Mitten in Amerika

sind wir nicht gerade befreundet.«
    »Und Peeler Flats? Man hat mir gesagt, ich sollte auf die Peeler Flats einbiegen.«
    »Peeler Flats? Nie gehört. Kann nicht hier sein.«
    »Danke«, sagte Bob ratlos. Etwas an der Begegnung war ein wenig befremdend. Doch er ließ den Saturn an und fuhr wieder auf die Straße und sah zu, wie der Pickup des anderen in seinem eigenen Staub verschwand.
    Bob fand die Powper Lane und die Jimmy Rim Springs Road und zu guter Letzt ein Eisentor mit einem Schild. Auf dem Schild stand in nicht sehr großen Buchstaben D URCHFAHRT VERBOTEN S IE SIND GEMEINT , und das Tor war zugesperrt. Bob hatte drei Möglichkeiten. Er konnte zu der Haupteinfahrt zurückfahren, im Ranchgebäude vorstellig werden und darum bitten, daß man ihn zu Ace Crouch führte, er konnte den Saturn stehenlassen, über das Tor klettern und zu Fuß weitergehen, oder er konnte klein beigeben, zu den Shattles zurückfahren, Ribeye Cluke anrufen und ihm die schlechten Nachrichten melden.
    Ohne richtig darüber nachgedacht zu haben, ertappte er sich dabei, daß er über das Tor geklettert war, seine Global-PorkRind-Unterlagen in einer Hand, und den Calichepfad entlangging, dessen Verlauf das Blütenmeer des weißen Stachelmohns beleuchtete. Wie weit mochte es wohl bis zu dem Windrad sein? Eine Meile? Er ging. Und ging. Nach einer Stunde und zwanzig Minuten lief ihm der Schweiß in Strömen herab, und Staub verklebte ihm die Poren. Es gab keinen Schatten, nur die unerbittliche Sonne und ihre tödlichen Strahlen. Er war so durstig wie noch nie in seinem Leben, und die Sonnenbrille hatte er vergessen, so daß vor seinen Augen grüne und rote Blitze in dem weißen Staub tanzten. Er versuchte, seine Broschüren als Hut zu benutzen, doch sie waren zu klein und zu glatt und fielen ihm sofort vom Kopf. Am Wegesrand wuchsen kümmerlicheSchlingpflanzen, und er wollte schon die Stengel pflücken und zu einem Blätterhut formen, als ihm die Geschichte von den tanzenden Mädchen und den Giftsumachblättern einfiel, die auf dem Quiltkränzchen erzählt worden war. Er hatte keine genaue Vorstellung, wie Giftsumach aussehen mochte, aber wenn er seine Pechsträhne bedachte, konnte es sich um gar nichts anderes handeln. Er sah sich nach ungefährlicheren Hutmaterialien um, bückte sich und riß mehrere Büschel Bartgras aus, die er zu einem Gebilde zu verknoten versuchte, das sein brennendes Gesicht und seinen Kopf beschatten konnte, doch er stellte sich so ungeschickt an, daß ihm die Stengel wie Mikadostäbchen aus den Händen glitten. Schließlich zog er sein Hemd aus und drapierte es sich um den Kopf; nun spürte er, wie die sengende Hitze ihm Arme und Oberkörper verbrannte. Jetzt wurde ihm klar, warum Leute Unterhemden trugen – die konnten einen vor einem Sonnenstich bewahren. Inspiration stellte sich ein. Er trug zwar kein Unterhemd, aber Boxershorts. Die würde er ausziehen, Zweige als Rahmen hineinstecken, und voilà – ein Hut!
    Er hatte gerade seine Hose und seine Shorts ausgezogen, als er das Geräusch klappernder Hufe vernahm; er drehte sich um und sah einen Reiter auf dem Weg herangaloppieren. Er hatte nicht genug Zeit, sich wieder anzuziehen, doch zumindest die Unterhosen hatte er weitgehend hochgezogen, als der Reiter vor ihm anhielt. Ein sehr betagter Mann, dessen Schädel sich schroff unter dem mageren Fleisch abzeichnete, funkelte ihn unfreundlich an.
    »Was treiben Sie auf meiner Ranch? Können Sie nicht lesen? Das große Schild, ›Durchfahrt verboten‹.«
    »Doch, Sir. Sind Sie Mr. Richard Head? « Er brachte es nicht über sich, Dick Head zu sagen.
    »Richtig. Und wer zum Teufel sind Sie? Und warum führen Sie Ihren blanken Allerwertesten auf meinem Weg spazieren? Gehören Sie zu den Homos in dem alten Schulhaus?«
    »Nein, Sir. Ich heiße Bob Dollar, Sir. Ich suche Ace Crouch. Seine Frau hat mir gesagt, daß er heute hier draußen zu tun hat. Das Tor war versperrt, und deshalb dachte ich, ich könnte zu Fuß hingehen. Und dann wurde mir so heiß, daß ich versuchen wollte, aus meiner Unterwäsche einen Hut zu machen.«
    »So was Hirnverbranntes hab ich noch nie gehört. Warum haben Sie nicht im Haus nach dem Weg gefragt, statt wie ein Geistesgestörter hier herumzuirren? Wenn Sie weiter geradeaus gehen, finden Sie ihn, wenn er Sie nicht vorher auf seinem Rückweg findet.«
    »Wie weit ist es noch – Sir?«
    »An die elf Meilen. Wenn Sie sich ranhalten, sind Sie bis zum Abend dort. Falls Sie nicht vorher einen