Mitten ins Herz - Roman
angrinste.
»Schlimmen Tag gehabt?«
Ich sah mich um. »Bist du allein?«
»Wen hast du denn erwartet?«
»Batman, den Weihnachtsmann, Jack the Ripper, was weiß ich.« Ich warf Mooners Klamotten auf den Boden im Flur. »Mir geht noch ein bisschen die Muffe. Ich habe gerade eine Schießerei mit DeChooch hinter mir. Nur hatte er als Einziger von uns beiden eine Pistole.«
Ich schilderte Morelli die scheußlichen Einzelheiten und kam gerade an die Stelle, als ich gemerkt hatte, dass ich mir nicht in die Hose gemacht hatte, da klingelte das Telefon.
»Alles in Ordnung?«, wollte meine Mutter wissen. »Deine Großmutter ist gerade nach Hause gekommen und hat erzählt, du hättest Eddie DeChooch verfolgt.«
»Mir geht es gut, aber DeChooch ist mir durch die Lappen gegangen.«
»Myra Szilagy hat mir gesagt, die Knopffabrik würde Leute einstellen. Die gewähren sogar Sondervergütungen. Du könntest bestimmt einen guten Job am Fließband kriegen. Vielleicht sogar einen im Büro.«
Morelli lümmelte sich auf dem Sofa, verfolgte wieder den Boxkampf im Fernseher, als ich den Hörer auflegte. Er trug Jeans, ein schwarzes T-Shirt und darüber einen beigen Pullover mit Zopfmuster. Morelli war schlank, hatte einen Waschbrettbauch und einen dunklen südländischen Teint. Er war ein guter Polizist. Ein Blick von ihm, und es prickelte in meinen Brustwarzen. Und er war ein Fan der New York Rangers. Mit einem Wort, er war fast perfekt - bis auf die Tatsache, dass er Polizist war.
Neben Morelli auf dem Sofa lag Bob the Dog. Bob der Hund ist eine Kreuzung zwischen einem Golden Retriever und Chewbacca. Ursprünglich war er mir übergeben worden, dann aber zu dem Schluss gekommen, dass es ihm bei Morelli besser gefiel. Wahrscheinlich irgend so eine typische Männergeschichte. Jetzt also hielt er sich meistens bei Morelli auf. Mir ist das nur recht. Bob frisst nämlich so gut wie alles. Sich selbst überlassen, kann er ein ganzes Haus schnell bis auf ein paar Nägel und einige Kachelreste verputzen. Und da Bob des Öfteren solchen Plunder wie Möbelstücke, Schuhe oder Pflanzen verschlingt, scheidet er ebenso häufig ganze Berge Hundescheiße wieder aus.
Bob lächelte, wedelte mir mit dem Schwanz zu und ließ sich dann erneut vor dem Fernseher nieder.
»Ich nehme an, du kennst den Kerl, der sich draußen im Hausflur ausgezogen hat«, sagte Morelli.
»Das war Mooner. Er wollte mir seine Unterwäsche zeigen.«
»Kann ich absolut nachvollziehen.«
»Er sagte, Dougie wäre weg. Er wäre gestern Morgen weggegangen und seitdem nicht wieder aufgetaucht.«
Morelli riss sich von dem Boxkampf los. »Steht Dougie nicht ein Prozess bevor?«
»Ja, aber Mooner ist nicht der Ansicht, dass er den sausen lassen will. Er meint, es könnte Dougie was zugestoßen sein.«
»Mooner hat nur noch Rührei im Gehirn. Auf seine Meinung würde ich nicht allzu viel geben.«
Ich reichte Morelli das Telefon. »Ruf lieber mal rum. Krankenhäuser und so.« Die Gerichtsmedizin nicht zu vergessen. Als Polizist bekam Morelli dort leichter Auskunft als ich.
Eine Viertelstunde später hatte Morelli die Telefonliste abgearbeitet. Es war niemand eingeliefert worden, auf den die Beschreibung von Dougie passte, weder in den beiden Krankenhäusern St. Francis und Helen Fuld noch in der Gerichtsmedizin. Ich rief Mooner an und berichtete, was wir herausgefunden hatten.
»Mann, ej«, sagte Mooner. »Langsam wird es unheimlich. Nicht nur Dougie ist verschwunden. Jetzt sind auch meine Klamotten weg.«
»Keine Sorge. Die sind bei mir.«
»Mann, ej, du bist echt gut«, sagte Mooner. »Echt gut.«
Ich verdrehte die Augen und legte auf.
Morelli klopfte auf den Sofasitz neben sich. »Setz dich hin. Wir müssen uns mal über Eddie DeChooch unterhalten.«
»Was ist mit DeChooch?«
»Kein sehr netter Mensch.«
Unwillkürlich entfuhr mir ein Seufzer.
Morelli überhörte ihn. »Costanza hat gesagt, du hättest ein paar Takte mit DeChooch geredet, bevor er untergetaucht ist.«
»DeChooch hat Depressionen.«
»Er hat nicht zufällig Loretta Ricci erwähnt, oder?«
»Nein. Über Loretta ist kein Wort gefallen. Als ich Loretta fand, war ich ganz allein.«
»Tom Bell ist Chefermittler in der Sache. Ich bin ihm nach Feierabend über den Weg gerannt, und er sagte, Ricci sei bereits tot gewesen, als auf sie geschossen wurde.«
»Was?«
»Zur Todesursache könnte er sich erst nach der Autopsie äußern.«
»Wieso sollte jemand auf eine Tote schießen?«
Morelli hob
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