Mitten ins Herz - Roman
hinter sauberen Gardinen bewegten. Zweimal fuhren wir die Cherry Street ab, dann nahmen wir uns den Rest des Viertels vor, unterteilten es in Planquadrate.
Wir entdeckten viele große alte Autos, aber wir sahen keinen großen alten Cadillac, und Eddie DeChooch sahen wir auch nicht.
»Nichts unversucht lassen«, sagte ich zu Bob, ein Rechtfertigungsversuch für die verschwendete Zeit.
Bob sah mich mit einem Blick an: Wie du willst. Er steckte den Kopf durchs Fenster und sah sich nach süßen Minipudeln um.
Ich bog in die Olden Avenue, Richtung Heimat. Gerade wollte ich die Greenwood kreuzen, da glitt Eddie DeChooch in seinem weißen Caddy vorbei, in die entgegengesetzte Richtung.
Mitten auf der Kreuzung vollführte ich eine Kehrtwende. Die Rushhour stand bevor, und es fuhren viele Autos auf der Straße. Zu dutzenden lehnten sich die Fahrer aus dem Fenster, hupten und machten mir Zeichen mit der Hand. Ich drängelte mich in denVerkehrsstrom und versuchte gleichzeitig, Eddie im Blickfeld zu behalten. Er war etwa zehn Autos weiter vorne. Ich sah, wie er den Wagen in die State Street lenkte, Richtung Innenstadt. Als ich die Kehrtwende endlich geschafft hatte, hatte ich Eddie aus den Augen verloren.
Ich kam nach Hause, und zehn Minuten später schellte Joe an der Tür.
»Was haben denn die Blumen draußen im Treppenhaus zu bedeuten?«, wollte er wissen.
»Die hat Ronald DeChooch mir geschickt. Mehr will ich dazu nicht sagen.«
Morelli sah mich eine Sekunde an. »Muss ich ihn erschießen?«
»Er leidet unter der Einbildung, dass wir beide uns zueinander hingezogen fühlen.«
»Unter der Einbildung leiden viele.«
Bob trottete zu Morelli und stupste ihn an, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Morelli umarmte Bob und streichelte ihm übers Fell. Der Glückspilz.
»Ich habe Eddie heute gesehen«, sagte ich.
»Und?«
»Ich habe ihn wieder aus den Augen verloren.«
Morelli grinste. »Berühmte Kopfgeldjägerin lässt alten Kerl entwischen - zweimal.« Er schloss die Lücke zwischen uns und schlang seine Arme um mich. »Brauchst du Trost?«
»An was hast du gedacht?«
»Wie viel Zeit haben wir?«
Ich stieß einen Seufzer aus. »Es reicht nicht.« Wehe, ich kam fünf Minuten zu spät zum Abendessen nach Hause: Die Spagetti wären labbrig, das Schmorfleisch wäre trocken, und alles wäre meine Schuld. Ich hätte allen das Abendessen verdorben. Wieder mal. Meine perfekte Schwester Valerie dagegen hatte uns nie ein Abendessen verdorben. Meine Schwester Valerie war so klug, tausende Kilometer weit weg zu ziehen, ans andere Ende des Landes. Das nenne ich perfekt.
Meine Mutter machte Joe und mir die Tür auf, und Bob, mit schlappenden Ohren und strahlenden Augen, sprang sofort ins Haus.
»Ach, ist er nicht niedlich?«, sagte Grandma. »Zum Knuddeln.«
»Stell den Kuchen oben auf den Kühlschrank«, sagte meine Mutter. »Und wo ist das Schmorfleisch? Lass den Hund ja nicht in die Nähe von dem Schmorfleisch.«
Mein Vater saß bereits am Tisch, den Blick auf das Schmorfleisch gerichtet, das Endstück des Fleischklopses im Visier.
»Was ist denn nun mit der Hochzeit?«, fragte Grandma, als wir alle am Tisch saßen und in unserem Essen herumstocherten. »Ich war gerade im Schönheitssalon, und die Mädchen wollten den Termin wissen. Und ob wir schon einen Saal gemietet hätten. Marilyn Biaggi wollte damals für den Polterabend ihrer Tochter Carolyn die Feuerwache haben, aber die war für den Rest des Jahres ausgebucht.«
Meine Mutter sah heimlich auf meinen Ringfinger. Es steckte immer noch kein Ring daran. Genau wie gestern. Meine Mutter presste die Lippen zusammen und schnitt ihre Scheibe Fleisch in kleine Stücke.
»Wir überlegen noch einen Termin«, sagte ich, »aber wir haben uns noch für keinen festen entschieden.« Eine faustdicke Lüge. Wir hatten noch nie über einen Termin gesprochen. Jedes Gespräch über einen möglichen Termin hatten wir wie die Pest gemieden.
Morelli legte einen Arm um meine Schultern. »Steph hat vorgeschlagen, die Hochzeit sausen zu lassen und einfach so zusammenzuleben, aber ich halte das für keine gute Idee.« Auch Morelli konnte lügen, dass sich die Balken bogen, und manchmal hatte er einen üblen Sinn für Humor.
Meine Mutter atmete geräuschvoll ein und spießte ein Stück Fleisch so heftig auf, dass ihre Gabel klirrend gegen das Porzellan stieß.
»Das soll ja heutzutage modern sein, habe ich gehört«, sagte Grandma. »Ich kann darin nichts Schlimmes
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