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Mithgar 15 - Drachenbann

Mithgar 15 - Drachenbann

Titel: Mithgar 15 - Drachenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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untröstlich und glaubte nicht, dass ich jemals wieder würde lieben können.
    Und beinahe hätte ich das auch nicht getan. Aber dein Vater und ich kamen zu einer Übereinkunft. Zunächst mochte ich ihn nur, aber langsam - sehr langsam - begann ich, ihn auch zu lieben.
    Aber noch während ich deinen Vater zu meinem Partner erwählte, schwor ich mir dies: Sollte ich jemals mit eigenen Kindern gesegnet sein, würde ich sie vor diesem Herzeleid bewahren, welches ich erlitten hatte.
    Zahllose Jahreszeiten verstrichen, und dein Vater und ich hielten uns an die elfische Lebensart und zeugten weder Söhne noch Töchter, denn damals war unser Volk zahlreich genug. Doch dann kam ein Tag, als unsere Zahl so gesunken war, dass Daor und ich zusammen mit anderen Paaren Kinder bekommen konnten. In unserer Familie wurdest zunächst du geboren, und dann dein Bruder Talar.
    Deine Geburt war es, die die Freude in mein Leben zurückbrachte. Den Rest kennst du.
    Dennoch werde ich Evian niemals vergessen und weine noch immer um ihn.
    Und genau davor will ich dich warnen, Riatha: Liebe niemals einen Sterblichen, denn die Zeit wird kommen, da er dahingerafft wird, langsam zwar, aber unausweichlich, und das wird dir das Herz brechen, vielleicht so sehr, dass es niemals wieder heilt.«
    Rein verstummte, nachdem sie ihre Ermahnung ausgesprochen hatte, aber immer noch liefen ihr die Tränen über die Wangen. In dem Greisenbaum über ihnen sangen die Silberlerchen ihr Abendlied, während sich das Zwielicht langsam über das Land legte. Der Himmel verfärbte sich von Lavendel über Violett zu einem tiefen Purpur und schließlich zu einem samtenen Schwarz. Die Sterne schimmerten golden, kupferfarben und silbern, während das silbrige Licht eines Viertelmondes durch die Zweige fiel und filigrane Schatten auf den Boden zauberte. Schließlich sah Riatha mit ihren grauen Augen in die ihrer ebenfalls grauäugigen Mutter. »Ich werde deinen Rat achten, Mutter, und mein Herz davor bewahren.«
     
    Die Morgendämmerung brach an, eine Zeit des Dazwischen, weder Nacht noch Tag, sondern von beidem etwas. Frühnebel kroch über die Lichtung und zwischen die Bäume, auch er ein Zustand des Dazwischen, weder Wasser noch Luft, sondern von beidem etwas. Und auch der Waldrand und die Lichtung galten als ein Ort des Dazwischen, weder Wald noch Feld, sondern von beidem etwas.
    Gekleidet in einen grauen Lederharnisch, Dünamis auf den Rücken gegürtet, umarmte Riatha ihren Vater und ihre Mutter und gab ihnen einen letzten Kuss. Dann sprang sie auf ihren grauen Hengst, der unruhig tänzelte, begierig, endlich loszupreschen.
    Daor und Rein traten zurück. Ihr Vater legte ihrer Mutter tröstend den Arm über die Schultern.
    Nach einem letzten Lebewohl stimmte Riatha den Gesang an, der ihren Übergang nach Mithgar schaffen würde. Ihre Stimme hob sich und sank deklamierend, war weder Gesang noch Sprache, sondern etwas Dazwischen, und ihr Verstand verlor sich in dem Ritual, war weder bewusst noch unbewusst, sondern ebenfalls etwas Dazwischen.
    Das Pferd trabte an, bewegte sich in einem uralten Muster, seine Hufe blitzten, als es eine Reihe höchst komplizierter Schritte vollführte. Weder ein Tanz war das noch ein Gang, sondern etwas Dazwischen.
    Sie trabten in den wabernden Nebel, dort am Rand des Waldes und Feldes, in dem blassen Licht des Morgengrauens. Grauer Nebel umhüllte sie langsam, als sie die komplizierten Schritte machten und den uralten Gesang anstimmten. Reiter und Ross verschwanden langsam im Nebel, und Riathas Stimme wurde leiser, schwach und war schließlich nicht mehr zu hören.
    In der Stille, die blieb, umarmte Daor Rein.
    Ihre Tochter war verschwunden.
     
    Aus dem Nebel ritt Riatha in das Morgengrauen hinein, immer noch singend, während ihr grauer Hengst nach wie vor das uralte Muster tänzelte. Als die Elfe schließlich das Land um sich herum erkennen konnte, verstummte sie, und auch der Hengst blieb stehen.
    »Gut gemacht, Schatten«, murmelte sie. »Du hast mich nach Mithgar getragen.«
    Das Pferd wieherte leise und nickte mit dem Kopf, als würde er sie verstehen.
    Der Morgennebel umwaberte sie immer noch. Sie befanden sich auf dem Rand zwischen einem Wald und einer Weide, wie es nicht anders zu erwarten war. Denn die Ankerpunkte für die Übergänge waren sich stets ziemlich ähnlich, sonst konnte eine solche Reise nicht vollzogen werden. Je größer die Ähnlichkeit war, desto einfacher waren die Schritte, die hinüberführten. Bis auf sehr

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