Mithgar 15 - Drachenbann
nichts zu sehen.
Gwylly zog sich leise an und trat dann hinaus auf den Flur. Er ging durch die Halle der Anbetung hinaus in den Innenhof. Es war eine kalte, klare Nacht, obwohl Wolkenfetzen vor dem Mond vorbeizogen. Gwylly ging durch den Hof zum Tor, neben dem eine Leiter auf die Bastion führte. Als er hinaufgeklettert war, fand er Aravan, der dort Wache hielt.
»Schlaft weiter, Gwylly. Diese Nacht werde ich wachen.«
»Aber Ihr braucht auch Euren Schlaf, Aravan«, protestierte der Wurrling. »Ich kann ab jetzt die Wache übernehmen.«
»Nein, mein kleiner Freund. Ich habe heute tagsüber gut geschlafen und heute Nacht meinen Geist in Erinnerungen erholt, eine Gabe, über die wir Elfen verfügen. Nein, Gwylly, streitet nicht mit mir, sondern kehrt in Euer Bett zurück. Morgen könnt Ihr wachen, aber diese Nacht gehört mir.«
Gwylly lenkte ein und stieg die Leiter wieder hinab.
Am nächsten Morgen schien der Wurrling ausgeruht und bereit. Es war bewölkt, und der Wind heulte um das Kloster. »Ein Sturm kommt«, knurrte Doran, schlurfte hinaus und kehrte mit einem Arm voller Feuerholz wieder zurück.
Aravan saß bereits neben Urus, und jetzt endlich trank der Hüne den Güldminzetee in großen Schlucken, ohne jedoch zu erwachen.
Doran sah zu, wie Urus trank. »Das heißt trotzdem nicht, dass er sein Bewusstsein wiedererlangt«, meinte der Abt, und Gwylly sank der Mut.
Gavan kehrte von seinem Morgengebet zurück und ließ sich schwach in sein Bett fallen. Es war offenkundig, dass die Verletzung den jungen Mann erheblich schwächte, auch wenn die Wunde nur klein zu sein schien. »Ich habe einen Pfeil der Rutcha in den Arm bekommen«, erklärte er. »Er war vergiftet, glauben wir. Aber der Brei hat den größten Teil des Giftes herausgeholt, und ich werde langsam wieder gesund.«
Gwylly beschäftigte sich an diesem Tag damit, die Muskeln in seinem verletzten Arm zu lockern. Doran tauchte Tücher in heißes Wasser und legte sie dem Wurrling auf die Schulter. Die Muskeln waren verspannt. Nachdem er sich aber aufgewärmt, geschlafen und gegessen hatte, sowie nach der Behandlung mit den heißen Tüchern, konnte er seinen Arm besser bewegen. Trotzdem hatte er das Gefühl, als läge eine eisige Faust um sein Herz. Er ging unruhig hin und her und grämte sich wegen Faeril und Riatha, fragte sich, wie es ihnen wohl gehen möge. Der heulende Wind erinnerte ihn vor allem daran, dass die beiden doch ungeschützt den Elementen ausgesetzt waren, es sei denn, sie hatten einen Unterschlupf gefunden.
Doran schlurfte zu einem Schrank, der an einer Wand stand, wühlte darin herum und förderte schließlich ein großes Paket mit Güldminze zutage. Er gab einiges davon Aravan. »Wir haben einen reichlichen Vorrat an Heilkräutern«, sagte er. »Ebenso wie Nahrung und andere Vorräte. Mehr als genug. Wir waren sechzehn Mönche, als wir hier ankamen, und jetzt sind nur noch Gavan und ich übrig.« Bei den Worten seines Abtes senkte der junge Mönch den Kopf und betete.
Gegen Mittag fegte ein Schneesturm über das Land. Der Wind peitschte Schnee gegen die grauen Steine des Klosters. »Das ist ein Frühlingssturm«, sagte Doran. »Unberechenbar. Er kann rasch vorbeigehen oder eine Woche andauern.«
Wieder sank Gwylly der Mut, denn irgendwo da draußen in dem wütenden Sturm befand sich seine Dammia. Und sie waren, soweit er wusste, ohne Nahrung und Schutz.
Den ganzen Nachmittag über wütete der Sturm gegen das Kloster, aber gegen Abend ließ der Wind nach. Als es dunkel wurde, hatte sich der Sturm gelegt.
»Ich glaube, ich gehe auf die Bastionen und halte Wache«, meinte Gwylly. »Die Brut weiß, dass die Mönche hier sind, und ich möchte nicht von ihnen überrascht werden.«
Aravan blickte von Urus’ Bettkante hoch. »Hier, nehmt das Amulett. Ich löse Euch in vier Stunden ab. Außerdem müssen wir Pläne schmieden.«
Doran nickte dankbar, als sich der Bokker fertig machte. »Auf dem Gang neben der Torlaterne hängt ein eiserner Ring. Schlagt ihn an, sollte sich der Feind nähern.« Der Abt klopfte auf seine Armbrust. »Wir werden ihnen einen harten Kampf liefern.
Und entzündet die Laterne nicht, denn das würde unsere Anwesenheit nur verraten.«
Gwylly zog seine Handschuhe über und trat hinaus. Er ging über den Hof und kletterte die Leiter hinauf. Als er auf dem Wachgang war, stellte er fest, dass die Mauern für ihn zu hoch waren. Er konnte nicht hinüberblicken. Doch er fand einen Vorsprung, der unter einem
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