Mitten ins Herz - Roman
atmen. Es war Loretta Riccis Schwester Madeline. Sie war gerade erst eingetroffen und hatte DeChooch entdeckt.
»Mörder!«, schrie sie ihn an. »Sie haben meine Schwester umgebracht!«
DeChooch wurde aschfahl und taumelte rückwärts, stolperte und stieß mit Mrs.Varga zusammen. Beide hielten sich am Sarg fest, um nicht hinzufallen. Der Sarg, auf dem mit einem Tuch verhangenen Rollwagen, neigte sich bedrohlich, und ein allgemeines Raunen ging durch den Raum, als Anthony Varga an den Rand rutschte und sein Kopf gegen das Seidenfutteral knallte.
Madeline fuhr mit der Hand in ihre Tasche, jemand schrie, sie würde eine Pistole zücken, und alle gerieten in Aufruhr. Einige warfen sich platt auf den Boden, andere drängten nach draußen auf den Gang zur Eingangshalle.
Stivas Assistent, Harold Baronne, stürzte sich mit einem Hechtsprung auf Madeline, bekam sie an den Knien zu fassen, prallte mit ihr gegen Grandma und mich, und alle fielen wir in einem Knäuel zu Boden.
»Nicht schießen!«, schrie Harold. »Beherrschen Sie sich!«
»Ich wollte mir nur ein Taschentuch holen, Sie Trottel«, fauchte Madeline. »Gehen Sie runter von mir!«
»Ja, und von mir auch«, sagte Grandma. »Ich bin alt. Meine Knochen sind zerbrechlich wie dünne Zweige.«
Ich kam wieder auf die Beine und sah mich um. Von Eddie DeChooch keine Spur. Ich lief nach draußen auf die Veranda, wo die Männer herumstanden. »Hat jemand von Ihnen Eddie DeChooch gesehen?«
»Ja«, sagte einer, »der ist gerade gegangen.«
»In welche Richtung?«
»Zum Parkplatz.«
Ich stürzte die Stufen hinunter und erreichte den Parkplatz gerade in dem Moment, als DeChooch in einem weißen
Cadillac davonfuhr. Ich stieß ein paar tröstliche Verwünschungen aus und hängte mich an seine Fersen. Er war bereits eine Straße weiter, hielt sich auf dem Mittelstreifen und missachtete die Ampeln. Schließlich bog er ab nach Burg, und ich fragte mich schon, ob er nach Hause wollte. Ich verfolgte ihn die ganze Roebling Avenue entlang, vorbei an der Querstraße, die zu seinem Haus führte.Wir waren die einzigen Fahrzeuge auf der Roebling, und ich wusste, dass die Sache gelaufen war. So blind war DeChooch nun auch wieder nicht, dass er nicht mal mehr Scheinwerfer in seinem Rückspiegel erkannte.
Er schlängelte sich weiter durch Burg, erst die Washington, dann die Liberty entlang, und fuhr anschließend die Division hoch. Ich sah mich schon DeChooch so lange verfolgen, bis einer von uns beiden kein Benzin mehr hatte. Was dann? Ich hatte weder Pistole noch meine schusssichere Weste dabei. Ich konnte mich nur auf meine Überredungskünste verlassen.
An der Division, Ecke Emory hielt DeChooch an, ich kam zehn Meter hinter ihm zum Stehen. Es war eine dunkle Ecke, ohne Straßenbeleuchtung, aber DeChoochs Auto war deutlich in meinem Scheinwerferlicht zu sehen. DeChooch machte die Tür auf und stieg aus, mit wackligen Beinen und gebückt. Einen Moment lang sah er in meine Richtung, schirmte die Augen gegen das blendende Licht ab. Dann hob er seelenruhig einen Arm und feuerte drei Schüsse ab. Peng. Peng. Peng. Zwei versanken im Straßenpflaster neben meinem Wagen, der dritte prallte zischend von meiner vorderen Stoßstange ab.
So viel zum Thema Überredungskünste. Ich warf den Rückwärtsgang ein und trat das Gaspedal durch. Dann schwenkte ich in die Morris Street ein, bremste rasant ab,
legte den ersten Gang ein und schoss aus der Seitenstraße hervor, raus aus Burg.
Das Zittern hörte erst auf, als ich den Wagen auf dem Mieterparkplatz vor meinem Haus abgestellt und mich versichert hatte, dass ich mir nicht in die Hose gemacht hatte. Alles in allem war ich einigermaßen stolz auf mich. Meine Stoßstange hatte eine hässliche Beule abgekriegt. Es hätte schlimmer kommen können, sagte ich mir. Die Beule hätte in meinem Kopf sein können. Ich hatte Eddie DeChooch nicht gleich ins Hemd treten wollen, weil er alt und depressiv war, aber in Wahrheit fing ich allmählich an ihn zu hassen.
Als ich aus dem Aufzug trat, sah ich Mooners Klamotten verstreut auf dem Boden liegen. Auf dem Weg zu meiner Wohnung sammelte ich sie ein. Vor der Tür blieb ich stehen und lauschte. Der Fernseher lief. Hörte sich nach einem Boxkampf an. Ich war mir sicher, dass ich den Fernseher ausgestellt hatte. Ich lehnte entnervt die Stirn an die Tür. Was sollte ich machen?
Ich stand immer noch so da, mit der Stirn gegen das Türblatt gelehnt, als sich die Tür plötzlich öffnete und Morelli mich
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