Mitten ins Herz - Roman
mit Ranger. Es ehrt Mary Maggie, dass keine Gesichtsröte und kein Gestottere folgten. Ihre Aufmerksamkeit wanderte von Ranger zu mir. »Sie schon wieder«, sagte sie.
Ich winkte ihr mit einem Finger zu.
»Was haben Sie denn mit Ihrem Auge gemacht?«
»Kleine Auseinandersetzung um einen Parkplatz.«
»Sieht aus, als hätten Sie verloren.«
»Aussehen kann täuschen«, sagte ich. In diesem Fall nicht unbedingt, aber manchmal.
»DeChooch ist gestern Abend in der Stadt herumgefahren«, sagte Ranger. »Vielleicht haben Sie ihn ja gesehen.«
»Nö.«
»Er fuhr Ihren Wagen, und er war in einen Unfall verwickelt. Mit Fahrerflucht.«
An Mary Maggies Gesichtsausdruck war deutlich zu erkennen, dass sie zum ersten Mal von diesem Unfall hörte.
»Das liegt an seinen Augen. Er dürfte abends gar nicht fahren«, erklärte sie.
Sag bloß? Von seinem Geisteszustand ganz zu schweigen, danach hätte er überhaupt nichts auf der Straße zu suchen. Der Mann ist verrückt.
»Jemand verletzt?«, fragte Mary Maggie.
Ranger schüttelte den Kopf.
»Sie rufen uns doch an, wenn Sie ihn sehen, oder?«, sagte ich.
»Natürlich«, sagte Mary Maggie.
»Die ruft uns bestimmt nicht an«, sagte ich zu Ranger, als wir im Aufzug waren.
Ranger sah mich nur stoisch an.
»Was ist?«, fragte ich.
»Nur Geduld.«
Die Aufzugtüren öffneten sich zur Tiefgarage, und ich sprang aus der Kabine. »Geduld? Mooner und Dougie werden vermisst, und ich hab Joyce Barnhardt im Nacken. Wir fahren herum und reden mit Leuten, aber wir erfahren nichts, und nichts passiert, und anscheinend kümmert es überhaupt keinen.«
»Wir hinterlassen Nachrichten. Üben Druck aus. Wenn
man an der richtigen Stelle Druck ausübt, schlüsselt sich allmählich alles auf.«
»Hm«, sagte ich, immer noch mit dem Gefühl, dass wir nichts erreicht hatten.
Ranger schloss den Wagen mit der Fernbedienung auf. »Gefällt mir nicht, wie das Hm klingt.«
»Das mit dem Druck ausüben ist für mich ein bisschen - unverständlich.«
Wir waren allein in der Tiefgarage, nur Ranger und ich und zwei Parkdecks aus Beton voller Autos. Der ideale Schauplatz für einen Bandenmord oder einen Überfall von einem geistesgestörten Vergewaltiger.
»Unverständlich«, wiederholte Ranger.
Er packte mich am Jackenkragen, zog mich an sich und küsste mich. Seine Zunge berührte meine Zunge, und ich verspürte eine Glut wie knapp vor dem Höhepunkt. Seine Hände glitten unter meine Jacke und umkreisen meine Taille. Hart drückte er sich an mich. Plötzlich zählte gar nichts mehr, außer einem von Ranger ausgelösten Orgasmus. Ich wünschte ihn mir. Jetzt. Eddie DeChooch konnte mich mal. Irgendwann in naher Zukunft würde er sowieso gegen ein Brückengeländer fahren, und damit wäre der Fall erledigt.
Ja, aber was ist mit der Hochzeit?, murmelte eine leise Stimme tief in meinem Gehirn.
Halt die Klappe, sagte ich zu der Stimme. Das soll mich jetzt nicht kümmern.
Und deine Beine?, fragte die Stimme. Hast du dir heute Morgen die Beine rasiert?
Meine Fresse, ich bekam kaum Luft vor lauter Gier nach diesem blöden Orgasmus, und dann sollte ich mir auch noch einen Kopf um meine Beine machen? Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Womit hatte ich das verdient? Wieso bin ich
diejenige, die sich Gedanken wegen der Haare an meinen Beinen macht? Wieso sind es immer die Frauen, die sich Gedanken wegen der dämlichen Haare machen?
»Erde an Stephanie«, sagte Ranger.
»Zählt es als Vorschuss auf die Festnahme von DeChooch, wenn wir es jetzt miteinander machen?«
»Wir machen es nicht miteinander.«
»Warum nicht?«
»Wir befinden uns in einer Tiefgarage. Und wenn ich dich erst mal hier rausgeschafft habe, hast du deine Meinung geändert.«
Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Worum geht’s dann dabei?«
»Es geht darum, dass man mit dem richtigen Druck den Abwehrmechanismus eines Menschen knacken kann.«
»Soll das heißen, das Ganze eben war nur eine Vorführung? Du hast mich in diesen - Zustand - versetzt, nur um etwas zu beweisen?«
Er hielt noch immer meine Taille umschlungen, drückte mich an sich. »Wie ernst ist der Zustand denn?«, fragte er.
Ein klein wenig ernster, und ich würde spontan innerlich verbrennen. »Nicht allzu ernst«, antwortete ich.
»Lügner.«
»Und wie ernst steht es bei dir?«
»Erschreckend ernst.«
»Du komplizierst mein Leben.«
Er hielt mir die Autotür auf. »Steig ein. Als Nächster steht Ronald DeChooch auf unserer Liste.«
Der vordere der
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