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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Teppichrolle. »Bist du bereit?«
    Auf Händen und Knien wuchteten sie ihn vorwärts, entrollten ihn und legten sein Muster frei. Die Farben und die Textur erfasste sie erst nur ungenau, doch sie wusste sofort, warum er ihn in diesem Raum haben wollte.
    Das Grün der Blätter war zart wie das der Wände und hob sich mit dem Blassrosa der Rosen vor einem Hintergrund in dunklerem Grün ab. Als er entrollt vor ihnen lag, stand sie auf, um seine Wirkung zu testen, während sie ihn noch gerade rückte.
    »Du hast dir einen Rosengarten gekauft, Declan. Ich kann sie fast riechen.«
    »Fantastisch, nicht wahr? Passt hier wirklich ausgezeichnet rein. Ich werde noch die beiden amerikanischen Empiresofas und wohl auch den Biedermeiertisch dazustellen. Das wäre ein Anfang, dann sehen wir weiter.« Er richtete seinen Blick auf das Deckenmedaillon. »Ich habe da einen großen Lüster gesehen – mundgeblasenes Glas, ganz im Stil von Dale Chuhuly. Ich hätte ihn kaufen sollen.«
    »Sollen wir nicht lieber erst mal ausprobieren, wie die Sofas hier hereinpassen?«
    »Hm? Die sind aber wirklich schwer. Ich werde Remy bitten, dass er mir später dabei hilft. Er wollte vorbeikommen.«
    »Aber ich bin jetzt hier.«
    »Ich möchte nicht, dass du dich verletzt.«
    Ihr Blick traf ihn fast wie eine Kugel, und er kehrte grinsend in seinen provisorischen Lagerraum zurück.
    Sie hatten soeben das zweite Sofa auf seinen Platz gestellt, und Lena trat einen Schritt zurück, um das Arrangement in Augenschein zu nehmen, als sie das Baby schreien hörte.
    Sie warf einen Blick auf Declan, der jedoch seinen Gedanken nachhing.
    »Hat einer der Leute, die die Arbeitsplatte montieren, ein Baby dabei?«, fragte sie. Declan schloss die Augen und sank aufs Sofa.
    »Du hörst es? Keiner sonst hört es. Das Türenschlagen ja. Und auch das Wasserlaufen, wenn keiner im Zimmer ist, der die Hähne aufdrehen könnte. Aber keiner hört das Baby.«
    Frostige Kälte jagte ihr über den Rücken, und ihre Blicke richteten sich beunruhigt auf den Flur. »Wo ist es?«
    »Meistens im Kinderzimmer. Manchmal auch in dem Schlafzimmer im ersten Stock. Abigails Zimmer. Aber normalerweise im Kinderzimmer. Wenn ich zur Tür komme, hört es meistens auf. Remy ist schon zwei Mal hier gewesen, als es losging. Er hat es nicht gehört. Aber du hörst es.«
    »Ich muss nachsehen. Ich ertrage es nicht, ein Baby so schreien zu hören.« Sie trat auf die Diele hinaus und ging die Treppe hoch. Und es hörte auf.
    Ein paar Sekunden schien es im ganzen Haus totenstill zu sein. Dann hörte sie den Lärm aus der Küche, die Musik aus dem Radio, das Summen der Männerstimmen bei der Arbeit.
    »Das ist aber merkwürdig.« Sie stand auf der Treppe, eine Hand am Geländer. Sie hatte Herzklopfen. »Ich habe gedacht, ich möchte das Baby hochnehmen. Viele Leute sagen zwar, man müsse Babys schreien lassen, aber ich wüsste nicht, warum. Ich habe nur diesen Gedanken gehabt, und da hat es aufgehört.«
    »Verrückt, nicht wahr, dass du dir überlegt hast, deine Ururgroßmutter in den Arm zu nehmen? Es ist Marie Rose«, fügte er hinzu, als Lena sich auf der Treppe zu ihm umdrehte. »Dessen bin ich mir ganz sicher. Vielleicht kannst du sie hören, weil du mit ihr blutsverwandt bist. Ich kann es vermutlich, weil mir das Haus gehört. Ich habe die Vorbesitzer angerufen. Ich wollte sie danach fragen, aber sie haben noch nicht zurückgerufen.«
    »Sie werden es dir nicht erzählen.«
    »Nun, wenn ich nicht frage, werden sie mir nie was sagen. Macht es dir Angst?«
    Sie sah wieder die Treppe hoch und stellte sich dieselbe Frage. »Es sollte mir wohl Angst machen, aber ich habe keine. Es ist faszinierend. Ich denke –« Sie brach ab, als oben eine Tür zugeworfen wurde. »Nun, das war kein Baby.« Und noch während sie es sagte, rannte sie schon nach oben.
    »Lena.« Aber sie hatte bereits den Treppenabsatz erreicht und bog um die Ecke, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als ihr hinterherzujagen.
    Während sie den Flur entlangmarschierte, riss sie jede Tür auf. Als sie vor Abigails Zimmer ankam, fegte die Kälte über sie hinweg. Sie fing vor Schreck zu keuchen an. Gefesselt von dem Dampf, den sie erzeugte, verschränkte sie ihre Arme fest über der Brust.
    »Das ist was anderes als das Baby«, flüsterte sie.
    »Ja. Es ist Wut.« Als er seine Arme auf ihre Schultern legte, um sie zu wärmen und wegzuziehen, schlug die Tür vor ihrer Nase zu.
    Sie zuckte zusammen – war machtlos. Und hörte an

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