Mittagessen Nebensache
Eisenstangen gearbeitet hatte — allerdings nur sehr zaghaft, aus Furcht, von den O’Connors gehört zu werden —, war er direkt dankbar, als ihn David reichlich unzeremoniell aus seinem Gefängnis befreite und zu uns ins Zimmer holte. Er blickte ängstlich von einem zum anderen und wirkte wie ein in die Falle gegangenes Wiesel.
Ich bezweifle, daß das nun folgende inquisitorische Verhör jemandem Freude bereitete — ausgenommen David. Er hätte einen perfekten Erpresser abgegeben. Seine Fragen prasselten mit unerbittlicher Strenge auf den kleinen Mann nieder. Lege Mr. Richards Wert darauf, daß seine Frau erführe, er habe sich zu nachtschlafender Stunde in Miss Waynes Schlafzimmer aufgehalten? Sei er damit einverstanden, daß diese nächtliche Exkursion zum Hauptgesprächsthema in Tiri würde?
Die Antworten mußten naturgemäß verneinend ausfallen.
»Aber ich habe doch nur meinen Hund gesucht«, beteuerte Richards. »Bestimmt, ich wollte nur nach Quicky sehen«, wiederholte er immer wieder aufs neue. David stieß ein melodramatisches Lachen aus.
»Versuchen sie nur, anderen diese Geschichte zu erzählen. Erzählen Sie das nur Ihrer Frau. Immerhin, nicht schlecht erfunden. In der ersten Nacht, in der Miss Adams abwesend ist, tauchen Sie hier auf und wollen uns dann weismachen, Sie hätten nur nach dem Hund geschaut!«
Ich konnte mir nicht helfen, aber ich fand dieses Spiel reichlich grausam. Ruth ging es nicht anders. »Sehen Sie Mr. Richards, es handelt sich ja nicht allein darum, daß man Sie in meinem Zimmer gefunden hat«, warf sie mit ruhiger Stimme dazwischen. »Ich persönlich glaube Ihnen gern, daß Sie nur nach Quicky gesucht haben, aber ich bezweifle, daß jemand anderes Ihnen diese Geschichte abnehmen wird. Und von mir können Sie unmöglich verlangen, daß ich mich in der Öffentlichkeit zu Ihrem Fürsprecher mache. Im übrigen haben Sie sich ja selbst überzeugen können, daß Quicky sich nicht in meinem Zimmer befand.«
»Diesmal nicht. Aber ich möchte wetten, daß sie viele Nächte hier war. Immer dann, wenn ich sie vermißt habe.«
»Viele Nächte«, wiederholte Ruth bedächtig. »Damit sind wir ja schon beim springenden Punkt angelangt. Das wollte ich von Ihnen hören. Warum vermißten Sie Quicky eigentlich gerade immer nachts? Zu welcher Arbeit benötigen Sie zu so ungewöhnlicher Zeit den Hund? Und können Sie mir vielleicht verraten, warum Ihren Nachbarn ständig Schafe abhanden kommen? Zwar immer nur ein paar, aber am Ende des Jahres kommt doch eine stattliche Anzahl zusammen.«
Es sei doch nicht seine Schuld, wenn manchen Leuten die Schafe wegstürben, brummte Richards.
»Aber sie sterben doch gar nicht«, erwiderte Ruth nachsichtig. »Es sind gute kräftige Tiere, die auf sehr geheimnisvolle Weise verschwinden. Mrs. Lees Lieblingsschaf zum Beispiel war sehr lebendig, als Sie es in Ihren Pferch hinübermanipulierten. Sie wollten es doch in die Fleischfabrik schicken, nicht wahr?«
Er starrte Ruth aus großen Augen an. Also dieses Mädchen steckte hinter der ganzen Geschichte, schien er zu denken. In diesem Augenblick mochte ihm blitzartig klargeworden sein, daß David zwar den bösen Mann markieren konnte, Ruth aber die gefährlichere Feindin war.
Ruth nickte. »Ganz recht, ich war es, die Mrs. Lees Schaf aus Ihrem Pferch wieder herausgeholt hat. Das wußten Sie ja auch ohnehin, nicht wahr? Aber stellen Sie sich einmal vor, was die Leute nun denken werden, wenn sie erfahren, daß Sie nachts in mein Schlafzimmer eingedrungen sind? Ganz bestimmt wird niemand glauben, daß Sie mich lediglich — nun sagen wir einmal — erschrecken wollten. Man wird vielmehr annehmen, daß Sie etwas viel Schlimmeres im Schilde führten. Eine sehr üble Geschichte für Sie, Mr. Richards, finden Sie nicht auch?«
Er knurrte, daß er sich den Teufel um das Gerede der Leute schere. Es sei sowieso nur lausiges Pack, das hier im Bezirk beheimatet sei.
»Aber was tun Sie unter all dem lausigen Pack«, konterte Ruth sofort. »Sie mögen uns nicht, und wir mögen Sie nicht. Ich nehme an, daß Sie schon morgen Ihre Farm verkaufen könnten?«
Er erwiderte aufgeblasen, daß ihm erst in der vergangenen Woche ein außerordentlich gutes Angebot gemacht worden sei.
»Aber ich verkauf, wann es mir paßt«,fügte er störrisch hinzu, »und nicht, um anderen Leuten damit einen Gefallen zu tun.«
»Das glaube ich nun doch wieder nicht«, fuhr Ruth mit aufreizend sanfter Stimme fort. »Wenn Sie nämlich erst im
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