Mitten ins Herz (German Edition)
zu melden. Er drückte ihr ein altmodisches Handy in die Hand.
»Ruf mich in ein paar Stunden an. Danach vernichte das Handy. Ich habe eine neue Prepaidkarte gekauft. Zerstöre aber trotzdem beides, denn das Telefon ist auf meinen Namen registriert. Schließlich wissen wir nicht, was David alles unternehmen wird, um dich zu finden. Wenn du angekommen bist, kannst du dir selbst ein Telefon mit Karte besorgen«, sagte er. Summer stimmte zu. So würde sie schon bald erfahren, ob David im Diner angerufen hatte, oder ob es ihm nicht möglich gewesen war, weil das Schlafmittel gewirkt hatte.
Die Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie Hugh zum Abschied eine Kusshand zuwarf. Wann und ob sie ihn wiedersehen würde, stand in den Sternen.
Summer suchte einen Fensterplatz und ließ sich erleichtert in den Sitz fallen. Sie hatte es tatsächlich geschafft. All die Anspannung, die sich in den letzten Tagen in ihr aufgestaut hatte, fiel mit einem Mal von ihr ab.
Sie hatte eine verdammt lange Reise vor sich. Wenn alles klappte und nichts dazwischenkam, würde sie am Sonntagabend in Miami ankommen. Eigentlich hasste Summer es, mit dem Zug zu reisen, doch diesmal war alles anders.
Sie genoss das gleichmäßige, einschläfernde Rattern des Wagons und sah zufrieden aus dem Fenster, hinaus in die Dunkelheit. Je weiter sie sich von Chicago entfernte, umso besser fühlte sie sich. Es war, als hätte die ganze Zeit ein riesiger Stein auf ihrer Brust gelegen, der ihr das Atmen erschwert hatte. Jetzt wurde dieser Stein ganz langsam und behutsam heruntergenommen und sie bekam wieder Luft.
Summer zog die beidem Umschläge heraus, die Hugh ihr gegeben hatte, und schob die Banknoten in ihre Hosentasche. Nun trug sie 1700 Dollar in ihrer Hose und fast genau soviel in ihrer Geldbörse. Es war schon etwas Wahres an dem Sprichwort: "Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt." Mit diesem Betrag konnte sie den nächsten beiden Monaten ganz gelassen entgegensehen. Gut, Summer konnte sich keine großen Sprünge erlauben und musste auch bei ihrer Verpflegung sparen, aber sie konnte sich zumindest ein Zimmer leisten und stand nicht auf der Straße.
Wie sie es bewerkstelligen sollte, ohne ihre Papiere vorzulegen, wusste sie nicht, aber sicher würde sich ein Weg finden. Es gab immer Menschen, denen Geld wichtiger war, als das Gesetz.
Nachdem Summer bereits fünf Stunden unterwegs war, zog sie Hughes Handy aus der Tasche und wählte seine Nummer. Sie zitterte so sehr, dass sie das Telefon mit beiden Händen an ihr Ohr pressen musste, um es nicht fallen zu lassen.
»Hughes Diner. Sie sprechen mit dem Inhaber«, hörte sie die vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Ich bin es«, sagte sie viel zu leise, doch laut genug, dass er sie verstand.
»Kleines, ich bin so froh, dass du dich meldest. Ist alles ok bei dir?«, wollte er wissen. Summer nickte. Doch dann fiel ihr ein, dass er sie ja nicht sehen konnte und sie antwortete ihm.
»Ja, hier läuft alles nach Plan. Wie sieht es bei dir aus? Hat … hat er angerufen?« Einen Augenblick war es so still, dass sie die Befürchtung hatte, die Verbindung wäre getrennt worden, doch dann räusperte sich Hugh.
»Nein, weder, als ich unterwegs war und dich zum Bahnhof gebracht habe, noch danach.« Sie schloss die Augen und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Wie es schien, schlief David in diesem Moment tief und fest. Diese Wirkung der Schlaftabletten sollte noch solange anhalten, bis sie in Charlottesville war.
»Wenn ich angekommen bin und einen Platz gefunden habe, wo ich bleiben kann, werde ich mich wieder bei dir melden«, versprach sie.
»Das will ich aber auch hoffen«, grunzte Hugh und Summer konnte bildlich vor sich sehen, wie er gerade das Gesicht verzog. »Vergiss nicht das Handy zu vernichten, wenn wir das Gespräch beendet haben. Und besorge dir ein Neues. Dann kann David dich nicht finden.«
»Das werde ich tun«, versicherte sie ihm. »Hugh?«
»Mmmhh?«
»Danke für alles.«
Am Samstag, nach 21 Stunden Fahrt, fuhr der Zug in den Bahnhof von Charlottesville ein. Summer hatte die Telefonkarte zerstört und diese anschließend mitsamt dem Handy aus dem Zug geworfen. Sie hätte es zu gerne behalten, da sie jeden Cent sparen musste, aber es ging nicht anders. Sie wollte kein unnötiges Risiko eingehen.
Ihr blieb nicht viel Zeit, denn schon in 30 Minuten würde der Bus nach Richmond abfahren. Summer machte sich rasch auf der Toilette ein wenig frisch. Danach kaufte
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