Mitten ins Herz - Roman
klang, als würden sie auf Kochtöpfe schlagen.
»Was ist denn bei euch los?«, rief ich ins Telefon.
»Deine Schwester ist bei einem Vorstellungsgespräch, und die Mädchen veranstalten einen Umzug durchs Haus.«
»Hört sich an, als wäre der Dritte Weltkrieg ausgebrochen. Ist Mooner heute Morgen bei euch aufgekreuzt?«
»Nein. Ich habe ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Er ist ein bisschen seltsam, findest du nicht? Weißt du genau, dass er keine Drogen mehr nimmt?«
Ich ließ den Zettel für Mooner an meiner Wohnungstür kleben und machte mich auf den Weg ins Büro. Connie und Lula saßen an Lulas Schreibtisch und blickten auf die Tür zu Vinnies privatem Kuschelnest.
Connie bedeutete mir still zu sein. »Joyce ist da drin, mit Vinnie«, flüsterte sie. »Jetzt machen sie schon zehn Minuten miteinander rum.«
»Du hättest dabei sein sollen, als es losging und Vinnie muhte wie eine Kuh. Wahrscheinlich hat Joyce ihn wieder gemolken«, sagte Lula.
Hinter der Tür war ein Grunzen und Stöhnen zu vernehmen. Das Grunzen hörte auf, und Lula und Connie beugten sich gespannt vor.
»Jetzt kommt meine Lieblingsszene«, sagte Lula. »Hiernach
fangen sie immer mit dem Hinternversohlen an, und Joyce bellt wie ein Hund.«
Ich drückte ebenfalls mein Ohr an die Tür, lauschte auf die Schläge, wollte hören, wenn Joyce wie ein Hund bellte. Irgendwie war ich peinlich berührt, konnte mich aber auch nicht losreißen.
Plötzlich zog jemand unsanft an meinem Pferdeschwanz. Ranger hatte sich hinter mich gestellt und an den Haaren gepackt. »So sieht also deine Suche nach Mooner aus.«
»Psst! Ich will hören, wenn Joyce wie ein Hund bellt.«
Ranger drückte sich fest an mich, und ich spürte, wie die Wärme seines Körpers auf meinen überging. »Lohnt nicht, darauf zu warten, Babe.«
Man hörte einen Klaps, ein Kreischen, dann herrschte Stille.
»Das hat Spaß gemacht«, sagte Lula, »aber die Unterhaltungsshow hat ihren Preis. Joyce betritt Vinnies Arbeitszimmer nur, wenn sie was von ihm will. Und im Augenblick gibt es nur einen einzigen einträchtigen Fall von Kautionsflucht.«
Ich sah Connie an. »Eddie DeChooch? Vinnie würde den Fall doch nicht Joyce übergeben, oder?«
»Normalerweise begibt er sich immer nur dann unter Niveau, wenn Verkehr mit Pferden dabei herausspringt«, sagte Connie.
»Genau, Pferdesex ist der Fahrschein zum Erfolg«, sagte Lula.
Die Tür öffnete sich, und Joyce stolzierte heraus. »Ich brauche die Unterlagen zum Fall DeChooch«, sagte sie.
Ich stürzte mich auf sie, aber Ranger hielt mich immer noch an den Haaren fest, deswegen kam ich nicht weit. »Vinnie«, schrie ich, »komm sofort her!«
Die Tür zu Vinnies privatem Arbeitszimmer wurde zugeknallt, und man hörte das Schloss einrasten.
Lula und Connie sahen Joyce hasserfüllt an.
»Das kann dauern, bis wir die Unterlagen komplett haben«, sagte Connie. »Einige Tage.«
»Kein Problem«, sagte Joyce. »Ich melde mich wieder.« Sie warf mir einen Blick zu. »Hübsches Auge. Sehr attraktiv.«
Ich musste unbedingt mal wieder Bob in ihrem Vorgarten sein Geschäft verrichten lassen. Vielleicht konnte ich mich auch in ihr Haus schleichen und Bob auf ihr Bett scheißen lassen.
Ranger ließ meinen Pferdeschwanz los, nur seine Hand blieb in meinem Nacken liegen. Ich versuchte ruhig zu bleiben, aber der Körperkontakt ließ mich vibrieren, bis hinunter zu meinen Zehen und den Zwischenräumen.
»Von meinen Informanten hat keiner jemanden gesehen, auf den Mooners Beschreibung passen würde«, sagte Ranger. »Ich finde, wir sollten mit Dave Vincent über die Sache reden.«
Lula und Connie sahen zu mir herüber. »Was ist mit Mooner?«
»Er ist verschwunden«, sagte ich. »Genau wie Dougie.«
8
Ranger fuhr einen schwarzen Mercedes, der aussah, als wäre er gerade aus dem Verkaufsraum gerollt. Rangers Autos waren immer schwarz, immer neu und immer fragwürdiger Herkunft. An der Blende klemmten ein Piepser und ein Handy, und unter dem Armaturenbrett befand sich ein Polizeiscanner. Außerdem wusste ich aus eigener Erfahrung, dass irgendwo im Auto eine Schrotflinte mit abgesägtem Lauf und ein Sturmgewehr versteckt waren und dass an seinem Gürtel eine Halbautomatik steckte. Ranger ist einer der wenigen Zivilisten in Trenton, die verdeckt Waffen tragen dürfen. Er besitzt Bürogebäude in Boston, hat eine Tochter in Florida aus einer gescheiterten Ehe, war als Söldner in weltweitem Einsatz und verfügt über einen
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