Mitten ins Herz - Roman
umso schwerer war es also, wenn die Blumen frisch und hübsch und unschuldig waren. Ich ließ die Karte zu Boden fallen und trampelte auf ihr herum. Dann riss ich sie in kleine Fetzen und schleuderte sie in den Mülleimer. Die Blumen standen immer noch auf der Ablage, glücklich und zufrieden, aber sie jagten mir Angst ein. Ich nahm die Vase und stellte sie vorsichtig nach draußen in den Hausflur. Dann sprang ich zurück in die Wohnung und verschloss die Tür, blieb ein paar Herzschläge lang stehen und versuchte herauszufinden, wie es mir dabei ging.
»Na gut, ich kann damit umgehen«, sagte ich zu Bob.
Bob sah nicht so aus, als hätte er eine Meinung dazu.
Ich schnappte mir eine Jacke vom Kleiderhaken im Flur; Bob und ich huschten an dem Blumenstrauß vorbei, die Treppe hinunter, nach draußen zum Auto.
Nach einer halben Stunde Herumkurverei in Burg kam ich zu dem Schluss, dass es eine blöde Idee war, nach dem Cadillac zu suchen. Ich hielt in der Roebling Street und wählte Connies Nummer auf meinem Handy.
»Schon irgendwas von irgendwem gehört?«, fragte ich. Connie war mit der halben Unterwelt in Jersey verwandt.
»Dodie Carmine hat sich ihre Titten operieren lassen.«
Das war klatschmäßig erste Sahne, aber nicht das, was ich hören wollte. »Sonst noch was?«
»Du bist nicht die Einzige, die hinter DeChooch her ist. Onkel Bingo hat mich angerufen und gefragt, ob wir unsere Angel ausgeworfen hätten. Dann hat mich meine Tante Flo angerufen und mir erzählt, dass irgendwas schief gelaufen ist in Richmond, als DeChooch wegen der Zigaretten runtergefahren ist. Mehr wusste sie auch nicht.«
»In dem Verhaftungsprotokoll steht, DeChooch sei bei der Festnahme allein gewesen. Ziemlich unwahrscheinlich, dass er keinen Partner gehabt hat.«
»Soweit ich weiß, hat er das allein durchgezogen. Hat das Geschäft in die Wege geleitet, einen Lastwagen gemietet und ist nach Richmond gefahren.«
»Ein blinder alter Tattergreis fährt wegen ein paar Glimmstängeln nach Richmond?«
»Du hast es erfasst.«
Metallica dröhnte volle Pulle aus dem Autoradio. Bob hockte auf dem Beifahrersitz und hatte seine Freude an Lars, dem Schlagzeuger der Band. Und ich hatte plötzlich einen verstörenden Gedanken.
»DeChooch wurde also zwischen hier und New York verhaftet.«
»Ja, auf der Raststätte in Edison.«
»Wäre es möglich, dass er einige Zigaretten hier in Burg abgeladen hat?«
Es herrschte einen Moment Schweigen. »Du denkst jetzt bestimmt an Dougie Kruper, oder?«, fragte Connie.
Ich klappte das Handy zu, gab Gas und raste zu Dougster. Ich klopfte erst gar nicht an, als Bob und ich vor der Tür standen, wir stürmten gleich ins Haus.
»He«, begrüßte uns Mooner, gemächlich aus der Küche spazierend, in der einen Hand einen Löffel, in der anderen eine offene Konservendose. »Ich esse gerade zu Mittag.Willst du auch was von dem orange-braunen Zeug aus der Dose? Ich habe genug da. Shop & Bag hat eine Verkaufsaktion für Dosen ohne Etiketten, zwei Stück zum Preis von einer.«
Ich war die Treppe schon halb hochgerannt. »Nein, danke. Ich will mir noch mal Dougies Warenlager ansehen. Hat er noch mehr als nur diese eine Fracht bekommen?«
»Ja. Vor ein paar Tagen hat so ein alter Typ einige Kisten geliefert. Nichts Besonderes. Nur ein paar Kisten.«
»Weißt du, was in den Kisten drin ist?«
»Qualitätsglimmstängel. Willst du welche haben?«
Ich bahnte mir meinen Weg durch die Hehlerware im dritten Schlafzimmer und entdeckte die Kiste mit Zigaretten. Verdammt.
»Das ist aber gar nicht gut«, sagte ich zu Mooner.
»Ich weiß. Die bringen einen um. Gras bekommt einem besser.«
»Superhelden rauchen kein Gras«, sagte ich.
»Unmöglich!«
»Ehrlich. Wenn man Drogen nimmt, kann man kein Superheld sein.«
»Als Nächstes behauptest du noch, sie würden auch kein Bier trinken.«
Schwere Frage. »Bei Bier weiß ich es nicht so genau.«
»Reinfall.«
Ich versuchte mir Mooner im nüchternen Zustand vorzustellen, aber da versagte meine Phantasie. Würde er auf einmal nur noch im dreiteiligen Anzug herumlaufen? Würde er die Republikaner wählen?
»Du musst das Zeug loswerden«, sagte ich.
»Meinst du, ich soll es verkaufen?«
»Nein. Du sollst es loswerden.Wenn die Polizei herkommt, wirst du wegen Aneignung fremden Eigentums angezeigt.«
»Die Polizei ist andauernd hier. Die zählt zu Dougies besten Kunden.«
»Ich meine, wenn sie in offizieller Angelegenheit herkommt. Im Rahmen der Ermittlungen,
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