Mitten in der Nacht
rechtsseitige Treppe nach oben, lief über die Galerie zur anderen Seite und stieg dann langsam links wieder hinab. Es war so ein fantastisches Gefühl, dass er es gleich noch einmal auskostete.
Dann wühlte er in seiner Werkzeugkiste nach seinem Mobiltelefon und rief Lena an.
Er musste seine Begeisterung mit ihr teilen. Was machte es da schon, wenn er seinen Zeitplan umwarf?
In Lenas Wohnung klingelte das Telefon, als er den Blick hob und Lilibeth über den Rasen näher kommen sah. Er drückte auf ENDE, stand auf und legte das Telefon zurück in seine Werkzeugkiste.
»Also diese Hitze macht einen ganz schlapp.«
Sie strahlte ihn an und klimperte mit den Wimpern, als sie mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht herumwedelte. Declan fiel auf, dass die Armreifen, die sie trug, Odette gehörten.
»Und es ist noch nicht einmal Mittag. Sehen Sie sich nur an«, schnurrte sie.
Sie kam direkt auf ihn zu und ließ ihre Fingerspitzen über seine nackte Brust wandern. »Sie sind ganz nass.«
»Das war die improvisierte Dusche.« Instinktiv trat er einen Schritt zurück, bis ihre Finger keinen Kontakt mehr zu seiner Haut hatten. »Was kann ich für Sie tun, Miss Simone?«
»Erst mal können Sie mich Lilibeth nennen. Schließlich sind Sie ein guter Freund meiner Mama – und meines kleinen Mädchens, das sind Sie doch?«
Sie entfernte sich ein wenig und riss die Augen immer weiter auf, während sie das Haus betrachtete. »Kaum zu fassen, was Sie mit diesem großen alten Kasten angestellt haben. Sie müssen schrecklich klug sein, Declan«, flirtete sie. »Ich darf Sie doch Declan nennen, oder nicht?«
»Sicher. So klug muss man gar nicht sein«, sagte er. »Man braucht nur ganz viel Zeit.«
Und Geld, dachte sie. Viel Geld. »Ach seien Sie doch nicht so bescheiden. Es ist wirklich ein Wunder, was Sie hier vollbringen. Ich hoffe, es macht Ihnen nicht allzu große Umstände, mir auch die Innenräume zu zeigen. Außerdem könnte ich ganz gut was Kaltes vertragen. Der Weg hierher hat mich völlig ausgedörrt.«
Er wollte sie nicht in seinem Haus haben. Über seinen Abscheu hinaus spürte er eine ganz primitive Bedrohung. Aber wie sie auch sein mochte, sie war schließlich Lenas Mutter, und seine eigene Mutter hatte ihm Manieren eingetrichtert.
»Natürlich. Ich habe Tee.«
»Ich könnte mir nichts Besseres vorstellen.«
Sie folgte ihm zur Tür und war höchst zufrieden, als er sie für sie öffnete und dann einen Schritt zurücktrat, um sie als Erste eintreten zu lassen. Sie sorgte dafür, dass ihr Körper seinen streifte – die Andeutung einer Berührung –, betrat dann die Eingangshalle und stieß einen Seufzer aus.
Ihr Erschrecken und ihre Verwunderung musste sie nicht vortäuschen, als sie sich im Vestibül umsah. Sie war schon früher einmal drinnen gewesen. Remy und Declan waren nicht die Ersten, die, vom Alkohol ermutigt, in Manet Hall eingebrochen waren.
Gemocht hatte sie den Bau nie. Auf seine Schatten und den Staub, die Spinnweben und den verblassten Glanz hatte sie immer mit einer Gänsehaut reagiert.
Aber jetzt war es voller Licht und Glanz. Spiegelblanke Fußböden, strahlende Wände. Alte Möbel sagten ihr nicht viel, jedenfalls nicht, wenn es um die reine Betrachtung ging. Aber sie hatte keine Zweifel, dass die Preisschilder gewaltig gewesen waren.
Altes Geld kaufte oder behielt alte Dinge. Dieses Konzept stellte für sie ewig ein Rätsel dar, gab es doch so viel Neues, Glitzerndes auf der Welt.
»Mein lieber Mann, Süßer, das ist eine Sehenswürdigkeit. Eine echte Sehenswürdigkeit.«, wiederholte sie und schlenderte in den Salon.
Mochte sie auch der Stadt den Vorzug geben, wo pausenlos Leben war, so erfasste sie doch, dass an einem Ort wie diesem eine Frau wie eine Königin leben konnte. Und das Leben ins Haus holen konnte, wenn es ihr beliebte.
»Du liebe Güte, habe ich gesagt, Sie seien klug? Nein, Sie sind ein Genie. Alles ist so schön und frisch.« Sie drehte sich wieder zu ihm um. »Sie müssen schrecklich stolz sein.«
»Geht so. Die Küche ist da hinten. Da können wir Ihnen was Kaltes zu trinken holen.«
»Das wäre reizend, aber schleusen Sie mich doch nicht so schnell durch.« Besitz ergreifend hakte sie sich bei ihm unter und hängte sich an ihn, während sie den Flur entlangschritten. »Ich bin einfach fasziniert von dem, was Sie hier geleistet haben. Mama sagte mir, Sie hätten erst vor ein paar Monaten angefangen.«
»Man schafft viel, wenn man sich an den Plan hält.«
Und da sie
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