Mitten ins Herz - Roman
Mary Maggie oben vorzuknöpfen.«
Scheiße. Ich kenne Joyce. Ich durfte miterleben, wie sie vorgeht. Die stürmt die Bude mit gezückter Pistole, durchsucht ein Zimmer nach dem anderen, überzeugt von ihrer
Sache. Genau das Verhalten, das Kopfgeldjäger in Verruf bringt. Aber was noch viel schlimmer ist: Manchmal führt es zu Ergebnissen. Sollte Eddie DeChooch sich unter Mary Maggies Bett verstecken, Joyce würde ihn aufstöbern.
Ihren Partner konnte ich aus der Entfernung nicht erkennen. Die beiden trugen schwarze Cargohosen und schwarze T-Shirts mit dem signalgelben Aufdruck KAUTIONSDETEKTIV auf dem Rücken.
»Junge, Junge«, sagte Lula. »Die haben ja Uniformen. Wieso haben wir eigentlich keine Uniformen?«
»Weil wir nicht wie zwei Hampelmänner aussehen wollen.«
»Stimmt. Die Antwort habe ich gesucht.«
Ich sprang aus dem Auto und rief: »He, Joyce! Warte mal. Ich will mit dir reden.«
Joyce drehte sich überrascht um. Sie kniff die Augen zusammen, als sie mich erkannte, und sagte etwas zu ihrem Partner, aber ich konnte den Wortwechsel nicht verstehen. Joyce drückte den Aufwärtsknopf, die Aufzugtüren öffneten sich, und Joyce und ihr Partner verschwanden.
Sekunden nachdem sich die Türen geschlossen hatten, standen Lula und ich vor dem Aufzug. Wir drückten auf den Knopf und warteten ein paar Minuten.
»Weißt du, was ich glaube?«, sagte Lula. »Ich glaube, dieser Aufzug kommt gar nicht mehr. Ich glaube, Joyce hat ihn blockiert.«
Wir gingen die Treppe hoch, zuerst schnell, dann immer langsamer.
»Irgendwas ist mit meinen Beinen«, sagte Lula im vierten Stock. »Die fühlen sich an wie Gummi. Sie wollen nicht mehr laufen.«
»Einfach weitergehen!«
»Du hast gut reden. Du hast ja nur Haut und Knochen zu tragen. Guck dir an, was ich mit mir herumschleppen muss.«
Ich hatte überhaupt nicht gut reden. Ich schwitzte, und ich konnte kaum atmen. »Wir müssen wieder in Form kommen«, sagte ich zu Lula. »In ein Fitnessstudio gehen oder so.«
»Lieber verbrenne ich mich selbst.«
Lula sprach mir aus der Seele.
Im sechsten Stock taumelten wir von der Treppe in den Hausflur. Mary Maggies Wohnungstür stand offen, und Mary Maggie und Joyce brüllten sich an.
»Wenn Sie nicht sofort verschwinden, rufe ich die Polizei«, schrie Mary Maggie.
»Ich bin von der Polizei«, schrie Joyce zurück.
»Ach ja? Und wo ist Ihre Marke?«
»Die hängt hier an dieser Halskette.«
»Die ist gefälscht. Die haben Sie aus dem Versandhaus. Sie können mir viel erzählen. Ich rufe jetzt die Polizei und sage, Sie würden sich als Bulle ausgeben.«
»Ich gebe mich als gar nichts aus«, sagt Joyce. »Ich habe nicht gesagt, ich sei von der Polizei in Trenton . Ich bin von der Kautions polizei.«
»Du bist von der Kamel polizei«, sagte Lula keuchend.
Jetzt, aus der Nähe, erkannte ich auch Joyce’ Partner. Es war Janice Molnari. Mit Janice war ich zusammen zur Schule gegangen. Eigentlich war sie ganz in Ordnung, ich fragte mich nur, wie sie an Joyce geraten war.
»Hallo, Stephanie«, sagte Janice. »Lange nicht gesehen.«
»Seit Loretta Beebers Polterabend.«
»Wie geht’s?«
»Ganz gut. Und selbst?«
»Ganz gut. Meine Kinder gehen jetzt zur Schule, deswegen
habe ich mir gedacht, ich versuch’s mal mit einem Halbtagsjob.«
»Wie lange arbeitest du schon für Joyce?«
»Seit zwei Stunden«, sagte Janice. »Das ist mein erster Job.«
Joyce trug eine an den Oberschenkel geschnallte Seitenwaffe, und sie hielt bereits die Hand darauf. »Was hast du denn hier verloren, Plum? Spionierst du mir etwa nach, um dir anzugucken, wie es gemacht wird?«
»Jetzt reicht’s«, sagte Mary Maggie. »Raus hier. Allesamt. Sofort. «
Joyce schubste Lula zur Tür. »Hast du nicht gehört? Beweg dich!«
»He«, sagte Lula und schlug ihr mit der Hand auf die Schulter. »Mach mich nicht an.«
»Du sollst dich bewegen, Jauchefass«, sagte Joyce.
»Lieber Jauchefass als Krabbenkotz-Chop-Suey und Hundescheiße«, sagte Lula.
Joyce schnappte nach Luft. »Woher weißt du das? Das habe ich dir doch gar nicht erzählt.« Ihre Augen weiteten sich. »Ach so! Du warst das! Du hast das gemacht!« Außer der Pistole trug Joyce noch einen Allzweckgürtel, bestückt mit Handschellen, Pfefferspray, Elektroschocker und Schlagstock. Sie zog den Elektroschocker und schaltete ihn ein. »Dafür wirst du büßen. Ich werde dich so lange hiermit traktieren, bis die Batterie alle ist und du nur noch ein Eimer Flüssigfett bist.«
Lula sah
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