Mitten ins Herz (German Edition)
den Teufel tun, und ihm helfen, dachte Summer und gab Gas.
Zu spät erblickte sie den dicken Baumstumpf, der einige Meter vor ihr aus dem Wasser ragte. Nur die sich daran kräuselnde, weiße Gischt verriet, dass dort etwas im Wasser lag. Dann knallte die Maschine mit voller Wucht dagegen.
Summers Körper wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert, bevor sie ins Wasser eintauchte. Die Wellen schlugen über ihr zusammen und drückten sie nach unten. Halb benommen versuchte sie sich, zu orientieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam sie wieder nach oben und holte röchelnd Luft. Ihre Schulter schmerzte, aber ansonsten schien sie unverletzt.
Während sie im Wasser auf der Stelle trat, um nicht wieder unterzugehen, sah sie sich um. Ihr Jetski war hinüber und schwamm kopfüber im Wasser. Sie hatte also zwei Möglichkeiten.
Entweder direkt zum Hafen zu schwimmen oder den wesentlich kürzeren Weg an das Ufer der Insel zu nehmen. Wisteria Island lag keine 50 Meter entfernt. Der Hafen von Key West dagegen mindestens 500.
Summer wusste, wie sehr man eine solche Strecke unterschätzen konnte, und entschied sich für den kürzeren Weg. In gleichmäßigen Zügen bewegte sie sich auf die wild überwucherte Insel zu.
Sie schauderte bei dem Gedanken an Haie, die hier keine Seltenheit waren, und legte einen Zahn zu. Ihre verletzte Schulter schmerzte bei jeder Bewegung, doch Summer biss die Zähne zusammen.
Sie hatte das Ufer fast erreicht und sah, dass Davids Jetski nur einige Meter neben ihr im Wasser trieb. Der komplette Rumpf war aufgeschlitzt und deformiert.
Summer verwarf den Gedanken, zu versuchen, ihn wieder in Gang zu bekommen. Sie spürte, wie etwas Spitzes gegen ihren Oberschenkel stach, und hätte vor Schreck fast laut aufgeschrien. Vorsichtig tastete sie mit der Hand danach und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass es sich nur um den Brieföffner handelte, der immer noch fest in ihrer Gürtelschlaufe hing. Als sie endlich festen Boden unter den Füßen hatte, hörte sie hinter sich das Platschen von Wasser und fuhr herum.
Die Faust, die blitzschnell auf ihr Gesicht zugeschossen kam, nahm sie nur verschwommen war. David traf sie direkt am Kinn. Summers Kopf wurde zur Seite geworfen und sie stürzte.
Plötzlich war er über ihr. Er drückte sie mit seinem ganzen Körpergewicht unter Wasser. Panik wallte in ihr auf, als sie begriff, was er vorhatte.
Er würde sie, ohne mit der Wimper zu zucken, töten. Sie strampelte wie verrückt und versuchte nach ihm zu treten, doch das Wasser verlangsamte ihre Bewegungen derartig, dass sie keinen Tritt zustande brachte. Ihre Gegenwehr bewirkte lediglich, dass ihr noch schneller die Luft ausging. Ihr blieb nur noch eine Möglichkeit.
Summer tastete nach dem Brieföffner. Als sie ihn zu fassen bekam, zog sie ihn aus der Gürtelschlaufe und stieß mit letzter Kraft zu.
Davids Griff lockerte sich. Den Kopf noch immer unter Wasser hörte sie seinen gedämpften Aufschrei. Sie schoss hoch und rang laut keuchend nach Luft. Den Brieföffner hielt sie fest umklammert in der Hand. David stand nur zwei Armlängen von ihr entfernt und krümmte sich vor Schmerzen. Trotz der Dunkelheit konnte sie erkennen, dass das Wasser sich um ihn herum blutrot verfärbt hatte.
Summer hatte ihm den Brieföffner mit voller Wucht in den Oberschenkel gestoßen. Wieder dachte sie an Haie, die Blut auf einige Kilometer Entfernung riechen konnten. Schnell rannte sie ans Ufer.
Am Hafen von Key West sah sie Blaulicht. Dann warf sie einen Blick auf David, der immer noch im seichten Wasser lag und sein verletztes Bein umklammerte.
Er folgte ihr nicht, als sie zwischen den Bäumen und dem dichten Gestrüpp verschwand. Noch nicht jedenfalls.
JAKE
Seit Jake Summers Stimme auf seinem Anrufbeantworter gehört hatte, war er außer sich vor Angst. Wenn er sie richtig verstanden hatte, war ihr Ehemann aufgetaucht und bedrohte sie nun.
Sie hatte gesagt, sie sei im Jetski-Verleih und David sei auch dort. Jake verlor keine Sekunde. Er griff seine Schlüssel und rannte zum Wagen. Mit viel zu hoher Geschwindigkeit raste er los und malte sich in Gedanken die schlimmsten Szenarien aus.
Summer hatte ihm erzählt, wie brutal ihr Mann sein konnte. Nicht auszudenken, was er mit ihr anstellte, wenn er sie zu fassen bekam.
Ihm wurde regelrecht übel, wenn er daran dachte. Jake bog mit quietschenden Reifen in die Duval-Street ein, die geradewegs hinunter zum Pier und somit auch zum Jetski-Verleih führte.
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