Mitten ins Herz (German Edition)
Er sah das Blaulicht schon von weitem und sein Magen zog sich krampfhaft zusammen.
»Hoffentlich ist sie in Ordnung. Bitte lass ihr nichts zugestoßen sein, das würde ich nicht überleben«, betete er laut. Ruckartig kam sein Wagen neben einem Krankenwagen zum Stehen.
Er erkannte, wie zwei Sanitäter sich im Inneren des Wagens an einer verletzen Person zu schaffen machten, konnte aber nicht sehen, um wen es sich handelte. Jake verließ den Wagen und rannte zu ihnen.
»Summer?«, schrie er und sprang geschmeidig in den Krankenwagen. Einer der Sanitäter wollte ihn gerade zurechtweisen, da hob die verletzte Person die Hand und winkte Jake zu sich.
Es war Robert. Er trug eine Sauerstoffmaske und hatte einen dicken Verband um die Brust. Jake war einerseits erleichtert, dass es sich nicht um Summer handelte, aber er war auch zutiefst betroffen.
»Mein Gott, Robert, was ist geschehen?«, fragte er. Einer der Sanitäter wandte sich zu ihm.
»Sie kennen den Mann?«, wollte er wissen.
»Flüchtig«, antwortete er, ohne den Blick abzuwenden. Robert versuchte gerade, sich die Sauerstoffmaske herunterzureißen.
»Das lassen wir mal schön bleiben«, sagte der andere Sanitäter und platzierte sie wieder über Roberts Mund und Nase.
»Was ist ihm zugestoßen?«, fragte Jake.
»Ihm wurde in die Brust geschossen, mehr wissen wir auch nicht«, war die sachliche Antwort. Jake beugte sich zu Robert.
»Wo ist Summer? Hast du eine Ahnung, wo sie ist?« Wieder nestelte Robert an seiner Maske herum und diesmal gelang es ihm, sie ein Stück anzuheben. Jake beugte sich ganz nah zu ihm hinunter.
»Jetski genommen … David auch … beide raus aufs Meer. Hilf ihr«, flüsterte er kaum hörbar, dann verlor er das Bewusstsein. Sofort drängten die Sanitäter Jake zur Seite.
Fassungslos starrte er auf den Mann, der mit dem Tod rang. Dann wirbelte er herum und rannte zu der kleinen Hütte. Zwei Polizisten, die gerade dabei waren, eine Absperrung einzurichten, wollten ihn aufhalten. Er teilte ihnen mit, dass sein Geschäft am Pier sei und nach einigem hin und her ließen sie ihn durch.
Im Vorbeigehen blickte er auf die große Blutlache auf dem Asphalt und fragte sich, ob Robert diese Verletzung überleben würde.
Ein Blick auf das Schlüsselbrett im Verleih verriet ihm, dass zwei Schlüssel fehlten. Jake griff sich einen weiteren und rannte zu den Maschinen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Hoffentlich war Summer noch am Leben.
Kraftvoll zog er eine der Maschinen ins Wasser, setzte sich und startete den Motor. Jake hatte keine Ahnung, wohin sie gefahren waren, aber er würde nicht aufgeben, bevor er Summer gefunden hatte.
KAPITEL 18
Summer sah rein gar nichts, aber sie blieb nicht stehen und lief immer weiter durch das Dickicht. Die Äste peitschten ihr ins Gesicht und rissen ihr die Haut auf, aber sie beachtete den Schmerz kaum. Genauso wenig wie den an ihrem Kinn, wo Davids Faust sie getroffen hatte.
Sie wusste nicht, ob David ihr folgte, gestattete es sich aber auch nicht, stehen zu bleiben. Den Brieföffner hielt sie noch immer fest umklammert in der Hand, denn dies war ihre einzige Waffe.
Lange würde es nicht dauern, dann wäre sie am Ende der Insel angekommen. Wisteria Island war nämlich nicht sehr groß. Die Insel war schätzungsweise nur 500 Meter lang und 200 Meter breit.
Summers Lungen brannten, doch sie gönnte sich keine Pause. Zweimal war sie schon hingefallen, weil sie in der Dunkelheit über eine Wurzel oder einen Baumstamm gestolpert war. Einmal war sie mitten in ein riesiges Spinnennetz geraten. Sie schauderte bei dem Gedanken, welche Kriechtiere sich sonst noch auf dieser naturbelassenen Insel befanden.
Immer wieder musste sie an Robert denken. Sie sah das Bild vor sich, wie er reglos auf dem Boden gelegen hatte. Ob er tot war?
Wenn dem so war, war es allein ihre Schuld, denn sie hatte ihn angerufen und ihn um Hilfe gebeten. Und jetzt war er verletzt, oder womöglich tot.
Summer war den Tränen nahe, doch sie konnte sich nicht erlauben, schwach zu werden. Sie musste sich darauf konzentrieren, von dieser verdammten Insel herunterzukommen.
Nach ein paar weiteren Schritten lichtete sich das Dickicht und sie konnte den Strand vor sich erkennen. Was sollte sie jetzt tun? Hier ging es nicht weiter und zurück konnte sie auch nicht. Wenn ihr Mann die Verfolgung aufgenommen hatte, würde sie ihm direkt in die Arme laufen.
Aber hier zu warten, war auch keine Lösung. Sie atmete tief durch und
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