Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Langhauses zeigen deutlich, wie zwischen zwei Baukörpern, die sich ursprünglich nicht aufeinander bezogen, vermittelt werden musste.
Im 12. Jahrhundert begann der Stern langsam zu verblassen. Die zeitgenössischen benediktinischen Reformen stießen auf Widerstand in einem Konvent, der sich nur noch aus Adeligen rekrutierte. Die Zahl der Mönche sank rapide, die liturgischen Pflichten wurden nun Kanonikern übertragen. Im Jahre 1540 dankte der letzte Reichsabt, Markus von Knöringen, zugunsten des Konstanzer Bischofs ab, der zwei Jahre später von Kaiser Karl V. die Abtei als Lehen empfing. 1803 wurde die Abtei säkularisiert.
Sankt Maria und Markus in Mittelzell
Die Klosterkirche in Mittelzell enthält zwar noch Reste ihrer ältesten Vorgängerbauten, doch stammen die wesentlichen Teile aus dem 9. bis 11. Jahrhundert ( Abb. 27 ). In ihrer heutigen Gestalt ist die Kirche eine doppelchörige Pfeilerbasilika, deren älteste Teile, Ostquerhaus mit ausgeschiedener Vierung sowie die westlichen Teile des Sanktuariums, noch auf Heito I. zurückgehen ( Abb. 28 ). Dem schließt sich das basilikale Langhaus von Abt Witigowo (985 – 997) an, dessen Seitenschiffe nun breiter angelegt wurden. Im ausgehenden 12. Jahrhundert erhielt das östliche Querhaus den Mönchschor trennende Schrankenmauern, und die Südecken desselben wurden durch Strebepfeiler verstärkt. Des Weiteren wurden die Hochschiffwände des Langhauses teilweise erneuert, die östlichsten Arkaden durch eine Wand geschlossen, die Stützen überarbeitet und der Langhausfußboden erhöht.
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29 ▲ Reichenau im Bodensee (Baden-Württemberg), Mittelzell, Benediktinerkloster St. Maria und Markus, Blick in die Vierung des Westbaus der Klosterkirche, Ansicht von Südosten. Die Hauptapsis der sogenannten Markusbasilika, die sich westlich an die Vierung anschließt, tritt am Außenbau nicht als solche in Erscheinung, da ihr zwei Treppenhäuser vorgelagert sind.
Schließlich ist nach dem Brand von 1235 ein neuer Dachstuhl mit offenem Dachwerk gestellt worden. Den Westabschluss der Kirche bildet die sogenannte Markusbasilika, die nach einem Brand von 1006 unter Abt Berno (1008 – 1048) neu gebaut und in Anwesenheit Kaiser Heinrichs III. (1028/46 – 1056) 1048 geweiht wurde ( Abb. 29 ). Berno ließ die alten Westtürme abtragen und schloss das Querhaus, mit ausgeschiedener Vierung und einen mit Lisenen und Rundbogenfries gegliederten Westturm, der die Apsis des Sanktuariums rechteckig einfasst, an Witigowos Langhaus an. Der Ostchor wurde in spätgotischen Formen ab 1447 neu errichtet und 1477 geweiht.
Die Klausur lag ursprünglich nördlich der Kirche. Sie ist, das Erdgeschoss des Westflügels ausgenommen, nicht mehr erhalten. In dem verbliebenen Teil stecken noch Reste des karolingischen Mauerwerks. Die heutige Klausur, eine zweigeschossige Dreiflügelanlage ohne Kreuzgang, wurde unter dem Konstanzer Fürstbischof Jakob Fugger zwischen 1604 und 1611 neu errichtet.
Sankt Peter und Paul in Niederzell
Die Stiftskirche in Niederzell, am Westende der Insel gelegen, wurde im Jahre 799 durch den Stifter Egino, einen alemannischen Kleriker und späteren Bischof von Verona, geweiht. Er wurde in seiner Stiftung drei Jahre später auch begraben. Von dem karolingischen Bau ist nichts mehr erhalten. Er wurde für den Neubau bis auf die Grundmauern abgerissen. Ab 1080 ließ Abt Ekkehard von Nellenburg (1071 – 1088) eine dreischiffige, querhauslose Säulenbasilika errichten, der im Westen eine eingeschossige Vorhalle vorgelagert ist ( Abb. 30 ). Die Struktur des im Osten gerade schließenden Sanktuariums ist nur von der Innenraumgestaltung her zu verstehen. Das weit nach Westen in den Kirchenraum ausgedehnte dreiteilige Sanktuarium wird im Mittelschiff von einer Apsis, im nördlichen und südlichen Nebenchor von Apsidiolen geschlossen. Die rechteckige äußere Ummantelung der Apsidiolen sowie der Mittelapsis ist den beiden
30 ▲ Reichenau im Bodensee (Baden-Württemberg), Niederzell, Stiftskirche St. Peter und Paul, Ansicht der Klosterkirche von Norden. Markantes Zeichen der Stiftskirche ist die romanische Doppelturmfassade im Osten. Allerdings sind die Türme im 15. Jh. aufgestockt worden.
|42| Türmen, die sich über diesen erheben, geschuldet. Sie wurden im 12. Jahrhundert begonnen, doch erst im 15. vollendet. Auf Höhe des Triumphbogens befand sich ursprünglich ein Lettner, der das Presbyterium vom Laienraum trennte. Nach den Ergebnissen dendrochronologischer
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