würde sagen, dass es das schändliche Werk von Trollen ist.«
Sie erklommen die Treppe weiter und über ihnen schwebte die natürliche Halbkuppel der Großen Wand. Sie kletterten am Damm vorbei, bis sie die Spitze der Klippe erreicht hatten. Hinter dem Damm und von der Großen Wand umschlossen lag ein schmaler schwarzer See, der sich eine halbe Meile nach Norden und fast zwei Meilen nach Süden erstreckte. Die massive Steinflanke der Halbkuppel begann am entfernten Ufer und wölbte sich aufwärts über ihn hinweg. Irgendwo in diesem Massiv befand sich die Dämmertür, der alte Handelseingang und Weg in den Grimmdorn, und dahinter die Kavernen von Kraggencor.
»Auf der anderen Seite dieses widerlichen schwarzen Sees und südlich der alten Wachstation ist die Dämmertür in die Große Wand gehauen«, erklärte Durek, mit Blick über das stille, dunkle Wasser.
»Seht doch!«, rief Turin. »Da ist die alte Brücke! Und seht, darunter!« Er zeigte auf eine Stelle ein Stück weit südlich die Basis der Halbkuppel entlang und jenseits der Ruinen einer alten Zugbrücke. Dort stapelten sich Geröll, Felsen und andere Trümmer hoch an der Felswand. »Das muss die Dämmertür sein. Wenn ja, hat das Buch des Raben Recht, und der Weg ist versperrt. Ich muss hinüber, um festzustellen, was getan werden muss, um das Portal freizulegen. Von hier aus sieht es nach nicht mehr als zwei Tagen Arbeit aus. Aber um es mit Gewissheit sagen zu können, muss ich mir die Sache aus der Nähe ansehen, denn wir sind ein ganzes Stück entfernt.«
»Ich schätze, dass es etwas mehr als eine Viertelmeile über dieses dunkle Wasser ist«, sagte Rand, »aber wir müssen um das Nordende marschieren, um die Stelle zu erreichen, und dieser Weg ist länger als eine Meile, aber kürzer als zwei.«
Durek rief einen der valonischen Kundschafter zu sich und befahl ihm, zum Heer zurückzureiten und dort zu verkünden, sie hätten ihr lange gesuchtes Ziel erreicht. Sie sollten entlang der Nordflanke des Tals lagern. Außerdem wies er den Kundschafter an, die Obersten Hauptleute zu den Wächterfällen zu bestellen, auf dass sie sich die Große Wand anschauen und sich beraten könnten. Schließlich trug er dem Kundschafter auf, Freund Zwirn aufzufordern, seine Habseligkeiten zu packen und zur Spitze der Kolonne zu ziehen und dann an der Beratung teilzunehmen.
Als der Reiter davongaloppierte, folgten Durek, Rand und Turin dem kahlen Seeufer weiter nordwärts. Sie überquerten die Stelle, wo der Sporn sich weiter aufwärts wand. Hier führte der Weg über die Klippe und verschwand dann unter der finsteren Oberfläche des Schwarzen Teichs, der diesen Weg durch das Tal versperrte. Weder Vogel noch Wild, noch sonstiges Getier sahen sie im Gesträuch der verkrüppelten Büsche und im braunen Gras der Hänge. Kein Fisch oder Frosch, keine Wasserschlange oder sonst eine Kreatur war in dem widerlichen Wasser unter dem ockerfarbenen Schaum zu sehen, der ans Ufer schwappte, auch nicht zwischen den braunen Fasern abgestorbener Wasserpflanzen, die aus den unsichtbaren Tiefen zur matten Oberfläche heraufreichten. Doch es war Winter, und anderswo hatte sich ein Großteil der Tiere in wärmeres Klima oder zum Winterschlaf in Höhlen zurückgezogen. Auch Pflanzen hatten sich braun gefärbt und Blätter verloren und würden erst wieder im nächsten Frühling grünen. Also war die Abwesenheit von Leben nicht bemerkenswert. Dennoch wirkte das Tal lebloser alles umher.
Hunderte Fuß über ihnen wölbte sich
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