Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
freundschaftlich.
»Ich habe die Suchanzeigen gesehen«, fing Barney an.
»Und du willst die Flamencogitarre kaufen? Halleluja«, rief Colin. »Ich dachte schon, wir würden dieses verdammte Ding noch in zehn Jahren wie Sauerbier anbieten.«
»Nein, tut mir Leid. Es geht um das Cottage«, platzte Barney heraus, weil er sonst noch den ganzen Tag hier sein würde.
Christopher und Colin wirkten überrascht.
»Das Hill View Cottage? Das Ferienangebot? Sie verlangen vierhundert Pfund die Woche.«
»Ich weiß«, sagte Barney. »So etwas kann ich mir nicht leisten. Aber ich dachte, ihr wisst vielleicht von anderen Häusern in der Gegend, die man mieten kann. Etwas Kleineres und Billigeres. Sehr viel billiger.«
Christopher zog eine Schnute. »Die Ferienhäuser kosten alle ein Vermögen. Sie sind randvoll mit Chintz und Rüschen und nicht unter 200 die Woche zu haben.«
Na toll. Barneys Stimmung rutschte in den Keller.
»Ich suche etwas Geräumigeres.« Schüchtern, aber stolz fügte er hinzu: »Für mich und meine Freundin.«
»Wie süß«, seufzte Colin.
»Tja, wenn wir was hören, lassen wir es dich wissen«, versicherte Christopher. »Aber an deiner Stelle würde ich nicht darauf zählen.«
»Du siehst ein wenig blass aus«, meinte Colin munter. »Hast du auch bestimmt kein Interesse an der Sonnenliege?«
Neuigkeiten verbreiteten sich schnell im Dorf. Um 16 Uhr wurde Barney von Bert Connelly, dem Faktotum des Hotels, ins Freie gezerrt.
»Hab gehört, du suchst was zur Miete.« Bert kam gleich zur Sache.
Barney war überrascht. Er hoffte und betete, dass Bert ihm nicht anbieten wollte, in sein Cottage zu ziehen, das bereits mit seinen drei holzfällernden, landarbeitshelfenden Söhnen und einer Ehefrau von der Größe eines Heuschobers bis zum Platzen voll war. »Äh, ja, ich dachte daran.« Bitte nicht.
»Ich hab da ’ne Idee.« In Berts Augen glomm es bedeutungsvoll auf.
»Ach ja?«
»Ich könnte dir da aushelfen.«
»Die Sache ist die, das Geld … «
»Ich weiß doch, was ihr jungen Kerle verdient.« Bert tippte sich an seine riesige Nase. »Darum hatte ich ja auch diese Idee. Und keine Sorge, ich bin sicher, wir können uns einigen. Ist doch ’ne Schande, wenn so ein Häuschen leer steht. Aber egal.«
Barney wiederholte dümmlich: »Leer steht?«
»He, Bert!«, brüllte Kelvin aus dem Lieferwagen, der gerade ins Blickfeld gerollt war. »Reparieren wir jetzt den Zaun oder was?«
»Brock Cottage«, erklärte Bert und wollte gehen. »Das alte Haus von Rose Timpson, am Ende der Brocket Lane. Ist nichts Besonderes, aber ich dachte, du wärst vielleicht interessiert. Ist ja gut, ich komm ja schon«, bellte er in Richtung Kelvin. »Immer mit der Ruhe.«
Barneys Herz tat einen hoffnungsvollen Sprung. »Wer ist Rose Timpson? Ist das ihre Telefonnummer?«
»Wohl kaum.« Bert kicherte angesichts dieser Vorstellung. »Die Gute ist tot, schon seit zwei Monaten. Na, immerhin 87 Lenze geworden. Der alte Vogel war ganz schön zäh.«
»Bert, mach zu!«, donnerte Kelvin.
Glücklicherweise teilte Bert nicht Kelvins Arbeitseifer. »Das Haus steht seit ihrem Tod leer. Das Problem ist, dass es total heruntergekommen ist. Muss eigentlich von Grund auf renoviert werden. Roses Sohn will das Haus herrichten und dann verkloppen, aber er ist noch für zwölf Monate vertraglich in Dubai verpflichtet. Also steht es derzeit einfach nur leer.« Bert schüttelte bedächtig den Kopf. »Und wie ich schon sagte, in dem Zustand kann man es nicht vermieten. Wenigstens nicht an Feriengäste oder so. Ich denke, Bobby Timpson hätte nichts dagegen, wenn ich ihm sage, dass du das Cottage vorübergehend mieten willst und er sich so ein paar Pfund dazuverdienen kann.«
»Klingt toll!« Barney hätte Bert beinahe umarmt.
»Also gut, hier ist der Schlüssel.« Bert langte in die andere Overalltasche. »Schau’s dir nach der Arbeit mal an und dann komm vorbei und sag mir, was du davon hältst. Wenn du das Haus willst, ruf ich Bobby an. Ich bürge dafür, dass du ein guter Junge bist. Dann wird er sicher einverstanden sein.«
Rose Timpson hatte ihre Rente augenscheinlich nicht für ein Abonnement von Schöner Wohnen auf den Putz gekloppt. Sie hatte jedoch leidenschaftlich gern gehamstert. Beide Schlafzimmer des winzigen Cottages waren bis an die Decke mit schwankenden Zeitungsstapeln gefüllt. Sie hatte Katzenfotos aus Zeitschriften ausgeschnitten und mit Tesafilm an die Wände des Wohnzimmers geklebt. Tote Topfpflanzen säumten
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