Mithgar 18 - Drachenkrieg
…
… denn sie war noch gut viertausend Meilen von ihrem Ziel enternt, und es waren nur noch elf Tage und Nächte und ein Tag, bis sich das Verhängnis der Trinität vollziehen würde.
28. Kapitel
ARGON
März, 5E1010 (Gegenwart)
Noch während die letzten Schiffe Silberblatt, Dulon und ihre Pferde über den breiten Argon trugen, ritt die Vorhut der Goldenen Horde auf die Uferböschung und blickte über den Fluss auf die gewaltige Streitmacht, die Hochkönig Garon aufgeboten hatte. Das gab den Männern aus Moko und Jinga zu denken, denn es war das größte Heer, das sie seit dem Einfall nach Ryodo gesehen hatten. Dennoch, die Goldene Horde wurde vom Masula Yongsa Wang angeführt, dem Magier-Kriegerkönig. Und hatte er nicht die Drachen unter seinem Befehl? Dennoch warfen sich die Soldaten der Vorhut skeptische Blicke zu, wenn auch niemand auszusprechen wagte, was er dachte, denn Kutsen Yong, der mächtige Drache, war in letzter Zeit sehr launisch gewesen. Hatte er nicht die Drachen zurückgehalten und nur fünfzigtausend gegen die gut verteidigten Mauern von Dendor entsendet? Aus einer Laune heraus, so sagten einige, andere aber meinten: als Exempel. Wagt nicht, ihn zu reizen, warnten etliche. Und jetzt standen sie, blickten zum gegenüberliegenden Ufer und schätzten die Zahl ihrer Feinde. Doch dann glaubten sie zwischen diesen fernen Soldaten auch Kinder zu entdecken, die Bögen und Pfeile trugen.
Viele Werst entfernt und tief im lebenden Gestein von Mithgar arbeiteten sich drei gewaltige Kreaturen nach Süden vor, vier Meter groß die eine, vier Meter fünfzig die zweite und sogar fünf Meter die dritte. Sie teilten den Stein vor sich und versiegelten ihn hinter sich, während der Dritte in der Mitte ein gewaltiges Artefakt der Macht mit sich trug. Mit ihren großen, edelsteinartigen Augen - aus Rubinen, Saphiren und Smaragden schienen sie zu bestehen - blickten sie hinauf durch den Fels selbst. Welches Licht ihnen die Sicht aber ermöglichte, das wusste keiner zu sagen. Dennoch blickten sie ab und zu hinauf. Und weit oben im Himmel flog ein mächtiger Drache. Eben diesem Drachen folgten sie, denn er war der einzige, der unterwegs war. Die meisten anderen Dachen, einschließlich der toten Kaltdrachen, die noch nicht gehäutet und ihrer Schätze beraubt worden waren, lagen in der Nähe ihrer Horte, oder noch darin.
König Garon stand an der Spitze seiner Streitmacht, mit seinen Beratern, Kriegskommandeuren und deren Beratern. Prinz Ryon befand sich an seiner Seite. Sie alle blickten über den Argon, als sich an dessen Ufer eine gewaltige Armee aufstellte, die über die Pendwyr-Straße heranzog. In ihrer Mitte rollte ein riesiger, goldener Wagen, und hoch über ihnen kreiste ein dunkler Drache.
Garon seufzte. »Ich hatte gehofft, es wäre nicht wahr, doch tatsächlich fliegt ein Drache mit ihnen, auf den Schwingen des Krieges.«
»Es ist Ebonskaith«, sagte Inarion, der Hüter der Nördlichen Reiche von Reil, der ebenfalls zu dem Drachen hinaufgeblickt hatte.
»In Jordfried erzählen wir uns immer noch die Geschichte von Ebonskaiths Kampf mit dem Schwarzen Kalgalath, damals, vor langer Zeit. Die Bewohner von Halfen, dort am Borealmeer, waren Zeugen dieses Kampfes«, sagte König Brandt. »Man sagt, dass der Schwarze Kalgalath am Ende obsiegte, wenngleich nur mit Mühe. Und da Kalgalath jetzt nicht mehr ist, dürfte Ebonskaith der größte aller Drachen sein.«
»Dazu einer, dem wir uns vielleicht stellen müssen«, erklärte Garon und wandte sich zu der Magierfrau Arilla um. »Wisst Ihr, wie man einen Drachen besiegt?«
»Im Augenblick herrscht darum Streit unter meinem Volk«, erwiderte die weise Frau. »Doch ob wir ihn durch geheime Mittel beeinflussen können, oder ihn direkt angreifen müssen…«
»Geheime Mittel? Direkt angreifen?«, fragte die kleine Damman in der goldenen Rüstung.
»Allerdings, Lady Kreuzdorn«, erwiderte Arilla. »Gelingt es uns, seinen Verstand zu verwirren, können wir so obsiegen, durch List. Einige jedoch, unter ihnen auch Belgon, sagen, dass Blitze oder kalter Wille das Mittel wäre, etliche dagegen raten zu Feuer, denn Drachen bekämpfen Drachen mit Zähnen, Krallen und Feuer, oder mit giftigen Gasen, falls sie Kaltdrachen sind.«
»Gibt es noch einen anderen Weg, den Drachen zu bekämpfen?«, wollte die Damman wissen. »Etwas, das wir zu benutzen vermögen, die wir das astrale Feuer nicht wirken können? Eine Waffe, oder eine List vielleicht?«
Arilla
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