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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Moralkodex, der nicht hundertprozentig mit unserem Rechtssystem übereinstimmt. Ich habe keinen blassen Schimmer, wer er eigentlich ist, aber ich mag ihn.
    Das Snake Pit hatte noch nicht geöffnet, aber auf dem kleinen Parkplatz neben dem Gebäude standen Autos, und die Eingangstür war nur angelehnt. Ranger stellte seinen Wagen neben einem schwarzen BMW ab, und wir gingen hinein. Eine Putztruppe war gerade dabei, die Theke zu polieren und den Fußboden zu wischen. An der Seite standen drei muskelbepackte Kerle, tranken Kaffee und unterhielten sich, wahrscheinlich Wrestler, die die Abfolge der Kämpfe besprachen.
Ich verstand, warum Grandma von ihren Bingospielen früher aufbrach, um ins Snake Pit zu gehen: Die Aussicht, dass einem oder mehreren der Kaffeetrinker in dem Schlammbad die Unterwäsche vom Leib gerissen wurde, hatte etwas Reizvolles. Eigentlich finde ich ja, dass nackte Männer komisch aussehen mit ihrem baumelnden Gehänge zwischen den Beinen. Trotzdem, die Neugier überwiegt. Es ist wie bei Autounfällen, wo man auch wie gebannt hinguckt, obwohl man genau weiß, dass das, was man zu sehen kriegt, schrecklich ist.
    An einem Tisch saßen zwei Männer, die eine Tabellenkalkulation überprüften, jedenfalls sah es so aus. Die beiden waren über fünfzig, hatten fitnessgestählte Körper, trugen bequeme Baumwollhosen und dünne Pullover. Sie schauten auf, als wir eintraten. Einer der beiden grüßte Ranger.
    »Dave Vincent und sein Buchprüfer«, sagte Ranger zu mir. »Vincent ist der in dem beigen Pullover, der mir zugenickt hat.«
    Wie geschaffen für das Haus in Princeton.
    Vincent erhob sich und kam uns entgegen. Er lächelte, als er mein Auge von nahem sah. »Sie müssen Stephanie Plum sein.«
    »Ich hätte sie erledigen können«, sagte ich. »Sie hat mich kalt erwischt. Es war ein Versehen.«
    »Wir suchen Eddie DeChooch«, wandte sich Ranger an Vincent.
    »Alle Welt sucht Eddie DeChooch«, erwiderte Vincent. »Der Kerl ist durchgeknallt.«
    »Wir dachten, er würde vielleicht Kontakt zu seinen Geschäftspartnern halten.«
    Dave Vincent zuckte die Achseln. »Ich habe ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.«

    »Er fährt Mary Maggies Auto.«
    Vincent reagierte einigermaßen genervt. »In Privatangelegenheiten meiner Angestellten mische ich mich nicht ein. Wenn Mary Maggie DeChooch einen Wagen leihen will, dann ist das ihre Sache.«
    »Falls sie ihn irgendwo versteckt, wird es zu meiner Sache«, konterte Ranger.
    Wir machten kehrt und gingen.
    »Na«, sagte ich, als wir am Auto waren. »Das lief ja ganz gut.«
    Ranger grinste mich an. »Das werden wir sehen.«
    »Was jetzt?«
    »Jetzt sind Benny und Ziggy dran. Die sind in ihrem Klub.«
     
    »Oje«, entfuhr es Benny, als wir vor der Tür standen. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    Ziggy stand einen Schritt hinter ihm. »Wir haben nichts damit zu tun.«
    »Womit?«
    »Mit allem«, sagte Ziggy. »Wir haben nichts mit alledem zu tun.«
    Ranger und ich sahen uns an.
    »Wo ist er?«, fragte ich Ziggy.
    »Wer?«
    »Mooner.«
    »Ist das eine Fangfrage?«
    »Nein«, sagte ich. »Das ist ehrlich gemeint. Mooner wird vermisst.«
    »Ganz bestimmt?«
    Ranger und ich fixierten die beiden schweigend.
    »So eine Scheiße«, sagte Ziggy schließlich.

     
    Am Ende waren wir genauso schlau wie vorher. Abgesehen davon, dass ich mir wie in einer Abbott-und-Costello-Nummer vorkam.
    »Das lief ja fast so gut wie das Gespräch mit Dave Vincent«, sagte ich zu Ranger.
    Wieder erntete ich ein Lächeln. »Steig ein. Als Nächstes statten wir Mary Maggie einen Besuch ab.«
    Ich salutierte und stieg in den Wagen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass wir hier irgendwas erreichten, aber es machte Spaß, an so einem schönen Tag mit Ranger herumzukutschieren. Es befreite mich von jeglicher Verantwortung. Ich war eindeutig die Untergebene, und ich fühlte mich beschützt. In Begleitung von Ranger würde es niemand wagen, auf mich zu schießen, und wenn doch, würde ich ganz sicher nicht daran sterben, davon ging ich aus.
    Schweigend fuhren wir zu Mary Maggies Haus, parkten in zweiter Reihe vor ihrem Porsche und glitten mit dem Aufzug in den sechsten Stock.
    Mary Maggie kam nach dem zweiten Klingeln an die Tür. Ihr stockte der Atem, als sie uns sah, und sie wich einen Schritt zurück. Normalerweise ließe sich so etwas als ein Zeichen von Angst oder Schuldgefühlen auslegen, in diesem Fall jedoch handelte es sich um die gängige weibliche Reaktion auf ein Zusammentreffen

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