Mitten ins Herz (German Edition)
sie sich noch eine Brezel und eine Cola und bestieg um 15:20 Uhr den Bus.
Eine Stunde später kam sie in Richmond an. Mittlerweile fielen Summer fast die Augen zu. Trotz der langen Zugfahrt von Chicago nach Charlottesville hatte sie kein Auge zugetan. Jetzt spürte sie, wie ihr Körper gegen diese Behandlung protestierte. Im Zug nach Miami würde sie ein wenig schlafen müssen, wenn sie nicht wollte, dass sie zusammenklappte.
Das monotone Geräusch des dahinfahrenden Zuges war es schließlich, das Summer eindösen ließ. Ihre Tasche fest umklammert, drehte sie sich auf ihrem Sitz zur Seite und ergab sich ihrer Müdigkeit.
Da die Fahrt von Richmond nach Miami 22 Stunden in Anspruch nahm, musste sich Summer keine Sorgen machen, dass sie etwas verpasste. Nach all den Tagen der Aufregung und Anspannung hatte sie sich diesen Schlaf redlich verdient.
DAVID
David Fellow öffnete blinzelnd die Augen. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er sich befand, doch dann erkannte er, dass er auf dem Sofa im Wohnzimmer eingeschlafen war. Er rieb sich die Augen und sah verwirrt zum Fenster. Wieso war es draußen hell?
Nur sehr langsam verarbeitete sein Gehirn diese Tatsache. Er benötigte einen Augenblick, um seine Gedanken zu sortieren, dann sprang er wie von der Tarantel gestochen auf. So etwas war ihm ja noch nie passiert. Er hatte um 20 Uhr zu Abend gegessen und jetzt war es früh morgens kurz nach 9.
Nachdem die anfängliche Verwirrung verflogen war, wallte Wut in ihm auf. Summer hatte sich sicher von ihrem Chef nach Hause bringen lassen, als er nicht aufgetaucht war, aber warum hatte diese dumme Kuh ihn nicht aufgeweckt. Zielstrebig ging er nach oben. Seine Frau konnte sich jetzt auf etwas gefasst machen.
David riss die Tür zum Schlafzimmer auf. Er öffnete den Mund, um seinem Unmut Luft zu machen, schloss ihn aber sogleich wieder, ohne ein Wort zu sagen. Er starrte entgeistert auf das leere Bett.
Wo war dieses Miststück schon wieder? Sie hatte doch nicht etwa das Haus verlassen, ohne ihm Bescheid zu geben? David rannte von einem Zimmer zum anderen, doch nirgendwo konnte er Summer finden.
David lief wieder hinunter. Ihre Jacke und ihre Handtasche waren nicht am gewohnten Platz in der Garderobe, was bedeutete, dass sie nicht im Haus war. Wutentbrannt nahm er den Schlüssel von der Kommode und ging in die Garage. Er würde zuerst ins Hughes Diner fahren und dort nachsehen.
»Ich habe keine Ahnung, wo Summer ist. Sie hat gestern kurz nach 1 Uhr das Lokal verlassen. Ich dachte, du hättest sie abgeholt«, log Hugh, ohne rot zu werden.
»Aber wo ist sie dann?«, wollte David wissen und schlug zornig mit der Handfläche auf die Theke. Hugh hob warnend den Zeigefinger.
»Entweder du zügelst dein Temperament oder du fliegst raus, mein Freund. Ich weiß nicht, wo deine Frau ist und jetzt muss ich mich wieder an die Arbeit machen.«
Er warf sich das Geschirrtuch über die Schulter und wollte sich gerade wieder den frisch gespülten Gläsern widmen, als David ihn am Arm packte und zurückhielt.
»Ich will wissen, wo Summer ist!«, sagte er ein klein wenig zu laut. Hugh sah zuerst auf die Hand, die noch immer seinen Unterarm fest umschlossen hielt, dann direkt in Davids Augen.
»Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe. Nimm deine Hände von mir oder du wirst erleben, was passiert, wenn ich die Fassung verliere«, knurrte er leise, aber laut genug, dass David alles verstand. Sofort zog dieser die Hand zurück. Einen Moment lang sagte keiner von beiden etwas, dann ergriff David das Wort.
»Sollte ich herausfinden, dass du weißt wo sie ist, komme ich wieder. Das verspreche ich.« Er drehte sich um und ging.
»Tu dir keinen Zwang an«, schrie Hugh ihm hinterher. Als sich die Lokaltür hinter David geschlossen hatte, schloss er die Augen und atmete einige Male tief durch. Er dachte an Summer und fragte sich, wo sie jetzt wohl gerade war.
Er hätte ihr gerne Bescheid gegeben, doch sie hatte das Handy zerstört, so wie er es ihr gesagt hatte. Jetzt musste er warten, bis sie sich wieder bei ihm meldete.
David war außer sich vor Zorn. Er war sich sicher, dass dieser Hugh etwas über Summers plötzliches Verschwinden wusste. Das hatte er in seinen Augen gesehen.
Dass ihr etwas passiert sein könnte, dachte er nicht, denn Summer war viel zu vorsichtig. Somit blieb nur eine Möglichkeit: Sie hatte ihn verlassen. Wenn dem wirklich so war, würde er sie finden und dann Gnade ihr Gott.
KAPITEL
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