Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Baby?«
»Ich wollte ja keines«, meinte Daisy verärgert. »Nach der Hochzeit sagte ich irgendwann, dass ich mir vorstellen könnte, eines Tages Kinder zu haben – das wollen ja die meisten Menschen, oder? – und Steven reagierte völlig entsetzt. Kinder entsprachen nicht seiner Vorstellung von Spaß und sie passten nicht zu seiner Lebensplanung. Ironie des Schicksals, nicht? Er zählte meine Pillen wie Dagobert Duck sein Geld und gleichzeitig schwängerte er seine Freundin. Mein Gott, wenn er noch am Leben wäre, würde ich ihm jetzt einen rechten Haken versetzen.«
»Wenn er noch am Leben wäre, wären Sie jetzt geschieden«, stellte Dev klar. »Und höchstwahrscheinlich wäre er auch nicht mehr mit dieser anderen Frau zusammen. Er hätte sie und das Baby im Stich gelassen, denn genau das tun Männer wie er.«
»Männer wie er?« Daisy fragte sich skeptisch, ob er ›Männer wie wir‹ meinte. »Ist Ihnen das jemals passiert?«
Er zuckte mit den Schultern. »Zweimal.«
Wie bitte? Daisys Herz pochte unangenehm in ihrer Brust. »Sie haben zwei Kinder?«
Dev grinste. »Tut mir Leid, das sollte ein Scherz sein. Ach herrje, Sie haben wirklich keine besonders hohe Meinung von mir, oder?«
Nein.
»Ich bin schon einmal hereingefallen.« Abwechselnd zupfte sie einen Fussel von ihrem hochgekrempelten Ärmel. »Wenn man mit jemandem wie Steven verheiratet war … tja, da lernt man seine Lektion.«
»Niemals wieder einem Mann zu trauen?« Er klang amüsiert. »Daisy, so können Sie doch nicht leben.«
»Das tue ich ja auch nicht«, konterte sie. »Ich bin heutzutage nur sehr viel wählerischer, wem ich vertraue.«
»Damit Sie nicht noch einmal verletzt werden.« Dev nickte nachdenklich. »Keine Risiken eingehen, sich immer für den sicheren Weg entscheiden, seine Ziele nie zu hoch ansetzen – etwa in der Art?«
»Wie können Sie es wagen!« Wütend ging Daisy auf ihn los. »Wie schrecklich, so etwas über einen Menschen zu sagen – und mit Josh hat das gar nichts zu tun!«
Dev hob eine Augenbraue. »Rasten Sie nicht gleich aus. Ich habe nicht von Josh gesprochen. Ich kenne ihn ja gar nicht.«
Oh. Stimmt. Daisys Haut prickelte vor Schuldgefühlen angesichts der Erkenntnis, dass er gar nicht über Josh gesprochen hatte, sie aber schon. Und das war Dev nicht entgangen.
Es klopfte an der Tür. O Gott, was jetzt noch?
Ohne sich zu bewegen und ohne viel Begeisterung rief Daisy: »Wer ist da?«
»Ich. Äh. Barney.« Er klang ziemlich kleinlaut.
»Wollen Sie ihn sehen?«, fragte Dev.
Der arme Barney. Sie hatte Mitleid mit ihm. Für ihn war das ein ebenso großer Schock wie für sie gewesen.
Daisy nickte und hoffte, dass ihre Augen keine allzu große Ähnlichkeit mit denen eines Frosches hatten. Sie sah, wie Dev ihre Wildlederstiefel zur Seite kickte und dann die Tür öffnete.
Dev führte Barney ins Wohnzimmer und ging. Ein paar Sekunden starrten sich Daisy und Barney wortlos an. Wenn es einen Crufts-Preis für den gequältesten Welpen gäbe, dann würde Barney haushoch siegen.
»Es tut mir Leid«, platzte es aus ihm heraus. Sein Gesicht war eine Studie des Elends. »Es tut mir furchtbar Leid. Ich schwöre, ich hatte keine Ahnung.«
Daisy seufzte und klopfte auf das Sofa neben sich. Die Stelle war immer noch warm von Dev.
»Natürlich wussten Sie es nicht. Das ist alles nicht Ihre Schuld. Setzen Sie sich doch.«
Barney zögerte, die Hände in die Hosentaschen gestopft. Dann setzte er sich gehorsam.
»Vor einer Stunde war ich noch glücklicher als je zuvor in meinem Leben. Und dann passiert so was … « Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Ich kann nicht glauben, dass ich Ihnen so etwas angetan habe. Ich fühle mich schrecklich. Ich wünschte, Sie hätten mich nie getroffen.« Er war am Boden zerstört, voller Reue, seine riesigen Welpenaugen wichen ihrem Blick aus.
»Seien Sie doch nicht albern.« Die Entdeckung, dass er es noch schwerer nahm als sie, verschaffte Daisy Linderung in ihrem Kummer. Sie musste nur mit dem Schock fertig werden, wohingegen Barney auch noch mit Schuldgefühlen belastet war.
»Ich meine es ehrlich.« Barney presste die Hände an die Stirn. »Wenn ich gewusst hätte, wer Mel ist, als wir uns das erste Mal trafen, dann hätte ich nie etwas mit ihr angefangen.«
Daisy sah quer durch den Raum auf ihre schwarzen Stiefel und überlegte kurz, ob sie Barney anbieten sollte, sie gegen die Tür zu schleudern.
»Aber Sie haben etwas
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