Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
schwach, aber was sollte ich sonst sagen? Danke schön!«
Sie hatte ja keine andere Wahl gehabt, dachte Daisy. Wenn jemand ein Baby aus einem brennenden Haus wirft, dann fühlt man sich moralisch einfach verpflichtet, es aufzufangen.
Befangen murmelte sie: »Ist schon gut.«
»Ich wollte Sie niemals verletzen«, fuhr Mel gnadenlos fort. »Ich schwöre es. Wenn ich Barney nicht kennen gelernt hätte, dann hätten Sie nie etwas von Freddie erfahren.«
»Ich weiß.« Daisy hatte sich etwas Ähnliches bereits gedacht. Außerdem hätte Barney Mel niemals kennen gelernt, wenn sie ihm nicht den Job angeboten hätte. Diesen ganzen Schlamassel hatte sie sich im Grunde selbst zuzuschreiben.
»Manchmal geschehen die Dinge einfach«, sagte Mel. »Ich bin eigentlich kein schlechter Mensch. Und ich liebe Barney wirklich.«
»Jeder liebt Barney. Wo ist er überhaupt?«
»Oben im Cottage. Wir wollten ihn gerade besuchen. Der Brandinspektor hat bestätigt, dass es sich um einen Kurzschluss handelte. All diese uralten Leitungen.« Mel schauderte. »Man darf gar nicht daran denken.«
Daisy erinnerte sich schuldbewusst an jenen Moment, als sie geglaubt hatte, Mel hätte das Feuer gelegt. »Sind Sie versichert?«
»Ja, Gott sei Dank. Der Versicherungsmann kam gestern. Wir können das Haus renovieren lassen. Warum halten Sie Clarissa an der Leine?« Mel wechselte das Thema und zeigte auf den Hund. »Ich habe sie noch nie zuvor an der Leine gesehen.«
»Ach, einer der Gäste sah es nicht gern, dass sie frei herumläuft.«
»Aber Clarissa ist doch nicht gefährlich!«
»Sie hat jemanden angeknurrt«, gab Daisy zu. »Es sieht ihr gar nicht ähnlich. Ich will lieber auf Nummer Sicher gehen.«
»Sie kümmern sich also während Devs Abwesenheit um sie. Ich habe mich schon gefragt … «
»Was gefragt?«, hakte Daisy nach, als Mels Stimme sich verlor.
»Ach, in der Nacht, als Sie den Brand entdeckten. Sie und Dev waren zusammen … «
»Zwischen uns ist nichts, wenn Sie das denken«, unterbrach Daisy sie. »Da ist überhaupt nichts.« Sie spürte, wie sie wütend wurde. »Mein Gott, er ist der letzte Mensch auf Erden, mit dem ich eine Beziehung haben wollte.«
»Warum denn nicht?« Mel hob ungläubig die Augenbrauen. »Er ist attraktiv, er ist erfolgreich – und tapfer . Das würde ich einen guten Fang nennen.«
»Und ich nenne ihn einen Schürzenjäger«, konterte Daisy, weil sie offen gesagt eine Lektion von Mel zum Thema bettfähige Männer wirklich nicht gebrauchen konnte. »Ich war schon einmal mit einem solchen Mann verheiratet. Vielen Dank auch.«
Mel ignorierte die Anspielung. »Ich habe ja nur gefragt«, erwiderte sie ruhig.
»Das haben Sie. Und ich habe Ihnen geantwortet.«
»Ich finde nur, Sie sollten sich davon nicht den Rest Ihres Lebens vermasseln lassen.«
54. Kapitel
Daisy lag auf dem Sofa und sah Gesprengte Ketten , als es an der Tür klopfte. Clarissa, die auf Daisys Bauch lag und gleichermaßen in den Film vertieft war, spitzte ihre Öhrchen und sah Daisy neugierig an.
Es war 18 Uhr. Daisy hatte sich nach ihrem Bad nicht wieder angezogen, daher schnürte sie jetzt den Gürtel ihres Morgenmantels zu und rief: »Wer ist da?«
»Ich.«
Clarissa glitt wie ein Aal von ihr und sprang zur Tür.
Daisy prüfte zweimal, ob sie auch vorzeigbar aussah, dann folgte sie dem Hund und öffnete die Tür.
»Danke, dass Sie sich um sie gekümmert haben«, sagte Dev grinsend, während Clarissa ihm ekstatisch die Hände leckte. »Ich stehe in Ihrer Schuld.«
Daisy schob die Hände in die Taschen ihres Morgenmantels. »Clarissa dachte, Sie hätten sie für immer verlassen.«
»Süße!« Dev nahm den Kopf des Hundes in beide Hände. »Das würde ich dir doch niemals antun.«
»Wuff!«, stimmte Clarissa zu. Ihre Hinterbeine strampelten begeistert gegen seine Armbeugen.
»Hat sie sich gut benommen?«
»Sie hat Paula Penhaligon angeknurrt. Ich musste sie heute an der Leine führen.«
» Angeknurrt ?« Dev war betroffen. »Sind Sie sicher?«
»Ich war selbst dabei und ich erkenne ein Knurren, wenn ich eines höre.«
Daisy war versucht, es ihm vorzuführen – ihr war sehr nach Knurren zumute.
»Vielleicht sollte ich sie zum Tierarzt bringen und sie durchchecken lassen. Jedenfalls danke, dass Sie sich um sie gekümmert haben.«
»Wir sind unten in der Bar«, bot Dev an, »vielleicht möchten Sie sich zu uns gesellen?«
Uns? Wer war ›uns‹?
»Ich bin nicht angezogen.«
Er hob die Augenbrauen. »Sie könnten ja
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