Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
deshalb ihr Seelenleben offenbart, weil er so völlig tabu war. Solche Sachen erzählte man nie und nimmer einem potenziellen Liebhaber.
»Die schleimigen? Bei denen die Castingchefs mehr als nur ein Vorsprechen wollten?«
»Und du hast ihnen stets gesagt, sie sollten einen Abgang machen«, sagte Josh.
»Ach ja.« Sie wandte sich schuldbewusst ab. Manchmal hatte sie die Abgangsaufforderung ziemlich hinausgezögert.
»Als du mir das erzählt hast«, fuhr er fort, »da hätte ich diese Kerle am liebsten verprügelt.«
»Ehrlich?« Tara war absurderweise gerührt.
»Ich hätte sie ohne mit der Wimper zu zucken platt gemacht«, erklärte Josh. Ungeschickt küsste er ihre Nasenspitze. »Da wurde mir klar, was mit mir geschah.«
»Aber du hast keinerlei Andeutungen fallen lassen«, staunte Tara. »Wirklich absolut keine.« Und ehrlich gesagt war sie eine weltweite Koryphäe, was das Aufschnappen von Andeutungen anging.
»Ich war mit Daisy zusammen.« Er zuckte mit den Schultern.
Daisy. Sofort schwappte eine Welle aus Schuldgefühlen über Tara hinweg. »Ich fühle mich schrecklich.« So schrecklich, dass sie kaum daran denken mochte. »Was wird Daisy nur sagen?« Außerdem würde Tara von diesem Tag an den Geschmack von Erdbeeren immer mit Josh in Verbindung bringen.
»Mach dir um Daisy keine Sorgen. Sie hat damit keine Probleme.«
Tara drehte ihm mit offenem Mund das Gesicht zu. »Meinst du … sie weiß es bereits?«
»Ich habe es ihr gesagt, bevor sie zum Einkaufen fuhr. Tja, ich habe ihr erzählt, was ich für dich empfinde. Ich wusste natürlich nicht, ob du dasselbe empfindest. Vielleicht hättest du mich ja auch aufgefordert, einen Abgang zu machen. Aber es schien mir fairer, Daisy das wissen zu lassen.« Er grinste breit. »Sie war begeistert.«
»Ehrlich?« Tara suchte verzweifelt nach einer Bestätigung, nach jeder Menge Bestätigung. »Gar nicht wütend? Bist du sicher, dass es ihr nichts ausmacht?«
»Es macht ihr wirklich nichts aus. Ich sagte dir doch, wir waren gar kein richtiges Paar. Wir haben so getan, als ob alles toll wäre, aber wir wussten beide, dass dem nicht so war. Als ich nach Österreich fuhr, da habe ich dich vermisst. Und als ich heute Morgen zurückkam, konnte ich es kaum erwarten, dich zu sehen. Wir müssen jetzt nur noch eine Sache klären«, sagte Josh feierlich. »Du musst mir versprechen, dass mit Dominic Cross-Calvert nichts mehr läuft.«
Ach, diese Erleichterung!
»Versprochen.« Tara nickte heftig. »Da besteht absolut keine Gefahr. Zwischen mir und Dominic ist alles aus. Ich will ihn nie wiedersehen.«
»Das hast du Daisy erzählt.«
»Und es ist die Wahrheit!«
»Vielleicht änderst du ja deine Meinung«, meinte Josh.
»Ach, lass gut sein.« Tara schlang die Arme um seinen Hals. Mit zitternder Stimme flüsterte sie: »Was sollte ich noch von ihm wollen, wo du hier bist?«
53. Kapitel
» … die Party geht noch eine Weile«, brüllte Dev über den Hintergrundlärm in sein Handy. »Und Kate möchte noch nicht gehen, darum werden wir über Nacht hier in ein Hotel einchecken.«
Daisy sah quer durch ihr Wohnzimmer auf ihr Minigebirge an Einkaufstüten und dachte gallig: ja klar, dass Kate noch nicht gehen will. Flittchen .
Wenn alles, was man gekauft hat, um 23 Uhr immer noch ungeöffnet in Hochglanztüten ruht, kann man davon ausgehen, dass der Versuch, mit Hilfe der Einkaufstherapie die eigene Laune positiv zu beeinflussen, gescheitert ist.
»Das ist ja alles sehr interessant, aber warum erzählen Sie mir das? Sie sind volljährig«, rief sie Dev in Erinnerung. »Sie brauchen meine Erlaubnis nicht, um über Nacht wegzubleiben.«
»Es geht um Clarissa. Ich sagte Adam, der sich um sie kümmert, wir seien gegen Mitternacht zurück. Hören Sie, es tut mir Leid, aber ich habe gerade auf seinem Zimmer angerufen und es geht niemand an den Apparat. Könnten Sie Adam suchen und ihn fragen, ob er sich noch bis morgen Nachmittag um Clarissa kümmern kann?«
Während er sich in London verlustierte?
»Haben Sie nicht das Gefühl, dass Sie hier ein klitzekleines bisschen selbstsüchtig sind?« Daisy war empört. Mit spitzer Stimme verkündete sie: »Adam wollte morgen nach Longleat. Vermutlich muss er jetzt seine Pläne über den Haufen werfen, nur weil Sie sich nicht die Mühe machen wollen … «
»Ist ja gut, hören Sie auf. Ich wusste nichts von Longleat«, unterbrach Dev sie.
Das war nicht weiter verwunderlich, da auch Adam nichts von Longleat wusste.
»Was
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