Mithgar 16 - Drachenmacht
oh, mein Geliebter! Was habe ich dir und den anderen angetan? Was habe ich nur getan? … Was habe ich Euch nur angetan?«
Urus’ Antwort bestand darin, sie fest in seine Arme zu nehmen.
Im Morgengrauen erwachten die Wurrlinge, verwirrt in ihrem neuen Lager, weit entfernt von der Zisterne und den Palmen.
»Wo sind wir?«, murmelte Faeril auf Twyll. Sie setzte sich auf und hielt die Decke fest an sich gedrückt. »Wo ist meine Kleidung?«
Gwylly richtete sich ebenfalls auf und umarmte die Damman leidenschaftlich. »Oh, meine Dammia, dir geht es gut! Dir geht es gut!«
Er hielt sie auf Armlänge von sich weg und betrachtete sie. Seine smaragdgrünen Augen weiteten sich, als er die silbernen Strähnen in ihrem Haar sah. Doch dann zog er sie wieder an sich. »Ach, Faeril, dieses Ding griff dich an, und ich konnte mich nicht bewegen.«
»Ding? Welches Ding?«
»Aus der Zisterne. Etwas Gigantisches, wie ein Blutegel, nur viel schlimmer …« Gwylly unterbrach sich plötzlich und sah sich hastig um. Er suchte seine Gefährten, sah sie auch, alle, bis auf… »Reigo! Wo ist Reigo?«
Riatha hockte sich neben die Wurrlinge und gab Faeril ihre frisch gewaschenen Kleider, die mittlerweile getrocknet waren. »Reigo ist tot, Gwylly. Ermordet… von diesem … wyrm.v.
Faeril hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand in den Magen geschlagen. »Reigo ist tot?«
Riatha nickte, sagte nichts, sondern deutete nur auf einen Scheiterhaufen aus Sträuchern, auf dem die in eine Decke gehüllten sterblichen Überreste des Reichsmannes lagen.
»Ach, Gwylly!« Weinend schlang die Damman ihre Arme um ihren Bokkerer, der sie fest an sich drückte, während ihm ebenfalls die Tränen über die Wangen liefen.
Nach einem lustlosen Frühstück brachen sie ihr Lager ab.
»Was ist mit dem Brunnen?«, erkundigte sich Gwylly. »Sollen wir ihn zerstören? Die Steinmauern zerbrechen und alles hinabstürzen lassen? Sollen wir das Monster darunter begraben?«
Aravan schüttelte den Kopf. »Der Brunnen enthält kostbares Wasser. Wir werden hierher zurückkehren und das Monster dann töten. Halid hat Warnsteine errichtet, die allen, die hierherkommen, sagen, dass sie sich auf keinen Fall in dem Bassin befinden sollen, sobald die Sonne untergegangen ist. Ich glaube nämlich nicht, dass der wyrm das Tageslicht erträgt.«
Faeril sah den Elf an. »Noch ein Djado-Ort.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Aravan nickte. »Noch ein Djado-Ort. Ein Ort, an den der Tod in einer schrecklichen Gestalt kam und einen Kameraden abschlachtete.«
Urus starrte auf die Zisterne in der Ferne. »Ein Ort, an dem der Tod noch haust.«
Jetzt traten sie zu dem Scheiterhaufen, auf dem Reigo lag. Halid hielt eine Fackel in der Hand. Der Gjeenier sah seine Gefährten an, und dann richtete er seinen Blick auf die Decke.
»Wie der Schaft des Pfeils gefiedert ist,
mit einer der Federn des Adlers selbst,
und in den Himmel emporschießt, um auf ewig zufliegen,
so ist auch diese Seele von ihrem Bogen geschnellt.
Möge der Himmel diesen würdigen Reichsmann aufnehmen,
der ehrenvoll lebte, die Gerechtigkeit verteidigte und die
Wahrheit sprach.
Flieg empor, Reichsmann, flieg auf ewig, denn du wurdest geliebt.«
Halid hielt die Fackel an das Gestrüpp, und die trockenen Zweige fingen sofort knisternd Feuer. Das züngelte empor, während der Gjeenier um den Scheiterhaufen herumging, um ihn an allen vier Ecken anzuzünden.
Allen liefen die Tränen über die Wangen, als sie von dem fauchenden Holzstoß zurücktraten und langsam zu den Kamelen gingen. Gwylly wickelte sich den Turban um den Kopf. »Oh, Gwylly!«, rief Faeril, die ihn beobachtete. »Deine Schläfen sind ja ganz grau!« Bei diesen Worten wandte sich Riatha zu Urus herum und barg ihr Gesicht an seiner Brust.
Schließlich ritten sie aus dem Bassin heraus und fort von diesem Ort, diesem Djado, weg von der Zisterne von Uäjii. Die Kamele nahmen ihre Reise in die endlosen Dünen der Erg wieder auf und suchten den Ort, an dem das Kandra einst wuchs, einen Ort, wo das Orakel von Dodona sein mochte.
Und während sie nach Süden ritten, stieg von dem Boden des Bassins hinter ihnen eine Rauchsäule in den Himmel empor.
Sie legten an diesem Tag vierzehn Werst zurück und übernachteten in den Dünen. Als sie sich unter die Sterne setzten, sprachen sie über das Ding in der Zisterne.
»Vielleicht hat ja diese Kreatur den Brunnen so tief gegraben«, spekulierte Gwylly.
»Als Falle, meinst
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