Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
ich mal aus, meine Baumkletterkünste zu verbessern. Ich könnte die Steigeisen herausholen und mich an einer der großen Eichen am Fluss versuchen. Warum?«
»Ich dachte, wenn Sie Zeit hätten … tja, Sie könnten mir da bei einer Sache behilflich sein.«
»Wobei soll ich Ihnen helfen?«
»Es ist etwas Wichtiges. Eine Entscheidung, die ich treffen muss. Wie wäre es, wenn ich Sie um zehn Uhr abhole? Wir fahren nach Bristol, tun, was wir zu tun haben, und ich lade Sie zum Mittagessen ein. Klingt gut, nicht?«
Diese Impertinenz. Er ging davon aus, dass sie ja sagen würde. Nur weil er Dev Tyzack war, einst Kapitän der englischen Rugbymannschaft. Nur weil er früher Gott weiß wie viele Nationalspiele gewonnen hatte, hielt er es für selbstverständlich, dass sie in williger Dankbarkeit die Hände falten und mädchenhaft verzückt ausrufen würde: »O ja, bitte-bitte!«
Frechheit!
»Wenn Sie mir nicht sagen, worum es geht, können Sie es gleich wieder vergessen.«
Dev Tyzack lächelte aufreizend. »Kommen Sie schon, haben Sie denn gar keinen Sinn für Abenteuer?«
»Nur bei Bäumen.«
»Ich hätte Sie für abenteuerlustiger gehalten. Das war es dann also? Sie geben mir einen Korb?«
Daisy bedachte ihn mit ihrem besten ›Kommen-Sie-mirnicht so‹-Blick.
»Soll ich mich vor Neugier etwa verzehren? Das werde ich nicht. Wenn Sie mir nicht sagen, worum es sich handelt, werde ich nicht mitkommen.«
Dev Tyzack zuckte mit den Schultern, was noch viel aufreizender war. »Okay.«
Sie wartete.
Und wartete.
Und wartete noch etwas länger.
»Also dann auf Wiedersehen«, sagte Dev.
Mistkerl.
»Auf Wiedersehen.« Daisy lächelte ihm professionell zu, während er zur Tür ging.
Er wollte gehen. Er wollte tatsächlich gehen. Verdammt.
Das war doch die Höhe.
»Also gut«, sagte Daisy und ihre Fingernägel gruben sich tief in ihre Handflächen. Mein Gott, er genoss bestimmt jede Sekunde.
Dev Tyzack blieb an der Tür stehen, als ob er gewusst hätte, dass sie ihm nicht widerstehen konnte. Zweifelsohne hatte er es mit dieser Masche schon unzählige Male geschafft – das bewährte magische Muster – und nie dabei versagt.
»Gut. Dann also bis morgen. Ich hole Sie um 10 Uhr ab.«
»Einen Moment«, platzte es aus Daisy heraus, als er gehen wollte. »Das ist doch kein Date, oder? Ich will nur sicherstellen, dass es sich nicht um eine Verabredung handelt.«
»Grundgütiger, allein schon der Gedanke! Nicht einmal im Traum würde mir das einfallen.« Dev Tyzacks gemeine, dunkle Augen blitzten triumphierend auf. »Keine Sorge, Wonderwoman. Es ist definitiv kein Date.«
13. Kapitel
Maggies Stelldichein mit Hector MacLean war stets das Glanzlicht ihrer Woche. Seit über achtzehn Monaten sah sie ihren heimlichen Treffen mit einer hektischen, beinahe teenagerhaften Vorfreude entgegen – mit Schmetterlingen im Bauch, an Übelkeit grenzender Erregung, dem ganzen Brimborium. Und dank Handy und SMS wusste kein Mensch über sie beide Bescheid.
Was beiden überaus recht war.
Natürlich hatte Hector keine Ahnung, wie viel er ihr wirklich bedeutete, und Maggie bemühte sich sehr darum, dass er es auch nie herausfinden würde. Soweit es ihn betraf, hatten sie ein beiderseitig vorteilhaftes Arrangement getroffen. Es gefiel ihm, angenehmen, unkomplizierten Sex mit ihr zu haben, ohne den Stress einer emotionalen Beziehung. Und dafür bezahlte er sie, was ihr einen besseren Lebensstil ermöglichte, als sie es sich sonst hätte leisten können.
Anfangs hatte Maggie wegen des Geldes monatelang Höllenqualen gelitten. Es wäre ihr sehr viel lieber gewesen, das Geld nicht anzunehmen. Aber wann immer sie dieses Thema zur Sprache brachte, wurde sie von Hector kategorisch abgefertigt. Sollte sie sich der Bezahlung verweigern, würde ihr Arrangement sofort enden. Es wäre sonst nicht fair für sie, erklärte er ihr. Er könnte nicht erwarten, dass eine Frau mit ihm schlief, ohne dass er ihr eine Beziehung bot. Und eine Beziehung – egal mit wem – war das Letzte, was er brauchte. Seit dem Tod seiner geliebten Frau war Hector zu einem der begehrtesten Junggesellen in Gloucestershire geworden. Erstaunlich schamlose Frauen, sowohl verheiratete als auch alleinstehende, hatten ihn gejagt und ihm Anträge gemacht.
Es war aus heiterem Himmel geschehen, in einer Sommernacht auf einer Party im Hotel.
»Den ganzen Ärger brauche ich nicht«, hatte Hector Maggie anvertraut. »Ich will keine neue Frau in meinem Leben, und so wahr mir Gott
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