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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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und verbogenen Rohren.
    »Er hat gemacht alles falsch«, sagte Habakuk van Melkebeek mit der Befriedigung dessen, der alles richtig macht. »Ich zeige dir eine Trick, wie man verankert richtig das Gerüst in Beton. Du mußt sicher sein, daß der Turm ist gerade, bevor du ihn einbetonierst.«
    Er ging zu seinem Lastwagen und holte sein Kojotengewehr. Neugierig sah Ace zu, wie Habakuk den Gewehrlauf auf die Kühlerhaube legte und den Turm ins Visier nahm.
    »Das Kreuz im Visier muß passen auf Querstrebe und Bohrgestänge. So du kannst leicht sehen, ob der Turm ist gerade.«
    Nach fünf Jahren Arbeit an den Windrädern der Cutaway
 Ranch machte Habakuk Ace Crouch 1938 einen Vorschlag.
 Beide saßen auf umgedrehten Obstkisten und tranken Kakao,Ace’ Spezialität, der ihn mit doppelt konzentrierter Kondensmilch und weißem Zucker machte und jede Tasse mit einem Marshmallow krönte. Wenn die Marshmallows alt und steif wurden, warf Ace sie in den Herd in der Arbeiterbaracke oder ins Lagerfeuer, wo sie zu einer graphitschwarzen Masse wie Briketts verkohlten.
    »Goed« , sagte Habakuk, der den süßen Schaum mit spitzen Lippen einsog. »Ace, seit ich arbeite für die Cutaway Ranch, ich habe mir Gedanken gemacht. Mr. Slike ist in Ordnung, und ich komme aus gut mit ihm, aber seit ich bin bei dieser Ranch, habe ich mir gewunschen eine eigene Firma, Unabhängigkeit. Zuerst ich dachte, ich würde wieder zurückgehen nach Holland, aber ich habe mich entschieden anders. Im Panhandle es gefällt mir. Da Texas ist flach hier, das gefällt mir. Und das Grundwasser nimmt ab. Als ich herkam, die Brunnen waren tief sechs Meter, höchstens zehn Meter. Jetzt wir müssen graben fünfundzwanzig, dreißig Meter tief. So tief, daß die Windräder können nicht mehr und wir müssen installieren Pumpen. Der Grundwasserspiegel fällt immer weiter. Erinnerst du dich an die Nummer dreiundvierzig auf der nördlichen Weide? Mehr als vierzig Meter tief. Und ich wette, wir werden gehen noch tiefer. Und das überall im Panhandle – alle müssen suchen in große Tiefe nach Wasser. Meine Vorstellung ist, zu verlassen die Cutaway Ranch und zu gründen eine Firma für Brunnen und Windräder und für die Wartung. Mein eigener Herr sein. Ich habe gespart dafür schon lange, und ich habe genug Geld für eine anständige Bohrausrüstung.«
    Tatsächlich verbrachte Habakuk viel Zeit damit, auf den Rückseiten von Briefumschlägen Zahlenkolonnen zu addieren, zu rechnen, die Zahlen durch neue zu ersetzen und wieder von vorne zu beginnen. Obwohl er den eigenen Worten zufolge als Achtjähriger die Schule verlassen hatte, konnte er wie der Blitz addieren und subtrahieren. Von Brüchen und Stellen nach dem Komma hatte er keine Ahnung, und das scherte ihnnicht, denn wer benötigte die schon? Gewinn und Verlust, das waren die großen mathematischen Operationen.
    »Dich hätte ich gern zum Partner. Melkebeek und Crouch. So könnten wir verdienen viel mehr Geld. Und dann hätte ich bald meine eigene Ranch. Oder vielleicht du würdest lieber bleiben, dann gibt dir Mr. Slike meinen Job, fünfundsiebzig Piepen die Monat. Was hältst du davon? Zu bleiben bei Slike oder zu kommen mit mir? Wenn du kommst mit mir, du wirst es nicht bereuen.«
     
    Ace Crouch ging mit Habakuk, weil er sich nicht vorstellen konnte, allein auf der Cutaway Ranch zu bleiben und sich allein oder mit einem widerwilligen Cowboy als Helfer mit den Windrädern abzuplagen. Das Wagnis einer Firmengründung hatte etwas Verlockendes. Kaum zu glauben, aber in wenigen Jahren hatte er sich von jemandem, der Zichorienkaffee aus dem Blechbecher trank und sich vor den Schlägen seines alten Herrn duckte, zu einem jungen Geschäftsmann mit Partner gemausert. Er kam voran.
    Zur gleichen Zeit hatte der Cowboy Rope Butt den Eindruck, daß es mit ihm bergab ging. Nichts klappte. Die offene Weide wurde mit Stacheldraht in Rechtecke aufgeteilt, Farmer übernahmen Weideland und pflügten es um. Ihm paßte das Essen nicht, das ihm auf dieser oder jener Ranch vorgesetzt wurde, er ärgerte sich über die schlechten Pferde, die ihm unterkamen, die Späße der anderen Cowboys amüsierten ihn nicht. Nur Trinken und Wetten – Pferde und Hahnenkämpfe – und seine Gedichte interessierten ihn. Er hatte zwei Exfrauen in verschiedenen Bundesstaaten und von jeder mehrere Kinder. Ihm blieb nichts anderes übrig, als abzuhauen und zur nächsten Ranch zu ziehen, dort eine Zeitlang zu arbeiten und weiterzuziehen.
    Und heute, ein

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