Mitten in Amerika
ganzes Leben später, während er den Highway entlangfuhr und durch den langen Tunnel der Vergangenheitzurückblickte, staunte er wieder einmal über sein eigenes hartnäckiges Pech und Habakuk van Melkebeeks Glück. Wer oder was legte fest, wo es Gold regnete und wo die Kaktusstacheln warteten? Sechzig Jahre später konnte er es noch immer nicht fassen, daß der Holländer in das Land gestolpert war, wo Milch und Honig fließen, während er, Rope Butt, außer ein paar Kampfhähnen und Gelenkrheuma nichts vorzuweisen hatte.
Und dann stellte sich die Schlußzeile für sein Gedicht ein, ganz wie er es vorausgesehen hatte: »Zeit, daß er endlich in die Röhre schaut.«
13. Habakuks Glück
H abakuk und Ace hatten mehr zu tun, als sie bewältigen konnten, und zu guter Letzt stellten sie zwei Mannschaften ein und bildeten sie aus. Sie waren im texanischen und oklahomischen Panhandle und in Teilen New Mexicos unterwegs. Habakuk verlegte sich zunehmend auf die Büroarbeit in Woolybucket, während Ace mit beiden Mannschaften auf jeder sandigen, kaktusstarrenden Weide im Umkreis von hundert Meilen arbeitete, auf dem Boden schlief oder auf dem Vordersitz des Lastwagens, Klapperschlangen aufscheuchte, halb erfroren in den eisigen Nordwinden, die herniederbrausten, und zusammenpackte, wenn Gewitter drohten, denn manch ein Windradmonteur war auf dem Stahlgerüst umgekommen. Habakuk weigerte sich, Holzgerüste zu errichten, selbst wenn Rancher ihm beteuerten, daß Holz ihr innigster Wunsch war; Holztürme zu erbauen war langwierig und schwierig, und sie faulten und warfen Splitter ab, wie ein Feuer aus Splintholz Funken sprüht.
Zwei Zwischenfälle beeinflußten die örtliche Meinung zugunsten der Stahlgerüste. Ein wandernder Windradmonteur, Daisy Boy Pocock, versuchte seine Geschäfte anzukurbeln, indem er Holztürme anzündete. Und danach ließ sich eine Heuschreckenwolke, die surrend und raschelnd unterwegs war, auf zwei alten hölzernen Windrädern der Seven Range Ranch nieder und nagte sie zu Bohnenstangen ab.
Die Arbeit verlagerte sich zunehmend auf tiefe Brunnen und benzinbetriebene Pumpen. Doch noch immer war Geld zu machen, und 1939 hatte Habakuk, der sparsam veranlagt war, genug gespart, um sich das Land für die Ranch seiner Träumezu kaufen. Er kannte den Panhandle in- und auswendig, kannte jede Ranch, die unter schweren Zeiten und Dürre gelitten hatte. Eines Morgens, als Ace in der Stadt war, um Rohre abzuholen, steckte Habakuk den Kopf in das Lager und rief ihm zu: »Kom binnen.«
Ace ging in das Büro, wo jedes Blatt Papier ordentlich dalag, die Fensterbänke frei von Sand waren und vor Sauerkeit glänzten. Habakuk machte sich mit einem Kaffeetopf auf der heißen Herdplatte zu schaffen. » Will je koffie of iets sterkers? Ich habe Genever. Wenn du magst.«
»Kaffee. Vormittags vertrage ich keinen Schnaps. Du weißt, daß es keinen Sinn hat, halb beduselt auf ein Gerüst zu steigen.«
Aber Habakuk vertrug Schnaps am Vormittag und versetzte seinen Kaffee mit einem kleinen Glas reinen Genevers, sagte: »Ahh!«, was klang wie das Zischen einer Dampfmaschine.
»Ist mit dem Wilcox-Job alles in Ordnung? Letztes Jahr hat er uns gemacht Ärger. Wegen dem Tor.«
»Ja. Die Tore waren abgeschlossen, alle fünf. Ich bin zum Haus, aber er war nicht da, außer der Missus war niemand da. Sie hat gesagt: ›Tun Sie, was Sie tun müssen. Die Kühe brauchen Wasser.‹ Also haben wir die Schlösser geknackt.«
»Ja, knack die Schlösser, aber wenn du bist fertig, dann schweiß ihm zu die Tore. Wilcox hat uns für die Arbeit vom letzten Jahr noch nicht bezahlt.«
»Du lieber Himmel«, sagte Ace und sah die Wilcox-Ranch vor sich mit ihrem Durcheinander niedriger Gebäude und mit der ausgefurchten Zufahrt, wo die glühende Sonne die Kotflügel des Lastwagens wie Bratpfannen aufheizte. »Das ist ein bißchen hart, einem Mann die Tore zusammenschweißen. Vielleicht hat er einfach kein Geld. Ich habe gehört, daß ihr Land zu verkaufen ist. Als ich draußen war, war es so heiß, daß es einer Wildsau den Pelz versengt hätte, und Mrs. Wilcox hat mir ein Glas kalte Buttermilch gegeben. Habe noch nie was Besseres getrunken. Ich möchte ihnen keinen Ärger machen.«
»Er kriegt eine Lektion«, sagte Habakuk gemütlich. »Und er will haben zuviel für sein Stück Land. Ich habe mir angesehen verschiedene Land. Für meine Ranch. Ein guter Zeitpunkt für zu kaufen Land. Viel Land zu verkaufen. Das RoughbugLand ich bekomme sicher
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