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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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unterstützte sie im Kampf gegen das christliche Königreich Jerusalem. Das gab Saladin Gelegenheit, seine Karriere in Ägypten fortzusetzen, wo er sich bald zum Herrn des Landes machte. Er beendete 1171 das schiitische Fatimiden-Kalifat und begründete die Dynastie der sunnitischen Aijubiden. Nach Nur ed-Dins Tod 1174 wagte er den Sprung zurück nach Damaskus und machte sich auch dort zum Herrn. Dadurch wurde die von den Kreuzfahrern immer gefürchtete Allianz zwischen Ägypten und Syrien Wirklichkeit. 1183 gewann Saladin die Herrschaft über Aleppo und 1186 auch, wenigstens nominell, die über Mossul. Er kämpfte lange und mit wechselndem Erfolg gegen die Kreuzfahrer. 1187 glückte ihm der Sieg in der Entscheidungsschlacht von Hattin. Danach fiel fast das gesamte Königreich Jerusalem in seine Hand. Der Dritte Kreuzzug 1189–1192 machte einige der muslimischen Erfolge wieder zunichte. Doch war der Schlag, den Saladin der christlichen Sache versetzt hatte, unheilbar, und seine Folgen dauerten über den Tod des Sultans (1193) hinaus.
    Saladins Bild ist nicht ohne Makel, der Weg zur Macht war auch bei ihm mit Intrigen, Verschwörungen und dem Beseitigen von Rivalen verbunden, und Kriegsverbrechen wie das Abschlachten von Gefangenen lud er sich gleichfalls auf. Aber es waren vermutlich die in vielen Quellen geschilderte, bestrickende Persönlichkeitswirkung und die Beispiele von Ritterlichkeit und unerwarteter Milde, die ihn vor anderen auszeichneten. Auf die Christen musste vor allem sein Verhalten bei der Eroberung Jerusalems 1187 sensationell wirken. Nachdem die Kreuzfahrer 1099 ihre Herrschaft dort mit einem ungeheuren Blutbad begonnen hatten, verzichtete der siegreiche Sultan darauf, es ihnen gleichzutun. Er schickte Militärstreifen aus, die dafür sorgten, dass niemand geschändet oder umgebracht wurde, und richtete ein „Auslösungs-Schatzamt“ ein, das den Freikauf der christlichen Bewohner regelte.

Saladin-Denkmal vor der Zitadelle von Damaskus (Syrien). Der Sultan, der Ägypter und Syrer in einen gemeinsamen Kampf gegen die Kreuzfahrer führte, gewann durch seinen Sieg in der Schlacht von Hattin und die Einnahme Jerusalems 1187 hohes Ansehen in der islamischen Welt
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Mit dem Meer verbunden
Handelsrepublik Venedig
    Auf den Laguneninseln an der Adriaküste zwischen Brenta und Piave hatte sich zu Römerzeiten ein Gemeinwesen gebildet, das gewisse Eigenständigkeiten gegenüber der Umwelt bewahrte. Während der langobardischen Landnahme im 6. Jahrhundert wurde Venedig Zufluchtsort für romanische Bevölkerungsgruppen des Festlandes. Die prekäre Randlage bewirkte eine Hinwendung der Venezianer zum Meer; sie verlegten sich auf den Seehandel. Bereits in karolingischer Zeit nahm Venedig eine außerordentliche Stellung als Verbindungsschiene zwischen dem Abendland, Byzanz und der islamischen Welt ein. Nominell den Herrschern in Konstantinopel untertan, wussten die Venezianer ihre Autonomie immer umfassender auszubauen. Das gewählte Oberhaupt der Stadt, der Doge, übte sein Amt lebenslang aus, mehr und mehr allerdings kontrolliert vom „Rat der Weisen“ (später dem „Großen Rat“), in dem die einflussreichsten Familien vertreten waren. Weder vermochte das Lehenswesen in Venedig Fuß zu fassen, noch wurde dem Klerus gestattet, sich in öffentliche Fragen einzumischen. Macht und Reichtum Venedigs beruhten auf dem Handel, die Stadt hielt die Schifffahrt auf dem Po unter Kontrolle und hatte auch die Nachbarhäfen an der Adria von Ravenna bis Triest durch Verträge gebunden.
    Die Hochzeit mit dem Meer
    Venedig feierte seine Verbundenheit mit dem Meer alljährlich zu Himmelfahrt in einer symbolischen Handlung. Begleitet von einem prächtigen Gefolge bestieg der Doge das Staatsschiff „Bucintoro“, eine prunkvoll ausgestattete Galeere, und fuhr hinaus zu seiner „Braut“. Auf See vollzog der Doge dann die Vermählung, indem er mit den Worten „Wir ehelichen Dich, o unser Meer, zum Zeichen echter und dauerhafter Herrschaft“ einen goldenen Ring ins Wasser warf. Der Brauch, in Venedig seit dem hohen Mittelalter gepflegt, kam erst nach dem Untergang der Stadtfreiheit 1797 aus der Übung
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Führend im Bankwesen
    Venedigs Hafen war nicht allein Stapel- und Umschlagplatz; in der Lagunenstadt gab es bedeutende Gewerbe, etwa Schiffbau, Textil- und Metallwesen und Glasproduktion sowie die Herstellung von Luxusgütern aller Art, so dass auch kräftig exportiert werden

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