Mitten ins Herz (German Edition)
eine sportliche Figur und war sehr elegant gekleidet. Sein blondes, lockiges Haar war fein säuberlich geschnitten und in der Hand trug er einen ledernen Aktenkoffer.
Sicher ein Geschäftsmann, der mit dem Bus unterwegs ist, weil er keine Lust hat, selbst zu fahren, dachte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Zeitschrift. Sie hatte den Neuankömmling schon völlig vergessen, als sich plötzlich jemand neben ihr laut räusperte. Erschrocken blickte sie auf und sah in zwei strahlend blaue Augen.
»Darf ich mich zu Ihnen setzten?«, wollte der junge Mann wissen und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Summer sah auf die unzähligen leer gefegten Bänke in der Halle und fragte sich, warum er ausgerechnet hier Platz nehmen wollte.
»Von mir aus«, antwortete sie. Es klang selbst in ihren Ohren etwas zu barsch. Doch entweder hatte er es nicht bemerkt, oder er ignorierte es einfach.
»Ich bin lieber in netter Gesellschaft, wenn ich warten muss«, erklärte er lächelnd. Summer musterte den Mann. Er sah gut aus, so viel stand fest. Gerade Nase, kantige Gesichtszüge und wundervolle Augen. Sie warf einen Blick zum Schalter, wo der Angestellte gerade hoch konzentriert auf seine Tastatur einhämmerte. Angst müsste sie also auch keine haben, denn sie waren nicht allein. Und was schadete schon ein wenig Gesellschaft? Plötzlich schlug sich der junge Mann die Handfläche gegen die Stirn.
»Wo hab ich nur meine Manieren gelassen? Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt«, fiel es ihm siedend heiß ein. Er streckte Summer die Hand entgegen. »Mein Name ist Robert Grant«, teilte er ihr mit.
»Summer Kingsley«, sagte sie knapp und schüttelte seine Hand. Sie benutzte absichtlich ihren Mädchennamen und nicht den ihres Mannes. Mit dem Namen Fellow wollte sie nichts mehr zu tun haben.
»Was macht eine so attraktive Frau um diese Zeit allein auf einem Busbahnhof?« Summer runzelte die Stirn und musterte ihr Gegenüber. Machte dieser Typ sie gerade an? Robert schien ihr Unbehagen zu spüren und hob ergeben die Hände.
»Wenn sie sich nicht unterhalten möchten, verstehe ich das. Ich wollte nur etwas Small Talk machen und höflich sein«, erklärte er mit einem schiefen Lächeln. Sofort schämte sie sich. Wieso war sie nur so unfreundlich? Er hatte ihr doch nichts getan. Das war alles Davids Schuld. Wegen ihm war sie so vorsichtig und traute niemandem mehr.
»Es tut mir leid, aber anscheinend bin ich noch etwas übermüdet. »Sie streckte den Rücken und atmete einige Male durch, dann beantwortete sie seine Frage.
»Ich bin auf dem Weg nach Key West, um einen Freund zu besuchen. Und sie?« Robert zog sein Jackett aus und faltete es ordentlich zusammen, bevor er es neben sich auf die Bank legte.
»Meine Frau und ich haben uns vor einigen Jahren ein Häuschen dort gekauft. Ich lebe in Boston und komme gerade von einem Seminar in New York. Jetzt möchte ich ein wenig in Key West ausspannen und Urlaub machen«, erklärte er.
»Wäre es nicht einfacher und schneller gewesen, mit dem Flugzeug zu reisen?«, wollte sie wissen.
»Sicher, wenn man das Fliegen mag. Ich gehöre leider zu den Menschen, die das nicht tun.«
Summer sah mit hochgezogenen Augenbrauen auf seinen Aktenkoffer, denn dies war offensichtlich das einzige Gepäckstück, das er bei sich hatte. Als er ihrem Blick folgte und zu verstehen schien, was sie dachte, lachte er laut.
»Mein Koffer ist bereits in Key West. Ein Arbeitskollege war so nett und hat ihn schon vor einer Woche mit hinuntergenommen. Ich hatte nicht das Bedürfnis mein Gepäck mit auf das Seminar zu nehmen und anschließend durch die halben USA zu schleifen.« Summer nickte.
»Und wo ist Ihre Frau? Sicher wartet sie auch schon in Key West auf Sie.« Er schüttelte den Kopf und seine Miene verdüsterte sich.
»Wir sind seit einigen Monaten geschieden.«
»Oh, das tut mir leid«, antwortete sie.
»Warum tut es Ihnen leid?«, fragte er. Summer starrte ihn völlig perplex an. Was sollte sie auf diese Frage antworten?
»Nun ja … also … das sagt man eben so«, antwortete sie schließlich und die Röte kroch ihr ins Gesicht. Robert grinste und machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Ich wollte sie nur necken. Mir tut es nicht leid, dass ich geschieden bin. Aber lassen sie uns von etwas anderem sprechen. Sind sie verheiratet?« Summer schluckte und benötigte einige Sekunden, um zu antworten.
»Nein«, antwortete sie. Es klang seltsam, aber auch irgendwie gut. Auf dem Papier
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