Mitten ins Herz - Roman
Tüten nicht allein tragen.«
»Was haben wir denn da? Einen Toaster«, sagte Benny, nahm mir das Gerät ab und sah sich den Verpackungskarton an. »Auch noch einen richtig guten, mit diesen extrabreiten Schlitzen für Muffins.«
»Danke, es geht schon«, sagte ich, aber sie hatten sich bereits die Tüte und den Toaster gepackt und waren im Nu ein paar Schritte vor mir an der Haustür.
»Wir haben uns gedacht, wir kommen mal vorbei und gucken nach, wie es so läuft«, sagte Benny und drückte den Aufzugknopf. »Hatten Sie Glück bei Ihrer Suche nach Eddie?«
»Ich habe ihn bei Stiva gesehen, aber er ist mir entwischt.«
»Ja, davon haben wir gehört. Bitter, so etwas.«
Ich schloss auf, und die beiden übergaben mir die Tüte und den Toaster und warfen einen verstohlenen Blick in meine Wohnung.
»Sie haben Eddie nicht zufällig hier versteckt, oder?«, wollte Ziggy wissen.
»Nein!«
Ziggy zuckte die Achseln. »War nur eine vage Vermutung.«
»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, stellte Benny fest.
Dann waren sie auch schon wieder weg.
»Man braucht offenbar keinen Intelligenztest zu bestehen, um in die Verbrecherwelt aufgenommen zu werden«, sagte ich zu Bob.
Ich schloss den neuen Toaster an und steckte zwei Brotscheiben
in die Schlitze. Bob schmierte ich Erdnussbutter auf normales Brot, für mich etwas auf die Toastscheiben. Schweigend, im Stehen verzehrten wir unsere Sandwichs und genossen einfach den Augenblick.
»Solange man Brot und Erdnussbutter hat«, sagte ich zu Bob, »ist das Hausfrauendasein gar nicht so schlimm.«
Ich rief meine Freundin Norma bei der Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle an und erhielt das Kennzeichen von Dougies Corvette. Danach rief ich Morelli an, nur so, weil ich wissen wollte, ob er schon irgendwas herausgefunden hatte.
»Der Autopsiebericht im Fall Loretta Ricci ist noch nicht da«, sagte Morelli. »DeChooch ist noch nicht geschnappt, und Kruper ist auch noch nicht angeschwemmt worden. Jetzt bist du am Zug, Pilzköpfchen.«
Na, toll.
»Dann sehen wir uns also heute Abend«, sagte Morelli. »Ich hole dich und Bob um halb sechs ab.«
»In Ordnung. Ist irgendwas Besonderes?«
Schweigen in der Leitung. »Ich dachte, wir sind bei deinen Eltern zum Essen eingeladen.«
»Oh, Mist! Verdammt! Scheiße!«
»Vergessen, hm?«
»Ich war gestern erst da.«
»Heißt das, wir brauchen nicht hinzugehen?«
»Wenn das so einfach wäre.«
»Ich hole dich um halb sechs ab«, sagte Morelli und legte auf.
Ich mag meine Eltern gern. Ehrlich. Sie machen mich bloß wahnsinnig. Da wären zum Beispiel meine Schwester Valerie und ihre beiden perfekten Kinder. Zum Glück wohnen sie in Los Angeles, ihre Perfektheit wird also durch die Entfernung in gewisser Weise geschmälert. Und dann wäre da mein beängstigend
ungeklärter Familienstand, den endgültig zu regeln meine Mutter sich berufen fühlt. Ganz zu schweigen von meinem Job, meiner Kleidung, meinen Essgewohnheiten, meinen Kirchgängen, besser gesagt, den ausbleibenden.
»Also, Bob«, sagte ich. »Wird Zeit, dass wir uns wieder an die Arbeit machen. Fahren wir in der Gegend rum.«
Ich wollte die Nachmittagsstunden nutzen und auf Autosuche gehen. Es galt, einen weißen Cadillac und ein Batmobil zu finden. Fang in Burg an, überlegte ich, und erweitere dann das Operationsgebiet. Im Geist ging ich eine Liste mit Restaurants und Diners durch, die Senioren mit Essen belieferten und Sonderangebote für Frühaufsteher hatten. Die Diners würde ich mir bis zum Schluss aufheben und gucken, ob irgendwo der weiße Cadillac auftauchte.
Rex warf ich ein Stück Brot in den Käfig und sagte ihm, ich sei gegen fünf wieder daheim. Ich hielt schon Bobs Leine in der Hand und wollte gerade aufbrechen, da klopfte es an meine Tür. Es war der Blumenlieferservice StateLine Florist.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte der Junge, überreichte mir eine Vase mit Blumen und ging wieder.
Es war komisch, denn mein Geburtstag ist im Oktober, und jetzt hatten wir April. Ich stellte die Vase auf der Küchenablage ab und las die beigefügte Karte.
Rosen sind rot.
Veilchen sind blau.
Wegen dir steht er mir,
du weißt es genau.
Unterschrieben von Ronald DeChooch. Schlimm genug, dass er mir in dem Freizeitklub so einen Schreck eingejagt hatte, jetzt schickte er mir auch noch Blumen.
4
»Ihh! Wie eklig!« Ich riss die Blumen aus der Vase und wollte sie wegwerfen, aber ich brachte es nicht übers Herz. Mir fiel es ja schon schwer, verwelkte Blumen wegzuwerfen,
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