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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Hintergrund so viel Geschrei war.«
    »Was denn für ein Geschrei?«
    »War bestimmt nur der Fernseher. Valerie und Steven schreien sich nie an. Die beiden sind das perfekte Paar. Und die Mädchen sind perfekte kleine Damen.«
    Würg!
    »Hat sie gesagt, ich soll zurückrufen?«, fragte meine Mutter.
    »Davon war nicht die Rede. Irgendwas ist dazwischengekommen, und wir wurden unterbrochen.«
    Grandma richtete sich in ihrem Stuhl auf.Von ihrem Platz aus konnte sie durchs Wohnzimmer nach draußen auf die Straße blicken, und etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.
    »Vor unserem Haus hält ein Taxi«, sagte sie.

    Wir reckten die Hälse, um das Taxi zu sehen. In Burg ist ein Taxi, das vor einem Haus hält, eine große Attraktion.
    »Du liebe Güte!«, sagte Grandma. »Ich könnte schwören, dass das Valerie ist, die aus dem Taxi steigt.«
    Wir sprangen alle von unseren Sitzen und gingen zur Tür, da stürzten meine Schwester und ihre Kinder auch schon ins Haus.
    Valerie ist zwei Jahre älter als ich und drei Zentimeter kleiner. Wir haben beide lockiges braunes Haar, nur hat Valerie ihr Haar blond gefärbt und trägt es kurz, à la Meg Ryan. Anscheinend ist das üblich in Kalifornien.
    Als wir noch klein waren, aß Valerie gerne Vanillepudding, sie hatte gute Schulnoten, und ihre weißen Turnschuhe waren immer sauber. Ich aß gerne Schokoladenkuchen, der Hund fraß meine Schulhefte, und meine Knie waren immer aufgeschlagen.
    Valerie heiratete direkt nach ihrem Collegeabschluss und wurde gleich schwanger. Eigentlich bin ich neidisch. Ich heiratete auch und ließ mich gleich wieder scheiden. Ich war natürlich an einen idiotischen Weiberheld geraten, Valerie dagegen an einen echt netten Kerl. Es blieb Valerie überlassen, Mister Perfect zu finden.
    Meine Nichten sehen so aus wie Valerie, bevor Valeries Meg-Ryan-Phase begann. Lockiges braunes Haar, große braune Augen und der Teint mit einem etwas stärkeren italienischen Einschlag als bei mir. In Valeries Genpol hat das Ungarische kaum überlebt, und zu ihren Töchtern Angie und Mary Alice ist noch weniger durchgesickert. Angie ist neun und geht auf die vierzig zu, und Mary Alice glaubt, sie sei ein Pferd.
    Meine Mutter war tränenselig, die Hormone kochten hoch, sie drückte die Kinder an sich und gab Valerie einen
Kuss. »Ich kann es gar nicht glauben«, rief sie andauernd aus. »Ich kann es gar nicht glauben. So eine Überraschung. Ich hatte keine Ahnung, dass du uns besuchen willst.«
    »Ich habe angerufen«, erklärte Valerie. »Hat Grandma euch das nicht gesagt?«
    »Ich habe dich am Telefon nicht verstanden«, sagte Grandma. »Es war immerzu Krach, und dann wurden wir getrennt.«
    »Jedenfalls bin ich jetzt da«, sagte Valerie.
    »Rechtzeitig zum Abendessen«, stellte meine Mutter fest. »Ich habe einen leckeren Schmorbraten, und zum Nachtisch gibt es Kuchen.«
    Hektisches Gewusel brach aus, wir holten mehr Stühle und stellten noch zusätzliche Teller und Gläser auf den Tisch. Das Abendessen entwickelte sich zu einer regelrechten Party, es herrschte eine Stimmung wie an einem Feiertag.
    »Wie lange willst du bleiben?«, fragte meine Mutter.
    »Bis ich genug Geld beisammen habe, um ein Haus zu kaufen«, sagte Valerie.
    Mein Vater erbleichte.
    Meine Mutter war entzückt. »Willst du zurück nach New Jersey ziehen?«
    Valerie suchte sich ein mageres Stück Fleisch aus. »Das scheint mir das Beste zu sein.«
    »Wurde Steve versetzt?«, fragte meine Mutter.
    »Steve kommt nicht nach.« Mit einem chirurgischen Schnitt trennte Valerie das einzige Fitzelchen Fett ab, das an dem Fleisch hing. »Steve hat mich verlassen.«
    Dahin war die Feiertagsstimmung.
    Morelli war der Einzige, der sein Besteck nicht absetzte. Ich sah ihn von der Seite an und glaubte festzustellen, dass er krampfhaft ein Lachen unterdrückte.

    »Das kann einem echt die Laune vermiesen«, sagte Grandma.
    »Dich verlassen?«, wiederholte meine Mutter. »Was meinst du damit, er hätte dich verlassen? Du und Steve, ihr passt doch perfekt zusammen.«
    »Das habe ich auch immer gedacht. Ich weiß nicht, was schief gelaufen ist. Ich dachte, alles ist bestens zwischen uns, und dann auf einmal, husch , und er ist weg.«
    »Husch?«, sagte Grandma.
    »Einfach so«, antwortete Valerie. »Husch.« Sie biss sich auf die Unterlippe, damit nicht auffiel, dass sie bebte.
    Meine Mutter, mein Vater und ich gerieten bei dem Anblick der bebenden Lippe in Panik. Gefühlsausbrüche sind nicht unsere Art. Unsere Art ist

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