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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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Hause? Ich heiße Bob Dollar, und ich muß dringend mit ihm sprechen.«
    »Zu Hause? Der ist nie zu Hause. Und wenn, dann schläft er. Er repariert ein Windrad auf dem Head-Grundstück, der alten Cow Bones Ranch. Da draußen finden Sie ihn. Wissen Sie, wie man hinkommt?«
    »Nein, Ma’am. «
    »Lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken.« Sie blickte zur Zimmerdecke. »Also, Sie fahren die Screwbean Draw Road in westliche Richtung, kennen Sie die? Gut. Die fahren Sie bis zur Kreuzung mit der 943, und da müssen Sie nach rechts abbiegen, da bin ich mir ziemlich sicher, nach Norden, und dannfahren Sie so lange weiter, bis Sie auf die Peeler Flats Road treffen. Warten Sie. Auf die Peeler Flats biegen Sie nach rechts ab und fahren dann zehn oder zwölf Meilen weiter, bis Sie ein großes Ranchtor sehen, an das mehrere Kuhschädel genagelt sind. Das ist die Haupteinfahrt. Aber da fahren Sie nicht rein. Sie fahren weiter bis zu der anderen Einfahrt, der Nordeinfahrt, halten sich auf der Jimmy Rim Springs Road nach rechts, wo die Powper Lane von ihr abgeht. Nach etwa drei Meilen auf der Jimmy Rim geht ein Weg um hundertachtzig Grad zurück zur Ranch und endet an einem großen grünen Eisentor, und das ist die richtige Einfahrt. Ace ist dort auf der Black-DrawWeide. Seinen Laster müßten Sie sehen können, und das Windrad sehen Sie sowieso. Soll ich Ihnen das aufschreiben?« fragte sie, als sie seine verwirrte Miene sah.
    »Ja, bitte, wenn es Ihnen nichts ausmachen würde.«
    Sie kritzelte Sätze, strich einen durch, schrieb weiter und reichte ihm den Zettel. »Vielleicht müssen Sie auf die Peeler Flats nach links abbiegen.«
    Als er im Wagen die Wegbeschreibung las, schien sie mit dem, was sie gesagt hatte, nicht übereinzustimmen.
     
    Eine Stunde später hatte er sich in einem Gewirr heller staubiger Landstraßen, hie und da von einer Yuccapalme und kleinen Walnuß- und Maulbeerbaumgehölzen interpunktiert, heillos verfranst. Die Straßen hatten Namen wie Big Dry Lake oder Tidyout. Mrs. Crouchs Angaben waren so nutzlos wie seine Straßenkarten, denn nichts paßte zueinander. Das flache Land war in welliges Gelände übergegangen, durchschnitten von einem gewundenen Fluß. Ehrfurchtgebietende Pflaumendickichte bewachten das Wasser. Zu guter Letzt fuhr er an den Straßenrand und wartete, bis der Staub sich legte. In der Ferne hörte er das unregelmäßige Pochen der Pumpen.
    Der namenlose Strom, schwarz und tief, floß unter einer Betonbrücke hindurch, und im Wasser schwamm eine Brautente,der ihre Küken so schnurgerade folgten, als wären sie tatsächlich aneinandergeknüpft. Bob blickte die Straße entlang; er war sich nicht sicher, ob er überhaupt den Weg nach Woolybucket zurück finden würde. Nach ein paar Minuten sah er die Staubfahne eines näher kommenden Fahrzeugs. Er stieg aus, um den Wagen anzuhalten und sich nach dem Weg zu erkundigen.
    Ein Pickup ratterte über den Hügel und auf Bob zu. Der Fahrer drosselte das Tempo und hielt kurz vor ihm an. Es war ein junger Mann mit einem großen pausbackigen Mondgesicht, glattrasiert, mit dunklen Augen, von tintenschwarzen Wimpern umrahmt, mit einer Stupsnase und roten Lippen, so rot, daß Bob dachte, der Mann habe möglicherweise rote Rüben gegessen. Sein dunkles Haar ragte widerspenstig empor wie das Kopfgefieder eines Hähers; an den Schläfen lichtete es sich bereits merklich, doch dieser Defekt verlieh dem Mann einen undefinierbaren Charme. Bob fand, daß es sich bei ihm um einen jener seltenen Fälle handelte, in denen die Bezeichnung »niedlich« auf einen Mann zutraf.
    »Hidy«, sagte der Fahrer. »Alles in Ordnung? Oder haben Sie eine Panne?«
    »Ja, mit dem Wagen ist alles in Ordnung, aber ich habe mich verfahren. Ich suche nach der Nordeinfahrt der Cow Bones Ranch. Nicht die Haupteinfahrt.«
    »Okay. Sie müssen noch ungefähr sieben Meilen fahren. Sie fahren jetzt geradeaus in die Richtung, in der Ihr Wagen steht, und nach etwa zwei Meilen kommen Sie an dem alten Schulhaus vorbei – da wohnen mein Freund und ich. Sie fahren noch eine Meile weiter und passen auf, daß Sie das Straßenschild Powper Lane nicht verpassen. Sie biegen nach links auf die Powper Lane ab und fahren immer geradeaus, bis Sie zur Jimmy Rim Springs gelangen. Auf die biegen Sie nach rechts ab. Dann sind es noch zwei Meilen bis zu dem Eisentor. An dem Tor ist ein Schild, aber was da draufsteht, weiß ich nicht. War nie nahegenug dran, um es zu lesen. Mit Dick Head und seinen Leuten

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