Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Kapitellen verbunden war. Die Arkadenzone bestand aus einem auf Sicht |47| gearbeiteten Quadersteinmauerwerk. Auffällig ist zudem, dass die Seitenschiffsaußenmauern auf Höhe des chorus minor erheblich stärker ausgebildet waren. Dies führte zu der These, dass in den Ecken zwischen Lang- und Querhaus ursprünglich Glockentürme vorgesehen waren, auf Grund eines Planwechsels jedoch nicht zur Ausführung kamen. Das komplette Langhaus schloss oben entweder mit flachen Holzdecken ab oder verfügte über einen offenen Dachstuhl. Es besaß – bei einem Verhältnis von Mittelschiffsbreite zu Mittelschiffshöhe von 1 : 1,6 – relativ gedrungene Proportionen. Diesen Eindruck spiegeln auch die Säulen, deren kräftige, aus Trommeln gefügte Schäfte verhältnismäßig voluminöse Würfelkapitelle trugen.
Die Querhausarme ragten über die Fluchten der Seitenschiffe des Langhauses hinaus. Sie besaßen jeweils an den Stirnseiten sowie an den Westseiten einfach gearbeitete Durchgänge. Das Querhaus wurde von der Vierung dominiert, die im Grundriss quadratisch angelegt und wahrscheinlich als ausgeschiedene Vierung gestaltet war. Annähernd dieselbe Fläche nahmen die Querhausarme ein. Im Langhaus funktionierte das Vierungsquadrat als Grundmodul jedoch nicht. Das Mittelschiff ist breiter als beide Seitenschiffe zusammen. Die Querhausarme besaßen einst Apsiden.
Das sich östlich an das Querhaus anschließende dreischiffige Presbyterium, dessen mittlerer Teil der Fläche des Vierungsquadrats entsprach, war nach Osten gestaffelt. Der mittlere Teil, durch Zungenmauern in drei Kompartimente unterteilt, ragte gegenüber den Seiten nach Osten hervor. Die drei Altarnischen wurden, wie Liefkoops Skizze zeigt, auf halber Wandhöhe von Rundbögen geschlossen. Der nördliche und südliche Nebenraum verfügte über jeweils zwei Altäre. Der Altarhauptraum öffnete sich durch Bögen zu den Nebenräumen. Wie diese zu rekonstruieren sind, bleibt fraglich. Angenommen wird ein von einer mittleren Säule getragener Zwillingsbogen. Auffällig ist, dass sowohl die nördliche und südliche Außenmauer des Presbyteriums nicht mit den korrespondierenden Außenmauern der Seitenschiffe fluchteten, als auch die Querhausapsiden einst mit der an sie anschließenden Mauer des Presbyteriums kollidierten.
Offen bleibt die Lage von Hoch- und Kreuzaltar sowie die konkrete Nutzung der Nebenräume des Presbyteriums. Die in der älteren Literatur vermuteten Abschrankungen für chorus minor , Mönchschor ( chorus maior ) und Altarraum sowie eine Höhenstaffelung des Fußbodenniveaus nach Osten zum Hochaltar hin konnten bauarchäologische Untersuchungen nicht bestätigen.
39 ▲ Staatsgalerie Stuttgart (Baden-Württemberg), Rötelzeichnung von Johann Liefkoop d. Ä., Ruine der Hirsauer Klosterkirche, Blick nach Osten. Trotz künstlerischer Freiheit bleibt die Zeichnung von Liefkoop das einzige Dokument, welches auf die Innenraumgestaltung des Kirchenbaus Hinweise enthält.
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40 ▲ Schaffhausen (Kt. Schaffhausen), Benediktinerkloster Allerheiligen, Klosterkirche, Blick ins Mittelschiff nach Osten. Die Klosterkirche von Schaffhausen gilt als erster Nachfolgebau in der Tradition von St. Peter und Paul in Hirsau.
Dem Langhaus war im Westen eine Vorkirche vorgelagert, deren endgültige Gestalt aus einer dreischiffigen Vorhalle bestand, die strukturell dem Langhaus folgte. Sie war vierjochig, gewölbt und in der Stützenfolge (Säule – Pfeiler – Säule) akzentuiert. Westlich der Vorhalle schlossen zwei Türme mit einem nicht mehr genau zu rekonstruierenden mittleren Eingangsbereich an. Die Baugeschichte des Westbaus ist besonders kompliziert, da verschiedene Bauphasen und Planwechsel geschieden werden müssen. Festzuhalten bleibt, dass die Vorhalle nicht zusammen mit der alten Westfassade errichtet wurde und dass auch die Türme wiederum der Vorhalle vorgesetzt sind.
Relative Bauchronologie und absolute Baudaten sind nicht einfach zu bestimmen. Dass der Westbau nicht zum ursprünglichen Konzept gehörte, steht außer Frage, dessen Vollendung kann jedoch nur vermutet werden. Um 1120 war wohl der Nordturm errichtet. Die Gestalt der Kirche im engeren Sinn zeigt, dass sich die Proportionen im Grundriss mit Vierung, Querhaus und Presbyterium änderten. Hier bildete das Vierungsquadrat die Grundlage, im Langhaus nicht. Dies spräche dafür, wie Stefan Kummer vermutet, dass von West nach Ost gebaut wurde. Allerdings führen die nicht mit den
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