Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
wäre sie eine ansteckende Krankheit. »Hast du einen Sprung in der Schüssel? Selbstverständlich will ich sie noch heiraten! Aber sie ist oben, hat einen Anfall und weigert sich, mich zum Mann zu nehmen … Herr im Himmel, womit hab ich das verdient? Es ist so gottverdammt ungerecht.«
7. Kapitel
Der Mensch, den Tara auf dieser Welt am wenigsten ausstehen konnte, öffnete ihr die Tür zur Bellingham Suite. Eigentlich war doch Dominic ihr Favorit unter den Unausstehlichsten, entschied Tara, aber Jeannie kam gleich an zweiter Stelle.
»Mein Gott, das glaube ich einfach nicht. Was soll das darstellen? Eine Art kranker Humor?« Jeannie, die eine Zigarette in der Hand hielt, blies einen Schwall Rauch direkt in Taras Gesicht.
»Ich möchte mich gern mit Annabel unterhalten.« Das war natürlich eine Lüge. Von ›gern‹ konnte nicht die Rede sein, aber Tara drängte dennoch weiter. »Allein. Bitte.«
»Das geht doch auf keine Kuhhaut. Glaubst du wirklich, dass meine Schwester mit dir Flittchen reden will?«
»Hören Sie, fragen Sie sie doch einfach.«
»Denkst du nicht, dass du schon genug Schaden angerichtet hast?«, fauchte Jeannie.
Tara schluckte, das Gesicht rot vor Scham. »Doch, das tue ich. Deswegen bin ich jetzt hier.«
Die Tür wurde ihr abrupt vor der Nase zugeschlagen. Tara hörte wütendes Flüstern im Zimmer. Augenblicke später wurde die Tür wieder aufgerissen. Ohne sie anzusehen stolzierten Jeannie und eine Frau mittleren Alters in einem wallenden lila Mutter-der-Braut-Outfit an ihr vorbei.
»Fünf Minuten«, zischelte Jeannie, als sie unter lautem Rauschen des Apricotsatins an Tara vorbeistürmte. »Ich komme wieder«, warnte sie noch wie Arnold Schwarzenegger, nur Furcht einflößender.
Annabel, deren Haare immer noch zu einem komplizierten Knoten hochgesteckt waren, saß in einem der weißen Morgenmäntel des Hotels steif auf dem Fenstersitz. Ihr Hochzeitskleid lag in einem knittrigen Haufen auf dem Himmelbett. Sie sah Tara an, als sei sie eine Zahnärztin, die beabsichtigte, ihr alle Zähne auszureißen.
»Und?«, erkundigte sich Annabel ohne große Vorrede. »Was ist wirklich passiert?«
Tara holte tief Luft. »Es tut mir Leid. Es war alles meine Schuld und ich schäme mich furchtbar. Als ich Dominic nach all dieser Zeit wiedergesehen habe, da war das einfach zu viel für mich. Ich kam nicht mit dem Umstand klar, dass er eine andere heiraten wollte, also habe ich mich ihm an den Hals geworfen. Es war Wahnsinn und ich erwarte auch nicht, dass Sie mir vergeben, aber bitte Sie, ihm zu vergeben. Sie dürfen die Hochzeit nicht absagen. Er hat mir gesagt, wie sehr er Sie liebt. Ich bedauere aufrichtig, dass ich Ihnen so viel Kummer bereitet habe.«
Na also. Wer sagt, sie sei keine gute Schauspielerin?
Über Annabels Wange kullerte eine einsame Träne. »Ehrlich?« Es war nur ein Flüstern. Ihre Finger kneteten erregt den Gürtel ihres Morgenmantels. Am Ringfinger glitzerte ein fetter Verlobungsring mit Smaragden und Diamanten. »Ist das wirklich wahr?« In ihren Augen glimmte Hoffnung auf.
Tara nickte. »Es war meine Schuld. Ich habe wohl einfach … die Kontrolle verloren. Und es tut mir Leid.« Pause. »Er wünscht sich nichts sehnlicher, als Sie zu heiraten.«
Eine weitere Träne schlierte über die Schminke auf Annabels Gesicht. Instinktiv zog Tara ein paar Zellstofftücher aus der Schachtel auf dem Couchtisch und ging zu Annabel. »Hier bitte, Sie müssen auf Ihr Make-up achten.«
»Danke. Für das Taschentuch, meine ich.« Annabel tupfte über die Stelle unter ihrem Auge. »Ich bedanke mich nicht dafür, dass Sie mir gesagt haben, Sie hätten sich auf meinen Verlobten gestürzt.«
Aber genau das wolltest du doch hören, dachte Tara, weil du befürchtet hast, er könnte derjenige gewesen sein, dem nicht zu trauen war. Wer weiß, vielleicht hat Dominic so eine Nummer schon einmal durchgezogen. Du vertraust ihm nicht völlig, nicht wahr?
Mein Gott, tat sie hier wirklich das Richtige? Sollte sie diese Frau tatsächlich schnöde anlügen und sie überreden, jemanden zu heiraten, dem offensichtlich nicht zu trauen war? Andererseits wäre die Hölle los, wenn sie es nicht tat.
»Ich habe etwas Schlimmes getan, das tut mir Leid«, wiederholte Tara, sah aus dem Fenster und entdeckte eine vertraute Gestalt, die die Auffahrt hocheilte. »Der Standesbeamte kommt eben an. Was haben Sie jetzt vor?«
»Das sollte eigentlich der glücklichste Tag in meinem Leben werden.« Annabel klang konfus.
Weitere Kostenlose Bücher