Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niki Glattauer
Vom Netzwerk:

    –  Richtig. Cheerleader.
Die wahren Hauptakteure bei einem Footballmatch, wenn Sie uns fragen. Sagt jedenfalls die Kollegin Sibera – und die muss es ja wissen. Naja, wir haben uns verstanden.
    Und schon stand ich wieder vor der Direktion.
    –  Und wo war jetzt von Lukas’ Suspendierung die Rede?
    –  Hast du nicht zugehört?
    –  Und wie ich zugehört habe. Die Szene mit der drohenden Suspendierung hast du offenbar ausgelassen.
    –  Zum Kuckuck, das hat er zwischen den Zeilen gesagt. Er wird nicht sagen: Howdi, ich bin der Mafiapate und hier ist mein Deal, falls Ihnen daran gelegen ist, dass Ihr Sohn nicht suspendiert wird!
    –  Mafiapaten sagen nicht howdi. Und welcher Deal? Jetzt. Bitte. Was. War. Da. Zwischen. Den. Zeilen?
    –  Hab ich laut und deutlich gesagt, bevor du mir die Fernbedienung aus der Hand gerissen hat. Lukas gibt den Cheerlea…
    –  Das hab ich mitbekommen.
    –  … und bleibt an der Schule. Dafür vergesse ich, dass d… eine Lehrerin einen Schüler geohrfeigt hat. Und die Schule samt ihrem Hofrat kommt um eine Anzei…
    –  Wieso weißt du, dass eine Lehrerin einen Schüler geohrfeigt hat?
Moment.
Lukas? Ist Lukas geohrfeigt worden?
    –  Nein, Schatz. Nicht Lukas. Ein anderes Kind. Ich hab’s gesehen. Zufällig, auf der Straße. Ich habe es einfach zufällig gesehen. Und die betreffende Lehrerin hat wahrscheinlich gesehen, dass ich es gesehen habe, und so ist das ins Rollen gekommen.
    –  Welche Lehrerin? Die Sibera?
    –  Nein … eine … die du nicht kennst. Aber ich kenne sie. Jetzt.
Ich hab sie einmal gesehen, als ich vor der Schule gewartet habe.
Als ich die Söll… Lukas bei seinem Ausflug in den Tiergarten begleitet habe.
Da war auch der Vorfall. Im Park vor der Schule.
    –  ---
    –  ---
    –  Du kannst ruhig sagen: die Söllner.
    –  Was? Ich meine, wieso? Wie kommst …
    –  Du kannst ruhig sagen, dass du die Söllner in den Tiergarten begleitet hast. Du hast ja nicht Lukas begleitet, sondern die ganze Klasse. Und damit eigentlich die Söllner. Und damit hast du eigentlich ihre Arbeit gemacht. Vor mir brauchst du diesen Trampel nicht zu schonen.
    –  ---
    –  Echt eine geschmiert? Das gehört aber doch angezeigt. Hätte sie eines meiner Kinder geohrfeigt, hätte ich bei der Schulbehörde ein Disziplinarverfahren angestrengt.
    –  Angestrengt? Heißt das so? Angestrengt?
    –  Wawa. Bitte!
    –  Dann würden sie Lukas suspendieren. Oder sie schicken ihn in die Haupt.
    –  NMS.
    –  Was?
    –  NMS. Es gibt heute fast keine Hauptschulen mehr. Sie heißen NMS. Neue Mittelschule n.
    –  Und woher weißt du das?
    –  Das liest man. Außerdem ist es dauernd im Fernsehen.
    –  Du meinst also, sie wollen ihn loswerden, nur weil er ein paar Klassenbucheintragungen hat?
    –  Sie werfen ihn aus der Schule.
    –  Eine Neue Mittelschule ist auch eine Schule.
    –  Schon. Aber keine, in die man geht, wenn man etwas anderes werden will als KFZ-Mechaniker oder Friseuse. Jedenfalls nicht in der Stadt.
    –  Kuaför. Kua-för. Stell dir vor. Genau so geschrieben. Habe ich vor ein paar Tagen am Schaufenster eines Friseurladens in der Wattgasse gesehen. Kuaför. Und dann wundern sie sich, dass die Kinder kein Deutsch mehr lernen.
    –  Friseur ist auch nicht deutsch.
    Irgendwann waren wir uns einig: keine Anzeige. Folglich keine Suspendierung. Und am Wochenende werden wir mit Lukas ein, zwei ernste Sätze sprechen, Zuckerbrot und Peitsche. Wenn er im Semesterzeugnis keinen Fünfer hat, kriegt er den neuesten Smart-Trottel. Und wenn er beim Cheerleaden mitmacht. Und wenn er beim Proben dafür sein Nasenpiercing heraustut. Und wenn ich nicht mehr täglich Dinge im Mitteilungsheft lesen muss, die mir Laune, Schlaf und unseren Quartal-Sex versauen.
    Danach durfte der Altar wieder geöffnet werden. „Stargate Atlantis“ mit Jewel Staite als Dr. Jennifer Keller, Synchronisation Petra Einhoff. Ein Hammer die Staite im schwarzen Top. Rein schauspielerisch betrachtet natürlich.
E-Mail
    Betreff: Sprechstunde
    Von: „Reingard Söllner“
Reingard Söllner
    Montag, 22. November
    Sehr geehrter Herr Gruber,
    Entgegen meinen Gewohnheiten schreibe ich Ihnen heute ein Mail. Wie ich annehme, ist es Ihnen recht, wenn Lukas den Inhalt nicht kennt …
    Ich habe Ihrem Wunsch entsprechend den Schülern heute noch einmal erklärt, dass Mobbing an unserer Schule keinesfalls geduldet wird und Schülern, die diesem Prinzip

Weitere Kostenlose Bücher