Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mithgar 16 - Drachenmacht

Mithgar 16 - Drachenmacht

Titel: Mithgar 16 - Drachenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
Vom Netzwerk:
Gesicht der mächtigen Erg.
    Spät am Morgen des fünften Tages legten die eher gemächlichen Kamele plötzlich an Tempo zu, rannten förmlich eine weite Düne empor, während sie aufgeregt prusteten. Als sie den Scheitel der Düne erreicht hatten, erkannten die Kameraden den Grund dafür. »Grün!«, quietschte Faeril, denn vor ihnen breitete sich am Horizont eine niedrige Gebirgskette aus, und in dieser Sandbucht schimmerte ein großer Palmenhain. Endlich hatten sie die Oase von Falidii erreicht, das geschah etwa sechzig Werst südlich von Sabra.
    Die Kamele grunzten laut ihre Begeisterung heraus.
    »Sie wittern die Datteln«, erklärte Reigo. »Aber mir wäre ein Bad lieber.«
    Er klatschte seine Reitgerte auf die Flanke seines Kamels und schrie: »Yallah, yallah!«, verfiel dann in den Dialekt der Sarain: »Tazuz et h’tachat sehl’cha!« Und sein Dromedar rannte die Düne hinab, gefolgt von den Packtieren. Sie mussten nicht erst angetrieben werden, denn alle Kamele galoppierten zu der Oase, als hätten sie Angst, dass ein anderes zuerst ankommen und ihnen alle Datteln wegfressen könnte.
    Als sie sich dem Palmenhain näherten, sahen sie, dass die Gebäude nur noch Ruinen waren. Ihre Dächer waren eingefallen, einige Mauern zusammengestürzt, und der ganze Ort wirkte verlassen. Obwohl Faeril den Grund dafür nicht kannte, schlug ihr plötzlich das Herz bis in den Hals.
     
    Nachdem sie die Kamele bei den Dattelpalmen angebunden hatten, wälzten sich die Gefährten in dem großen Wasserloch, das hinter einem steinigen Hügel verborgen lag. Das Becken wurde durch einen großen, überhängenden Felsvorsprung geschützt. Es war etwa fünfundzwanzig Meter lang und vielleicht halb so breit. Das Wasser war an der flachsten Stelle dreißig Zentimeter tief, an der tiefsten vielleicht zweieinhalb Meter … und zudem war es kühl, kristallklar und sauber. Als Urus tauchte, fand er an der tiefsten Stelle ein Loch im Boden. Daraufhin mutmaßten sie, dass dieses Becken von einer unterirdischen Quelle gespeist werden mochte, die von den Bergen, die die Oase umgaben, hierherfloss.
    »Vielleicht wird die ganze Oase von diesen Hügeln dort drüben bewässert«, spekulierte Halid. »Ich sehe die Spuren von oueds auf der Oberfläche. Wenn der seltene Regen einmal einsetzt, wird das Wasser in dieses Tal geleitet und versickert in der durstigen Erde. Das Becken selbst jedoch wird vermutlich von einem Fluss gespeist, der unterirdisch die Hänge der Hügel hinabfließt.«
    »Yah hoü«, rief Gwylly und planschte herum. »Mir ist es ganz gleich, wie das Wasser hierherkommt. Dass es das tut, genügt mir völlig.«
     
    Sie errichteten ihr Lager, und als der Abend nahte, nahmen sie die Ruinen in Augenschein, die uralten Gebäude, die auf einer Anhöhe über dem Becken standen. Sie waren aus Lehmziegeln erbaut. Die meisten Wände der Häuser waren zerfallen, die Türen nur noch gähnende Löcher, die Stürze eingefallen und die Mauern zerborsten. Dasselbe galt für die Fenster. Keines der Häuser besaß noch ein Dach, und der Sand war durch die Öffnungen hineingeweht und hatte sich in den Ecken gesammelt. Offenkundig war, dass hier schon seit undenklichen Zeiten niemand mehr gehaust hatte.
    Sie durchsuchten alle Ruinen, fanden jedoch nur Trümmer vor. Sie stiegen weiter die Anhöhe hinauf, suchten eine Antwort darauf, warum die Bewohner diese Oase aufgegeben hatten, fanden jedoch keine. Schließlich erreichten sie das höchste Gebäude, und als sie durch die eingefallene Tür spähten, entdeckten sie auch hier nur eine mit Sand gefüllte Ruine. Doch halt, dort in der Ecke … »Hoü«, rief Gwylly und betrat das Gebäude. »Was ist das?«
    Halb vergraben unter dem Sand lag ein Stück gebogenes Metall.
    Gwylly achtete darauf, dass kein Skorpion im Sand lauerte, und dann zog er das Stück Metall vorsichtig aus dem Sand.
    Der Bokker drehte sich herum, um den anderen seinen Fund zu zeigen.
    »Das ist eine Armschiene«, erklärte Aravan. Als Gwylly ihn fragend ansah, erläuterte er: »Eine Rüstung für den Unterarm. Und nach ihrem Aussehen zu urteilen ist sie bereits sehr alt.«
    Die anderen umringten die beiden. Gwylly gab ihnen seinen Fund und drehte sich dann herum, um weiter in der Ecke herumzustochern, während die Armschiene von Hand zu Hand wanderte. Als Reigo sie nahm, betrachtete er sie prüfend, wollte sie weitergeben, zog sie jedoch zurück und hielt sie schräg gegen die Sonne, die durch ein Fensterloch in die Ruine schien.

Weitere Kostenlose Bücher