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Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Titel: Mitten im Gefühl: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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sämtliche Fensterbretter. Die Wände zierten feuchte Flecke, und Dutzende ausgebrannter Glühbirnen lagerten in einer großen Schachtel in einer Ecke der Küche. Die Tapeten waren schrecklich, es lag ein kühler, modriger Geruch in der Luft, und ein gewaltiger Plastikleuchter voller Ruß und Staub dominierte das mikroskopisch kleine Badezimmer.
    »Weißt du jetzt, was ich meine?« Bert hatte Barney auf der Brocket Lane auf sein Haus zukommen sehen und seinen kochenden Teekessel im Stich gelassen, um ihm die Tür zu öffnen. »Hab dir ja gesagt, es ist in keinem guten Zustand.«
    Aber Barneys Augen glänzten. Während seiner langen Krankenhausaufenthalte hatte er genug Episoden der Wohnungsverschönerungsshow Changing Rooms gesehen, um zu wissen, dass ein paar Eimer Farbe und ein elektrisches Sandstrahlgebläse Wunder wirken konnten. Sie könnten die hässlichen, fleckigen Tapeten herunterreißen, die Dielenbretter abschleifen, neue Vorhänge aufhängen …
    Er hatte noch nie Vorhänge aufgehängt, aber Mel würde schon wissen, wie das ging. Mel und Freddie …
    »Ich habe meine Meinung nicht geändert«, erklärte er Bert.
    »Dann soll ich also Bobby anrufen?«
    »Ja bitte.«
    Innerhalb weniger Minuten stand der Deal. Für dreißig Pfund die Woche war Barney der neue Mieter von Brock Cottage.

24. Kapitel
    Das Lettonie war fabelhaft. Tara, die sich auch fabelhaft fühlte, sah sich in der opulenten Eingangshalle mit einem verzückten Schauder um. Colworth Manor war natürlich ebenso edel, aber dort kannten sie alle als Zimmermädchen und stellten ihr deprimierend zimmermädchenhafte Fragen, ob sie beispielsweise mehr Handtücher besorgen oder den Kamin ausfegen konnte.
    Sie musste ein selbstgefälliges Grinsen unterdrücken, als sie in einem der deckenhohen, georgianischen Spiegel ihr Spiegelbild entdeckte. Tara genoss ihre Anonymität. Der Maître d’hôtel hatte sie für einen Aperitif in den Salon geführt und sie bereits mit ›Madame‹ angesprochen. Und sie sah wirklich umwerfend aus, auch wenn sie das selbst sagte. Jeder, der sie und Dominic zusammen sah, würde sie für ein wohlhabendes Paar halten, das nur die besten Restaurants frequentierte. Meine Güte, sogar ihre Haare – mit Gel angelegt und nicht wie üblich in chaotischen Stacheln abstehend – sahen chic aus.
    »Ich liebe dieses Restaurant«, flüsterte Tara aufgeregt, als man ihnen die Drinks serviert hatte und sie daraufhin allein ließ, damit sie in Ruhe die Speisekarte studieren konnten. »Es ist so toll – huch, entschuldige!« Sie griff sich an den Bauch, der wie ein Zementmixer gegrummelt hatte.
    »Du musst dich nicht entschuldigen. Du siehst wunderbar aus.« Dominic griff nach ihrer Hand, führte sie an seine Lippen und küsste sie. Er lächelte. »Ich habe mich schon die ganze Woche auf diesen Abend gefreut.«
    Taras Herz strömte über vor Dankbarkeit. Ein Mann, der nett zu ihr war, gehörte zu ihren liebsten Sachen auf der Welt. Ein Mann, der sie an so einen Ort brachte, der ihr verliebt in die Augen sah und sie mit Komplimenten überhäufte, brachte ihr Innenleben völlig durcheinander.
    Spontan beugte sie sich vor und küsste ihn – nur kurz, aber ziemlich sinnlich – auf die Wange. Das war womöglich nicht gerade das, was chice, wohlhabende Paare in Restaurants taten (»Mein Gott, eine öffentliche Zurschaustellung von Zuneigung, wie proll!«), aber das war ihr egal.
    Dominic schien es auch nicht zu kümmern. »Du weißt gar nicht, was du mit mir anstellst.« Sein Mund kam dem ihren bei diesen Worten gefährlich nahe. »Mein Gott, Tara, du solltest mit der Warnung ›nicht jugendfrei‹ versehen werden, du bist so … Scheiße !«
    »Vielen Dank auch.« Tara lachte, aber Dominic hörte ihr gar nicht zu. Abrupt schob er sie von sich und sprang auf die Beine. Er rückte seine Krawatte gerade, nahm seinen Drink zur Hand und schoss quer durch den Raum.
    Nanu?
    Tara starrte ihm nach und fragte sich, ob das eine Art praktischer Scherz sein sollte. Als er die Luft angehalten und geflucht hatte, hatte sie zuerst geglaubt, er habe einen Krampf im Bein. Aber nun sah er sie nicht einmal an. Herrje, er verhielt sich, als ob sie gar nicht existierte .
    Verblüfft folgte sie der Richtung seines panischen Blickes. Der Maître hatte soeben ein weiteres Paar in den Salon geführt, dem er nun aus den Mänteln half. Die Frau mittleren Alters sah sich nach einem geeigneten Sitzplatz um, als sie Dominic entdeckte und einen spitzen Schrei ausstieß.

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