Mithgar 18 - Drachenkrieg
unterwegs.«
»Sollten wir nicht Valke vorausschicken?«
»Es ist Nacht, und der Mantel wird nicht den ganzen Blitz der Wandlung verhüllen. Man könnte ihn sehen. Außerdem sind die Türme vielleicht wieder besetzt, bevor Valke sie erkundet hat, wieder zurückgekommen ist und wir dorthin gelangt sind. Nein, vielleicht ist das hier unsere einzige Möglichkeit. Ich sage also, wir gehen sofort.«
»Der rechte Zeitpunkt für Kühnheit und Eile, hm?«, sagte Bair, als sie ihre Rucksäcke schulterten und sich an den Abstieg über den steilen Hang machten. Der Schnee sackte vor ihnen herunter, und sie nutzten jede noch so kleine Deckung auf ihrem Weg zum Ostturm.
Da die Wolken das spärliche Licht der Sterne verdeckten und der schwarze Mond so gut wie kein Licht spendete, war die Nacht nahezu pechschwarz. Hätten nicht die Fackeln auf den Ecktürmen und über dem Turm gebrannt, so hätte selbst Aravans Elfensicht nichts mehr erkennen können. Aber dieser schwache Schein genügte Aravan und Bair, die rasch um den Fuß des Hügels gingen und dann die Anhöhe der Festung erklommen. Dabei hielten sie Kurs auf die Ostwand, weit entfernt von den Ecktürmen.
Sie gelangten zu der äußeren Mauer, ohne entdeckt zu werden.
Bair schwang die gepolsterte Greifkralle zweimal durch die Luft und warf sie dann hoch. Das Seil entrollte sich, und mit einem gedämpften Geräusch landete die Kralle auf der Bastion. Bair zog an dem Seil, die Kralle glitt über die Bastion zu den Zinnen, wo die Krallen schließlich griffen. Bair überprüfte die Festigkeit des Ankers und nickte. »Das wollte ich noch sagen, kelan: Unsere wichtigste Mission ist es, das Silberne Schwert zu bergen, nicht Ydral zu töten. Wenn er dabei zufällig ums Leben kommt, umso besser, aber das Schwert kommt zuerst. Sollten wir die Klinge des Morgengrauens finden, müssen wir sofort fliehen und nach Mithgar zurückkehren, ob Ydral tot ist oder nicht.«
Aravan sah den Jüngling eindringlich an, als sähe er ihn mit ganz neuen Augen, und nickte dann zögernd.
Rasch kletterten sie das Seil hinauf. Bair voraus, Aravan hinterher. Als Bair die Zinnen erreichte, sah er sich vorsichtig um. Die äußere Mauer war nicht bewacht. Er kletterte hinüber, Aravan auf den Fersen.
Eine Rampe führte zu der freien Fläche zwischen den Mauern. Die beiden liefen rasch in der Dunkelheit zum Fuß der inneren Mauer und an ihr entlang zur Südseite.
Dann erklommen sie die rauen Mauern des Turms, vorbei an Schießscharten. Im Turm selbst war es dunkel und still. Sie kletterten immer weiter hinauf, gelegentlich gebremst von einem vereisten Stück oder vom Frost. Schließlich näherten sie sich der Spitze, wo Bair, der vorwegklomm, Aravan bedeutete, still zu sein. Sie klebten beide am Stein, ohne sich zu rühren, denn auf der Mauer näherte sich eine Patrouille. Die gutturalen Stimmen wurden lauter, ebenso die Schritte der mit Eisen beschlagenen Stiefel. Die Wachen trugen Fackeln bei sich, deren Licht heller wurde, und Bair drückte sich an die Mauer, während sein Herz heftig hämmerte. Die Dunkelheit um ihn herum hellte sich auf. Dann leuchtete das Licht unmittelbar über ihnen, glitt weiter, bis sich Stimmen und Fackelschein entfernten, da die Rüpt weiterstampften.
Bair atmete aus und bemerkte erst jetzt, dass er die Luft angehalten hatte. Als die Stimmen der Patrouille nur noch ein schwaches Murmeln waren, kletterte er weiter, glitt über die Zinnen und auf den Gang. Er sah nach rechts und links, während er Kristallopyr aus dem Futteral zog und sich umdrehte, um Aravan hinaufzuwinken. Sein kelan stand jedoch bereits hinter ihm, griff nach dem Speer und zischte: »Setz deine Kapuze auf und halte den Kopf gesenkt. Wir wollen nicht, dass sie erkennen, wer und was wir sind.«
Mit verhüllten Gesichtern wandten sie sich nach rechts, gingen an einer breiten, hohen, mit Eisen beschlagenen Tür vorbei; lautlos betraten sie den zentralen Ostturm. Jetzt ging Aravan voraus, Kristallopyr in der Hand. Bair folgte ihm und umklammerte fest seinen stachligen Morgenstern. An der Innenseite des Turms stand eine breite Falltür weit offen. Neben der Tür lag ein breiter Balken, um diesen Weg zu verbarrikadieren, falls das nötig sein sollte. Eine breite Wendeltreppe führte in das dämmrige Innere des Turms, das von dem Schein der Fackeln im Hof nur schwach erleuchtet wurde. Aravan ging die Treppe hinab, Bair folgte unmittelbar hinter ihm. Sie gelangten in eine weitere Kammer, in der erneut eine Falltür
Weitere Kostenlose Bücher