Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
und, o ja, vergesst nicht, die Innereien für die Soße aufzukochen.«
»Mein Gott, wie kann ein Mensch so etwas nur tun?« Dominic erschauerte, als Elsie ging.
»So ist es nun einmal auf dem Land. Elsie hat ihr ganzes Leben hier verbracht. Man hält Hühner, man tötet Hühner.« Tara fühlte sich verpflichtet, ihre Nachbarin zu verteidigen.
»Sie gibt ihnen Namen!« Dominic schüttelte angeekelt den Kopf. »Das ist barbarisch. Ich könnte jetzt einen Drink vertragen.«
»Keine Sorge, du musst Madge wenigstens nicht essen.« Tara holte die halbleere Flasche Glenfiddich aus dem Schrank, die dort seit drei Jahren stand, weil weder sie noch Maggie Whisky mochten. Auf gewisse Weise war sie Elsie dankbar; ihre Ankunft hatte Dominic den Gedanken an Sex gründlich ausgetrieben.
»Hier.« Sie goss ihm zwei Fingerbreit Whisky in ein Glas und reichte es ihm. »Sollen wir ins Wohnzimmer?«
Dominic ging voran. »Hauptsache weg von diesem geköpften Huhn.«
Im Wohnzimmer ließ er sich in einen der Sessel fallen, blickte launisch ins Feuer und umklammerte seinen Drink. Weniger als neunzig Sekunden, nachdem Elsie gegangen war, klingelte es wieder an der Tür.
»Das gibt’s doch nicht! Wer ist das jetzt schon wieder?« Er seufzte auf. »Lass mich raten – sie hat den Kopf von Madge gefunden und glaubt, wir möchten ihn aufkochen.«
Dominic blieb im Sessel sitzen, er hatte nicht die Absicht, sich von der Stelle zu rühren.
Tara riss die Tür auf und schluckte. »Oh!«
Elsie hatte eine blitzartige Geschlechtsumwandlung hinter sich.
»Sie haben Ihre Jacke in meinem Wagen vergessen«, verkündete Josh und hielt das fragliche Teil hoch. »Ich dachte, die brauchen Sie morgen vielleicht.«
»Ja, danke. Toll.« Tara riss ihm die Jacke aus der Hand. Josh schaute zu Dominic. Er nickte und lächelte freundlich, während Taras Magen aufgeregt Purzelbäume schlug. Das war verrückt. Warum rief er nur diese Schuldgefühle in ihr wach? Sie taten nicht einmal etwas Verbotenes.
»Ich gehe dann wieder.« Josh zwinkerte Tara zu.
»Ja, ist gut. Bye.« Was für ein Klotz, dachte sie verärgert, als sie die Tür schloss.
»Wer zum Teufel war das?« Dominic wirkte nicht begeistert.
»Niemand. Er bringt mir nur das Fahren bei«, räumte Tara ein. »Und er ist Daisys Freund.«
»Scheiße!«
»Ist schon gut. Er kennt dich ja nicht.«
»Mein Gott, ich bin ja so froh, dass ich heute hergekommen bin.« Dominic leerte sein Glas und sprang auf. »Lass uns hier verschwinden, bevor auch noch diese verdammte Daisy hier auftaucht.«
36. Kapitel
»Pst!«, zischelte Tara. Sie polierte auf Knien die Beine eines Pflanzenständers, als Josh am nächsten Morgen im Empfangsbereich auftauchte. Draußen waren die Temperaturen in arktische Tiefen gefallen, und der Boden war mit einer Raureifschicht überzogen. Josh hatte sich für seine morgendliche Laufrunde in drei Sweatshirts, eine graue Wollmütze und schwarze Jogginghosen geworfen. Überrascht fuhr er herum.
»Oh, hallo. Schöne Nacht gehabt?«
»Haben Sie Daisy etwas gesagt?«
Josh hob die Augenbrauen bis zum Rand seiner Wollmütze. »Worüber?«
»Mit wem ich zusammen war.«
»Ich weiß nicht, mit wem Sie zusammen waren.« Er führte seine Aufwärmübungen durch, drehte sich aus der Taille von einer Seite auf die andere. »Sie haben uns einander nicht vorgestellt.«
Tara atmete befreit aus. Natürlich hatte sie das nicht getan, aber es war trotzdem eine Erleichterung, sich endlich in Sicherheit zu wissen. Letzte Nacht hatte sie geträumt, dass überall im Cottage versteckte Kameras angebracht waren. Wie bei Big Brother. Und jeder ihrer glücklosen Schritte wurde landesweit im Fernsehen übertragen.
»Passen Sie auf sich auf.« Tara nickte in Richtung der überfrorenen Landschaft. »Die High Street ist die reinste Eisbahn. Nicht, dass Sie sich ein Bein brechen.«
Sie brauchte nicht sehr lange, um ihre Meinung zu ändern.
»Also? Du und Dominic Cross-Calvert. Läuft da was?«, fragte Daisy mit trügerischer Unschuld, während sie den Kaffee eingoss.
Taras Magen flatterte. Als Daisy sie zu sich in die Wohnung eingeladen hatte, hatte sie nur ein paar Hänseleien wegen des geheimnisvollen Besuchers erwartet. Aber nicht das. Und Daisy mutmaßte auch nicht, sie wusste Bescheid.
Feigling, der Tara nun mal war, suchte sie nach Ausflüchten. »Was soll da laufen?«
»Das frage ich dich. Er war gestern bei dir im Cottage.«
Tara entgegnete lahm: »Dominic? Wer sagt
Weitere Kostenlose Bücher