Mitten in Amerika
Sie ist die Geldbotin.«
Mrs. Doak streckte die Hand aus, doch der alte Mann machte eine abwehrende Handbewegung.
»Das hat jetzt keinen Sinn mehr. Ace will nicht verkaufen.« »O nein!« sagte Bob. »O nein! Was ist in ihn gefahren?« »Nichts ist in ihn gefahren. Er will nur ein Stück Panhandle
bewahren. Er findet, daß Schweinefarmen hier nichts zu suchen
haben.«
»Aber sie sind doch schon da! Wie will er denn die loswerden, die schon da sind?«
»Das fragen Sie ihn besser selber.« Taters Hände zitterten,und sein Blick wanderte unstet durch den Raum. Er sah Bob an und sah schnell wieder weg. »Er ist der Ältere. Er hat das Sagen.«
In Betty Doaks Geländewagen schlug Bob die Hände vor das Gesicht. Es hatte keinen Sinn, zu den Shattles zu fahren. Er war für das Schweinefarmgeschäft einfach nicht geschaffen. Er spielte mit dem Gedanken, als Anhalter über Land zu reisen und einen Ort für sich zu suchen. Er dachte an Alaska, aber es lag ihm nichts mehr daran, seine Eltern ausfindig zu machen. Er hatte sich ohne sie durchgeschlagen. Er war erwachsen geworden. Er fragte sich, ob es zu spät war, um Cowboy zu werden, und beantwortete sich die Frage gleich selbst, ja, mindestens hundert Jahre zu spät. Er brauchte eine Arbeit, aber etwas anderes. Er brauchte Lehrjahre – als Büchsenmacher, Landvermesser, Fotograf. Ein unbehagliches Gefühl durchströmte ihn, als hätte er Trauben mit Reißzwecken statt Kernen verschluckt.
»Hm«, sagte Betty Doak. »Was wollen Sie jetzt tun?«
»Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich will ich einen allerletzten Versuch machen. Ace Crouch aufsuchen und ihn fragen, warum er sich allen Projekten in den Weg stellt. Bei jedem Landverkauf, der nicht geklappt hat, scheint er im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Ich weiß nur nicht, warum er das tut. Für Tater wäre es gut, wenn er in die Stadt ziehen könnte. Und die Shattles müssen auch gerettet werden. Und Jim Skin hat kein Geld und besitzt dieses lausige Land, das für nichts anderes geeignet ist.«
»Ist das Ihre Sicht der Dinge? Daß Sie Leute retten?« »In gewisser Weise ja.«
»Ich kann mir vorstellen, daß andere es anders sehen. Ich will Ihnen was sagen. Sie reden mit Ace Crouch und rufen mich an, wenn ich noch mal kommen soll. Sie können mich direkt anrufen, ohne den Umweg über die Firma in Denver. Das spart Zeit. Hier haben Sie meine Nummer.«
Schweigend fuhren sie zum Old Dog zurück; Bob verabschiedete sich, stieg aus und ging zu dem Saturn, in dem er ein paar Minuten lang sitzen blieb, um sich zu sammeln. Dann stieg er wieder aus und ging in das Old Dog.
»Cy«, sagte er. »Weißt du, wo Ace Crouch wohnt? Ich muß mit ihm sprechen.«
»Du mußt vor allem aufpassen«, sagte Cy. »Tazzy Keister ist auf dem Kriegspfad, und sie hat es auf dich abgesehen. Sie ist ausgebrochen und hat ihren Schießprügel mitgenommen und will deinen Skalp. An deiner Stelle würde ich machen, daß ich aus der Stadt fortkomme. Die Leute im Büro des Sheriffs sagen, daß sie den Streifenwagen gestohlen hat. Sie ist bewaffnet und gefährlich.«
Diese Nachricht nahm Bob nicht ganz ernst. Er konnte sich nicht vorstellen, daß eine Frau, selbst eine Texanerin, ihm mit einem Gewehr auflauern würde, um ihn zur Strecke zu bringen. »Ja, danke, aber wo wohnt Ace Crouch? «
»Bob, Mut hast du, das muß man dir lassen. Ace wohnt in Cowboy Rose, am Kokernut Drive, ein kleines weißes Haus am Ende der Straße mit einem drei Meter hohen Windrad auf dem Rasen. Auf dem Windrad steht ›Ace Windmills‹. Die Werkstatt ist hinter dem Haus. Du kannst es nicht verfehlen. Nimm dich in acht.«
32. Das As im Ärmel
C owboy Rose sah in Bobs Augen plötzlich verändert aus, verbrauchter und heruntergekommener, in seinem beschränkten alten Trott festgefahren. Kokernut Drive war eine kurze Straße mit kleinen Häusern neben den Schienen der Stichbahn. Hitzewellen liefen wie Wasser über die Straße. Den räudigen Rasen vor Ace Crouchs Haus bedeckten kaputte Windradteile und Stapel von Pumpenstangen. Der Schuppen hinter dem Haus war mit noch mehr Metall vollgestopft; neben dem Gebäude parkten bejahrte Laster. Bob holte tief Luft und ging zur Haustür, klopfte, wartete einige Minuten und klopfte erneut. Drinnen hörte er eilige Schritte.
Die Tür wurde geöffnet, und eine verblühte alte Frau mit schönen Gesichtszügen sah ihn an.
»Mrs. Crouch?« Er roch angebranntes Esssen, hörte blechernes Fernsehgelächter.
»Ja.«
»Ist Mr. Crouch zu
Weitere Kostenlose Bücher