Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
Vom Netzwerk:
Erleichterung? Schmierst du dir ein bißchen Windradschmieröl drauf, und ab geht die Post?«
    Sie lachten, aber Habakuk lachte mit und sagte freundlich: »Ich brauche keine Frau. Über Frauen ich weiß alles, was man muß wissen.«
    Es machte nicht viel Vergnügen, jemanden zu verspotten, der mitlachte und freundlich blieb.
     
    »Ace, wir müssen anlegen einen ordentlichen Betonschutz um die Wassertanks«, sagte Habakuk eines Tages. »In diese Sand und Schmutz die Kühe können nicht ablaufen ihre Hufe, sie werden zu lang. Mr. Slike macht sich Sorgen. Sie kommen Wasser trinken, laufen auf die rauhe Beton, das tut die Hufe gut. « Monatelang gossen sie Betonsockel.
    Für einige Monate hatten sie einen zweiten Helfer, Glen Corngay, doch die Arbeit war ihm zu anstrengend, er mochte die Currys nicht und dachte, er kenne sich mit allem aus, Windräder eingeschlossen. Das Ende war ein idiotischer Unfall.
    Seit Tagen hatte starker Wind geherrscht, ein sandiger Wind, der sich heulend gegen die großen stählernen Windräder warf und die Lackierung des Lastwagens ablaugte, das Glas der Windschutzscheibe zerrieb. Sand drang in ihr Bettzeug, war in ihrem Essen und knirschte ihnen zwischen den Zähnen, und am Grund ihrer Kaffeetassen bildeten sich kleine ovale Sandpfützen. Sie fuhren zu einem großen stählernen Windrad, das Habakuk und Ace im Vorjahr aufgestellt hatten. Von Anfang an war der Wasserertrag mager gewesen; Habakuk wollte die Pumpleistung kontrollieren. Corngay sprang als erster aus dem Wagen und ging auf das Windrad zu.
    »Corngay«, rief Habakuk, »fasse nicht an die Windrad, die Wind blasen zuviel Sand. Gefährlich. Statische Entladungen.«
    Doch Corngay warf ihm einen verächtlichen Blick zu, den Blick eines Mannes, der sich von Wind, Sand oder Eisengerüsten nicht ins Bockshorn jagen ließ, und streckte die Hand nach der Kurbel aus, mit der die Leiter heruntergelassen wurde. Seine Finger kamen nicht dazu, sie zu berühren. Die elektrische Ladung, die sich in tagelanger Friktion durch den Sandbeschuß aufgestaut hatte, entlud sich mit einem gigantischen Stoß und schleuderte Corngay in die Kakteen.
     
    Habakuk lachte sich schier tot. » Hij heeft een klap van de moelen gehad. Die Windrad hat ihm gegeben eine Klaps.« Für ihn besaß jedes Windrad eine eigene Persönlichkeit, und es stand außer Frage, daß dieses hier keine Nachsicht mit respektlosem Volk hatte.
    Doch daraufhin fehlte ihnen ein Mann, denn als Corngay wieder laufen konnte, lief er weg, torkelte durch die Landschaft zum staubigen Ranchweg, wo ihn ein Wagen mitnehmen konnte.
    Habakuk machte nie etwas falsch, aber Ace machte oft Fehler und hatte Unfälle. Schmerzhaft erfuhr er, daß der schlechteste Ort, um sich von einem Kater zu erholen, die Plattform eines Windrads in glühender Hitze ist. Doch nichts, was ihm widerfuhr, war so scheußlich wie das grauenhafte Ende eines Ranchers auf der ZZ Ranch in Wireline an der Grenze nach Oklahoma.
    Der Rancher Archie Frass sparte, wo er nur konnte. Aus gebrauchten Rohren bastelte er sich eine Art Turm, indem er Rohrabschnitte in feuchten Beton steckte und Kreuzstreben notdürftig und schlampig aneinanderschweißte, um dem dreißig Meter hohen Turm eine Basis zu geben, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, daß er eine anständige Verankerung anlegen oder das Gerüst mit Abspannseilen sichernsollte, oder sich zu vergewissern, ob der Turm gerade stand. Die Rohre waren hohl, und Archie kam nicht auf die Idee, sie oben zu schließen. Regenwasser sickerte hinein und konnte dank des Betonbodens nicht abfließen. Im Winter setzten die Fröste den Rohren zu, und manche platzten. Der Turm begann sich leicht in südöstliche Richtung zu neigen. Nach einigen Jahren war der Rotor abgenutzt und mußte ausgetauscht werden. Zusammen mit seinem unwilligen Sohn versuchte Frass, den neuen Winderzeuger mittels eines selbstgebauten Flaschenzugs den Turm hinaufzubefördern, doch er beging den Fehler, das Kabel nicht am Fuß des Turms zu sichern, sondern führte es nur zu seinem Lastwagen, in dem sein Sohn als Fahrer saß, während er selbst das Geschehen von der Plattform des Turms aus dirigierte. Als das Kabel sich abrollte, fuhr der Sohn an, und Frass, der erwartete, den Rotor nach oben gleiten zu sehen, schrie vor Verblüffung und Entsetzen auf, denn der Turm brach ein, die verrosteten und altersschwachen Rohre gaben nach. Frass, Windrad, Flaschenzug, Lastwagen, Rotor und Sohn bildeten eine blutige Masse aus Fleisch

Weitere Kostenlose Bücher