Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
dass er wenigstens den Anstand besaß, enttäuscht zu klingen. »Vermutlich hast du Recht. Ich kann nur nicht … «
»Ich muss los. Da ist jemand an der Tür«, log Maggie. »Wir sehen uns. Dir und Paula alles Gute.« Sie knallte den Hörer auf die Gabel. Geschafft. Dilemma beseitigt.
Es schmerzte zu atmen, und sie fühlte sich elender denn je zuvor. Aber sie hatte es hinter sich gebracht. Die Affäre – das geschäftliche Arrangement – war vorüber und Hector hatte keine Ahnung, welche Gefühle sie für ihn hegte. Und das war gut so, beschloss Maggie, während ihr die Tränen heiß über die Wangen liefen. Wenigstens war ihr ihre Würde geblieben.
Das heißt, falls niemand in diesem Moment durch ihr Fenster schaute und sich fragte, was diese jämmerliche Frau mittleren Alters so auf ihren Knien machte, mitten im Wohnzimmer, von Kissen umgeben, und warum sie sich die Augen wie ein Kleinkind ausheulte.
Freddie spielte auf dem Küchenboden zufrieden mit einer Auswahl bunter Plastikschüsseln von Ikea. Mel beendete den Abwasch. Dabei schaute Mel aus dem kleinen Bleifenster, um zu sehen, ob Barney schon zurückkam. In diesem Moment sackte ihr der Magen ab, wie ein Flugzeug, das in ein Luftloch fiel.
Barney kam den Weg zum Cottage hoch. Und er hatte Stevens Frau bei sich.
Scheiße, nicht jetzt, noch nicht. Entsetzt trat Mel vom Fenster zurück, verfluchte das grausame Timing und überlegte kurz, ob sie sich im Badezimmer einschließen sollte. Sie hatte geplant, Barney an diesem Abend alles zu beichten. Und sobald er ein oder zwei Tage Zeit gehabt hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen – und ihr zu verzeihen –, würde er Daisy MacLean aufsuchen und ihr die Situation in der ihm eigenen sanften Art und Weise auseinander setzen. Daisy mochte ihn offenbar, also wäre es besser, wenn es von Barney kam. Und dann hätte sie alle Unannehmlichkeiten hinter sich.
Tja, so hatte ihr brillanter Plan ausgesehen.
Es blieb keine Zeit, um noch irgendetwas zu tun. Die Holzpforte ging klappernd auf. Mel strich sich die Haare hinter die Ohren und wappnete sich. Sie war jedenfalls eingezogen und wohnte jetzt hier. Und Barney liebte sie. All das war nicht ihre Schuld, sie hatte es nicht absichtlich getan. Ihr Herz pochte. Mel hörte, wie die beiden knirschend den verschneiten Weg entlangschritten.
»Barney, das ist erstaunlich. Schon von außen sieht es tausendmal besser aus«, rief Daisy erfreut und bewunderte den frischen Anstrich von Haustür und Fensterrahmen. »Ich kann kaum erwarten, was Sie innen alles bewerkstelligt haben … bestimmt übertrifft es Blenheim Castle!«
Sie lachten beide. Barney öffnete die Haustür. Drei, zwei, eins, dachte Mel, und los geht’s …
Daisy blieb das Lachen im Halse stecken. Sie starrte die braunhaarige, junge Frau mit den wachsamen grauen Augen an und erkannte sie sofort.
Wie kam die denn hierher?
Barney schloss die Tür und rief fröhlich: »Ich habe die Milch mitgebracht. Und rate, wem ich im Laden begegnet bin? Mel, das ist Daisy!« Er packte Mels Arm und zog sie stolz an sich. »Daisy, darf ich Ihnen meine Freundin Mel vorstellen?«
Daisy nickte verblüfft und sagte. »Hallo.« Sie wollte eigentlich etwas ganz anderes sagen, aber offensichtlich hatte Barney keine Ahnung von der Beziehung zwischen ihnen beiden.
Auch Mel nickte und brachte die recht passable Imitation eines Lächelns zustande. »Schön, Sie kennen zu lernen.«
»Ich wollte Daisy zeigen, was wir am Cottage alles gemacht haben.« Barney gestikulierte ins frisch gestrichene Wohnzimmer mit den neuen Teppichen, das einfach, aber bequem möbliert war.
»Großartig.« Daisy sah wie betäubt in die Richtung, in die er zeigte. »Da haben Sie wirklich viel Arbeit hineingesteckt.«
»Sie haben ja noch gar nichts gesehen.« Seine Augen tanzten wie die eines aufgeregten Kindes. »Ich setze nur schnell Wasser auf. Wir trinken Tee und dann zeige ich Ihnen den Rest. Es dauert keine Minute.«
Kaum hatte er den Raum verlassen, murmelte Daisy: »Ich weiß nicht, was hier gespielt wird, aber Sie schulden mir eine Erklärung. Soll das ein Witz sein?«
Mel schüttelte den Kopf und drehte den silbernen Spiralring an ihrer linken Hand. »Ich schwöre, ich wusste nicht, wer er ist. Als ich es herausfand, war ich ebenso geschockt wie Sie. Ich wollte es Ihnen ja sagen, ich hatte das schon fest eingeplant«, sie wollte sich verteidigen und geriet ins Plappern, »ich wollte heute Abend vorbeikommen und alles erklären, damit Sie
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