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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ihrer Stimme schwang keine Spur von Eifersucht. Vermutlich war sie eines solchen Gefühls auch gar nicht fähig. Dazu war mein Schwesterlein viel zu selbstbewußt, viel zu egozentrisch und zu verwöhnt.
    Ich nickte. »Du würdest aus einem solchen Zwischenfall schon gebührend Kapital zu schlagen wissen.«
    »Und ob, Darling. Die Rolle der verschämten Heldin würde mir keinesfalls liegen. Im übrigen kenne ich meine Grenzen. Klein-Dawn denkt in erster Linie an sich selbst. Sie ist anschmiegsam und verträumt — nun ja, eben typisch weiblich.«
    Wider Willen mußte ich lachen. Was anderes sollte man bei einem solchen Mädchen auch tun?
    Miss Adams zeigte sich etwas erzürnt, daß Ruths Husarenstück ein so nachhaltiges Echo gefunden hatte. »Ein hoffnungsloses Unterfangen, bei uns etwas geheimhalten zu wollen«, seufzte sie resigniert. »Ich bin sicher, daß auch Richards längst Wind von der Geschichte bekommen hat. Jedenfalls merkt er, daß sich die Leute über ihn lustigmachen, und das ist etwas, was er auf den Tod nicht leiden kann. Natürlich bringt er diese Angelegenheit mit Emily in Verbindung — er müßte ja ein Narr sein, wenn er das nicht täte. Beweisen kann er nichts — diesmal wenigstens noch nicht. In Zukunft wird er auf der Hut sein. Ich habe Ruth deutlich zu verstehen gegeben, daß ich sie ausschließlich für den Laden engagiert habe und sie sich in Zukunft nur noch um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern hat.«
    »Ausgerechnet Sie müssen ihr solche Vorhaltungen machen! Sie stecken Ihre Nase doch selbst überall hinein«, erwiderte Larry frech.
    Tantchen warf ihr einen verweisenden Blick zu und überhörte im übrigen diese wirklich ungezogene Bemerkung. »Und dann diese jungen Männer!« klagte sie weiter. »Dauernd lungern sie jetzt hier herum, als ob sie nichts anderes zu tun hätten. Was soll das eigentlich bedeuten? Hat Dawn mit ihnen Schluß gemacht, oder was ist sonst passiert?«
    »Oh, Dawn interessiert sich nach wie vor für alles, was Hosen anhat«, erwiderte ich. »Im Augenblick ist sie mal wieder stark mit David liiert. Während der Einmachzeit hatte Paul ihr Christopher aufgehalst, aber auf diese Auszeichnung hat sie inzwischen bestens dankend verzichtet.«
    »So...?« Tantchen runzelte die Brauen. »Derselbe Mr. Wells, der Dawn so eifrig den Hof macht, versuchte gestern Ruth zu einer Autofahrt zu überreden. Auf diese Weise bändelt er ja immer an. Bei Ruth hatte er allerdings kein Glück. Sie erklärte ihm ganz offenherzig, diese supermodernen Luxusautomobile fände sie langweilig, sie bevorzuge ältere Modelle. Das alles kommt natürlich auf Ihr Konto, Larry. Wenn Sie ihr nicht die Haare abgeschnitten und ihre Brille beseitigt hätten, würde sich kein Mann nach ihr umgedreht haben, selbst wenn sie hundert Lieblingsschafe vor der Konservenfabrik bewahrt hätte.«
    »Nun schimpfen Sie doch nicht so mit mir, Tantchen«, erwiderte Larry mit gespielter Zerknirschung. »Sie sind doch selbst ganz froh, daß aus dem häßlichen Entlein ein stolzer Schwan geworden ist.«
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Miss Adams ging hinaus, nicht ohne uns über die Schulter noch zuzurufen, sie habe sich eine Hilfe für den Laden gewünscht und keine Leinwandheldin. Als sie zurückkam, war ihre Miene ernst. Ruth wurde mit keiner Silbe mehr erwähnt.
    »Der armen Mrs. Hill geht es schlecht, begann sie. »Ihr Mann fährt sie heute vormittag ins Krankenhaus. Ich habe ihm gesagt, daß er die Kinder zu mir bringen soll.«
    Sofort regte sich mein Gewissen. Natürlich hatte ich davon gehört, daß die Frau unseres neuen Nachbarn kränkelte, aber das schien bei ihr ein Dauerzustand zu sein. »Wer soll sich denn hier bei Ihnen um sie kümmern?« entgegnete ich schwach. »Vier Kinder, und alle unter sieben Jahren. Wer versorgt übrigens den armen Mann in der Zwischenzeit?«
    Tantchen zuckte die Achseln. »Er hat schon seit Wochen Anzeigen aufgegeben, und ich habe mich ebenfalls um eine Hilfe für ihn bemüht, aber es ist aussichtslos. Wenigstens für heute werde ich die Kinder zu mir nehmen.«
    »Ein Mann, der eine kränkliche Frau und eine Horde Kinder zu uns in den Hinterwald schleppt, gehörte meiner Meinung nach hinter Schloß und Riegel«, stieß Larry böse aus. Unsere Proteste tat sie mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. »Große Familien sollten überhaupt gesetzlich verboten werden. Wenigstens bei uns auf dem Land, wo man kein Personal bekommt.«
    Wir kannten Larry zu gut, um nicht zu

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