Mithgar 14 - Zwergenmacht
Tunnel hallten. Der Ruf wurde beantwortet, als gebe eine Rukh-Truppe der anderen ein Zeichen. Perry kam sich vor wie ein gejagter Fuchs, dem knurrende Hunde auf den Fersen waren.
Beim Laufen nahm Perry plötzlich einen unangenehmen Geruch zur Kenntnis. »Fürst Kian«, keuchte er. »Mir ist gerade etwas eingefallen. Im Buch des Raben. Gildor. Als die Grubengänger durch Kraggencor kamen, sagte Gildor, dass ihm der linke Weg nicht gefiele, denn er rieche wie eine Natterngrube, also kehrten sie um und nahmen den anderen Weg. Jetzt rieche ich etwas, etwas Unangenehmes – als liefen wir einem widerwärtigen Ort entgegen.«
»Wir können nicht umkehren und bisher nicht einmal abbiegen«, entgegnete Kian, »denn die Yrm werden uns mittlerweile auf den Fersen sein, und bisher gab es keine Seitengänge.«
Sie liefen weiter, abwärts, immer tiefer hinunter in die Tiefen des Berges, und Perry hatte das Gefühl, die Bürde des Gesteins über ihnen ächzen hören zu können. Schließlich kamen sie zu einer Kreuzung. Der Hauptweg führte geradeaus, aber nach einhundert Fuß verschwand der Gang unter Wasser. Der Spalt zur Rechten führte aufwärts, der Tunnelboden zur Linken war eben. Keiner der beiden Wege wies Anzeichen einer Bearbeitung auf. Delk wandte sich nach links. »Dieser Weg führt nach Westen, wo die Tür liegt«, stellte er fest und die Sieben flohen weiter.
Der Gang drehte und wand sich, stieg an und sackte ab. Perry verlor völlig die Orientierung und hatte das Gefühl, schon seit Stunden auf der Flucht zu sein. Zu ihrer Rechten verlief schon seit Beginn dieses Tunnels eine breite Schlucht, aus deren Tiefen das Rauschen fließenden Wassers nach oben drang. Sie tasteten sich über Simse, übersprangen breite Spalten im Boden und rutschten mit Geröll übersäte Hänge hinunter. Hinter sich hörten sie Hörner rufen, manchmal schwach, manchmal laut und hallend. Langmesser leuchtete beständig hell. Shannon schätzte, dass die Rukhs nicht mehr als eine halbe Meile hinter ihnen waren und aufholten.
Sie waren seit über fünf Stunden auf der Flucht und hatten nur neun Meilen zurückgelegt, denn der Weg war schwierig. Schließlich stießen sie wieder auf eine Kreuzung, erst die zweite seit Beginn ihrer Flucht. An dieser Kreuzung verlief die Wasserschlucht weiter geradeaus, aber es gab keinen Fußweg mehr, dem man hätte folgen können, sodass ihnen zwei Wege blieben: Der Tunnel zur Rechten führte auf einer natürlichen Steinbrücke über die Schlucht hinweg und verschwand hinter einer Biegung, während der Weg zur Linken schnurgerade und leicht abwärts verlief. Wiederum wählte Delk den linken Weg. »Er führt zurück zu Bregas Weg«, sagte er nur.
Es war zwar kein glatter, gewölbter Gang, aber der Weg war behauen, denn Wände und Boden wiesen Spuren der Bearbeitung mit Hammer, Meißel und Spitzhacke auf. »Das ist ein alter Bergwerksschacht«, grunzte Anval, als er über einen großen Felsbrocken kletterte, der ihnen den Weg versperrte, »der tiefer gegraben ist, als ich es je für möglich gehalten hätte. Und dem Gestank nach ist etwas entdeckt worden, das besser begraben geblieben wäre.« Der widerliche Geruch wurde jetzt mit jedem Schritt stärker. Jeder der Gefährten nahm ihn jetzt wahr, obwohl keiner von ihnen wusste, was es war. Aber Gestank hin oder her, sie liefen weiter durch den Schacht, denn die Hörner der Rukhs ertönten immer noch, und hinter sich konnten sie matten Fackelschein ausmachen. Ihre Feinde kamen näher.
Die Sieben legten etwas weniger als vier Meilen auf dem abwärts führenden, aber mehr oder weniger geraden Weg zurück. Dann verengte sich der Schacht abrupt zu einem Schlitz, der nur noch in Einerreihe begangen werden konnte. In dieser Enge wurde der Gestank beinah unerträglich, und Perry würgte und versuchte den Atem anzuhalten. Er wollte nicht zu diesem Gestank, aber das Gezücht hinter ihnen ließ ihm keine Wahl.
Auf ihrem Weg durch den Schacht rief Delk plötzlich: »Sternsilber! Seht doch! Seht Ihr die Erzader? Dieser Tunnel ist ein Silberon-Schacht!«
Perry sah den matten Glanz silbrigen Metalls im Laternenschein. Obwohl sie verfolgt wurden, blieben die Zwerge stehen, um das kostbare Metall zu berühren, denn sie hatten noch nie zuvor Silberon in seinem Naturzustand gesehen. Dies war der Reichtum Kraggencors. Auf Mithgar gab es nur noch zwei andere bekannte Fundstellen für Silberon. Nur widerwillig rissen sich die Zwerge von dem Anblick los.
Plötzlich gelangten sie an
Weitere Kostenlose Bücher